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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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bewußt geworden war, wie wichtig es war.
    Nicholas nickte.
    Solange es ging – und länger. Bis nichts mehr übrig war, mit Ausnahme der von den Fey unbehelligten Insel und seiner Kinder, die frei und ungehindert aufwachsen konnten.
    Er schloß die Augen, dachte an den Schwarzen König und an sonst nichts.

 
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    Rugad hatte gerade den rechten Fuß auf die geborstene Steinstufe gesetzt, als er es hörte. Ein nie zuvor vernommenes Tosen. Es war, als würde sämtliche Luft rings um ihn abgesaugt, und plötzlich spürte er das Kribbeln einer enormen Hitze.
    Die Schnitte, die ihm der Golem zugefügt hatte, schienen sich von seiner Haut zu erheben, eine Art gleichgesinnter Magie ausströmen zu wollen, als wären sie Hände, die auf ihn zeigten und ihn als Ziel bezeichneten, hierher, hierher!
    Der Schild wurde immer schwerer, und Rugad wußte, daß etwas nicht stimmte. Diese Hitze. Dieses Tosen. Die weggesaugte Luft.
    Und dann … der Geruch von Rauch.
    Feuer.
    Aber Nicholas konnte Feuer nicht kontrollieren. Niemand konnte das, mit Ausnahme von Hütern und Zaubermeistern.
    Zaubermeister.
    Aber Zaubermeister verfügten nicht über die Macht, ein Schattenland zu vernichten. Das war nur durch einen Angriff über eine magische Verbindung zu schaffen. Wie konnte sich Feuer entlang einer Verbindung fortbewegen? Was konnte etwas Derartiges zustande bringen?
    Er wollte über den Rand des Schildes spähen, wußte aber, daß er sich das nicht traute. Er selbst konnte ein Schattenland vernichten, wenn er Zeit genug dazu hatte, aber das spielte keine Rolle. Feuer war nicht Licht. Feuer ging durch Dinge hindurch und verzehrte sie. Es reflektierte nicht. Es fegte darüber, darunter und mitten hindurch.
    »Duckt euch!« schrie er, aber er wußte, daß es nichts half. Er wußte es, und trotzdem dehnte er den Schild zu einem vollständigen Schattenland aus und senkte es über sich und seine Truppe.
    Einen Augenblick mußte er überlegen – Durchlässig? Geschlossen? – und entschied sich dann für Geschlossen. Durchlässig ließ Luft hindurch. Das Feuer reiste womöglich mit der Luft, und das war ein zu großes Risiko. Über ein geschlossenes Schattenland sprang das Feuer vielleicht hinweg, so wie manchmal über Steine und Felsen.
    Ohne die Luft blieb ihnen drinnen nicht viel Zeit, und womöglich brachte sie die Hitze um, aber andernfalls erstickten sie vielleicht durch den Rauch.
    Er kniete auf allen vieren, das Schattenland drückte ihm auf den Rücken, den Kopf, die Füße, als ihm plötzlich der Boden einfiel. Er hatte das Schattenland nicht vierseitig gemacht, was diesmal unabdinglich war. Gerade als er dabei war, den Boden zu errichten, brachen die Flammen über sie herein.
    Sie schienen es auf ihn abgesehen zu haben. Er spürte, wie sie direkt vor ihm gegen die Wand krachten, sie erhitzten, sich durch sie hindurchfraßen.
    Er würde sterben.
    Rugad, der größte Krieger in der Geschichte der Fey, würde von der Hand eines Mannes sterben, der nicht einmal ein einziges Land erobert hatte, eines Mannes ohne magische Kräfte, eines Mannes, der nicht einmal ein Fey war.
    »Nein!« schrie Rugad, und mit der Kraft seines Geistes versuchte er, die Verbindung, auf der sich das Feuer bewegte, zu packen, versuchte es umzulenken und zurückzuschicken. Aber es wollte ihm nicht gelingen. Irgendwie schaffte es Nicholas, dem Feuer die geballte Kraft der Höhle dort oben mitzugeben, die gesamte Magie des Ortes kontrollierte dieses Feuer, und es zielte direkt auf Rugad.
    Er wußte es in dem Augenblick, in dem er die Verbindung anrührte.
    Das Feuer bäumte sich auf wie ein mitten im Galopp erschrecktes Pferd, und dann ging es zum Angriff über wie ein blutberauschter Fußsoldat.
    Rugad nahm sein innerstes Wesen zusammen und versuchte, auf seinen eigenen Verbindungen zu entkommen, irgendwohin, zu Bridge, seinem Enkel auf Nye, zu Seger in Jahn, egal wohin -
    Zu spät bemerkte er, daß das Feuer seine Magie aufzehrte. Es machte sich über seine Verbindungen her, als wären sie aus Zunder.
    Mit allerletzter Kraft schloß er seine Verbindungen, damit nicht noch jemand sterben mußte. Dann kauerte er sich an den blutroten Berg und spürte, wie er bei lebendigem Leib verbrannte.

 
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    Es war nichts mehr übrig. Nichts. Nicholas besaß kaum mehr die Kraft zum Ein- und Ausatmen. Seine Beine drohten unter ihm nachzugeben, aber sie wackelten jetzt schon so lange, daß er, als sie schließlich einknickten, nicht wußte, ob es daran lag,

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