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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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steckten nah beieinander. Das dritte befand sich weiter hinter ihnen und ein Stück rechts von dem Schwert, das ihm am nächsten war. Das vierte müßte ein Stück links hinter dem anderen plaziert werden, und das fünfte den Eingang völlig verschließen.
    »Du darfst jetzt nicht aufgeben«, sagte Nicholas.
    Matthias schüttelte den Kopf. »Überrede Coulter dazu. Er soll es machen.«
    »Coulter kann nicht«, erwiderte Nicholas.
    »Ich auch nicht.« Matthias ließ die Hände sinken und enthüllte ein so bleiches Gesicht, wie es Nicholas in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte.
    Nicholas legte die Hände auf Matthias’ Schultern, wobei er die Arme nach oben strecken mußte. Matthias war dünn, beinahe abgemagert, fast so dünn wie Arianna. »Es ist unsere letzte Chance«, fuhr er Matthias an. »Wenn du es nicht tust, stirbst du durch die Hand des Schwarzen Königs.«
    Matthias schüttelte mit immer noch geschlossenen Augen den Kopf.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, ich sei derjenige, dem es an Mut fehlt«, sagte Nicholas.
    »Es geht nicht um Mut«, flüsterte Matthias, »sondern um Kraft.«
    »Gibt es denn nichts, was dir auf dieser Insel am Herzen liegt?« fragte Nicholas und schüttelte Matthias ein wenig. »Nichts, das du beschützen willst? Denn wenn du jetzt versagst, gewinnt der Schwarze König alles, inklusive dessen, woran dir etwas liegt.«
    Matthias öffnete die Augen. In ihnen lag eine Verletzlichkeit, die Nicholas noch nie zuvor aufgefallen war. »Es könnte mich das Leben kosten«, hauchte er.
    »Gut möglich«, erwiderte Nicholas. »Der Schwarze König wird es dir mit Sicherheit nehmen.«
    Matthias nickte. Dann wankte er zum Höhleneingang zurück, schloß die Augen, streckte die Arme aus, bis das Licht das zweite Schwert umfing.
    Nicholas stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er hatte Matthias zu diesem Schwert überredet, vielleicht auch zum dritten. Sein eigentliches Problem lag jedoch noch vor ihm. Was, wenn Matthias recht hatte? Was, wenn seine Kraft erschöpft war, wenn die Zeit gekommen war, die Schwerter zu benutzen?
    Was dann?

 
44
     
     
    Der dritte Schlag erschütterte das Schattenland so heftig, daß Arianna hinfiel. Dieses Schattenland war kleiner als das draußen, schmal und beengt. Ihr Rücken lehnte an einer Wand, die Füße stießen an die gegenüberliegende, und ihr Kopf streifte die Decke. Mehr als einmal hatte sie Gabe gefragt, was er sich dabei gedacht hatte, eine so winzige Büste zu errichten, aber bis jetzt war er ihr die Antwort schuldig geblieben.
    Sie erklärte es sich damit, daß er keine Entschuldigung dafür hatte, überhaupt nicht nachgedacht zu haben.
    Wenigstens war es lang und schmal, so daß sie an keinen der anderen stieß – bis auf eben jedenfalls. Bis zu diesem Stoß, der sie quer über den Boden gegen ihren Bruder geschleudert hatte.
    »Was war das?« fragte sie mit einer Stimme, von der sie hoffte, daß sie noch einigermaßen zumutbar klang.
    »Keine Ahnung«, lautete seine Antwort. Er starrte auf den Torkreis.
    Fledderer saß direkt neben dem Kreis und hielt den Blick fest darauf gerichtet. Leen hatte die Beine an den Körper angezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Ihre Augen waren geschlossen. Sie befolgte den Befehl von Ariannas Vater und schlief so fest, daß sie nicht einmal dieses zweite Gepolter geweckt hatte.
    »Du hast keine Ahnung?« fragte Arianna erstaunt. »Du hast keine Ahnung? Hattest du nicht gesagt, daß nichts von außerhalb diesen Ort in Mitleidenschaft ziehen kann?«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Gabe.
    »Wir berühren weder den Boden noch die Decke der Höhle«, mischte sich Fledderer ein. »Es kann also keine Erschütterung des Berges gewesen sein.«
    »Was denn?« fuhr ihn Arianna an. Ihr Herz raste. Ihr Vater war dort draußen. Coulter war dort draußen. Und sie saß hier drin und mußte warten. Untätig.
    »Ich denke, es war ein Ton«, sagte Fledderer.
    »Ein Ton? Wie soll ein Ton bis hier herein dringen?« Aris Stimme wurde lauter. Sie wußte, daß sie gereizt klang, aber sie machte sich Sorgen. Sie hatte Angst. Sie wollte nicht, daß ihrem Vater etwas zustieß. Trotz all ihres mutigen Geredes wußte sie nicht genau, was sie tun sollte.
    »Er dringt nicht herein«, sagte Fledderer. »Aber Töne lassen andere Dinge vibrieren, so wie bei einem Erdbeben.«
    »Vielleicht eine Waffe?« fragte Gabe.
    »Eine Explosion.« Leen hatte den Kopf gehoben. Ihre Augen sahen verschlafen aus, als hätte sie die

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