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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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immerhin ein bißchen.
    Matthias hatte den Fuß der Treppe erreicht und ging eiligen Schrittes auf den Brunnen zu. Plötzlich wußte Nicholas, daß er Matthias nie wiedersehen würde.
    »Matthias!« rief er.
    Matthias blieb stehen, blickte auf, und durch ein täuschendes Spiel des rötlichen Lichts sah Nicholas den Mann, den er seit seiner Kinderzeit kannte. Den Freund seines Vaters, den gestrengen Lehrer, den peniblen Gelehrten, den Mann, der einst von Nicholas mehr verlangt hatte als jeder andere.
    Nicholas schluckte schwer. »Ich danke dir.«
    Matthias lächelte, nur ein wenig, und hob bestätigend die linke Hand. Dann drehte er sich um und setzte seinen Weg fort, vorbei an dem Brunnen und in die dahinterliegende Dunkelheit.
    Nicholas wartete einige Sekunden, bis Matthias’ Schritte im Plappern des Brunnens verhallt waren. Nicholas hatte recht gehabt. Er hatte der schrecklichen Macht dieses Ortes niemanden opfern müssen. Der Brunnen und seine Versuchungen waren ein Geheimnis, das er hüten würde.
    Dann sah er zu Coulter hinüber. Der Junge musterte ihn mit kummervollem Blick.
    »Es war eine offene Vision«, sagte er. »Der Schwarze König ist tot.«
    Nicholas nickte.
    »Ich hätte nicht geglaubt …« Coulters Stimme brach. »Ich meine, ich … Adrian …«
    »Ich weiß«, sagte Nicholas. »Jetzt ist alles gut.«
    Ja, jetzt war alles gut. Jetzt, nachdem es vorüber war.
    Er ging an Coulter vorbei, vorbei an Adrians Leichnam und hin zu den leeren Regalen und den Wandteppichen. Dort stand, so wie Matthias gesagt hatte, ein Glasfigürchen. Es sah anders aus als diejenigen, die weiter hinten standen.
    Er ging davor in die Hocke. Jewel befand sich darin. Er sah, wie sie ihr kleines Gesicht an das Glas preßte. Er wollte es berühren, aber er hatte Matthias versprochen, ihm genügend Zeit zu lassen.
    Nicholas würde ihm diese Zeit einräumen.
    »Noch ein paar Minuten, meine Liebe«, sagte er und lächelte sie an.
    Sie schlug hartnäckig gegen das Glas.
    »Sobald ich die Kinder befreit habe«, sagte er. »Sobald ich mich mit den versprengten Fey befaßt habe.«
    Nein, formten Jewels Lippen, aber er schüttelte den Kopf. Wenn sie Matthias immer noch umbringen wollte, mußte sie noch eine Weile dort drinnen ausharren. Nicholas würde seine Frau zurückbekommen. Wenn er Matthias’ Tod nicht verhinderte, erreichte Jewel vielleicht ihre drei Ziele – und würde abermals verschwinden.
    Beinahe hätte er sie ein zweites Mal verloren. Er würde alles tun, damit es nicht noch einmal geschah.
    Er warf ihr einen Handkuß zu. Sie stieß einen ziemlich drastischen Fey-Fluch aus, den er sogar ohne Ton verstand.
    Dann erhob er sich und eilte die Stufen hinab.
    Gemessen an seiner Erschöpfung während des Zaubers, wunderte er sich über seine verbliebene Energie. Es war, als hätte ihn der Tod des Schwarzen Königs irgendwie verjüngt. Unten angekommen, streckte er den Arm aus und stieß die Faust so in den Torkreis, wie es Gabe ihm gezeigt hatte.
    Arianna kam fast herausgestolpert, aber Fledderer erwischte sie noch und zog sie zurück. Erst als er selbst herausgespäht und Nicholas erblickt hatte, verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen.
    »War mir nicht ganz sicher, ob ich Euch wiedersehe«, sagte er.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Nicholas. »Geht es meinen Kindern gut?«
    Anstelle einer Antwort warf sich Arianna aus der Höhe des Tores in seine Arme. Er schlang beide Arme um sie und taumelte unter ihrem Gewicht.
    Nach ihr stieg Gabe heraus.
    »Der Schwarze König ist tot«, sagte Nicholas.
    »Wie das?« fragte Leen, als sie aus dem Schattenland kletterte.
    »Ich erzähle es euch bald. Zunächst müssen sich meine Kinder den Fey zeigen.«
    Arianna löste sich aus seiner Umarmung. »Warum?«
    »Weil du sie jetzt regierst, Ari«, sagte Nicholas. »Du und Gabe. Ihr seid die Erben des Schwarzen Throns.«
    Gabe schüttelte den Kopf. »Das kann ich unmöglich tun.«
    »Weshalb nicht?« fragte Nicholas.
    Er öffnete den Mund, schloß ihn wieder und blickte Ari an. »Du bist doch die Wilde.«
    »Und du der Erstgeborene.«
    »Du bist zum Regieren erzogen worden.«
    »Und du kennst die Fey.«
    »Ihr geht beide«, sagte Nicholas.
    »Nein«, erwiderte Gabe. »Ich habe dort drinnen nachgedacht und auch schon vorher. Ich bin nicht der Mann, der ein ganzes Imperium regiert. Arianna kann das. Sie ist darauf vorbereitet worden. Sie verfügt über das erforderliche Temperament.«
    »Das sagst du jetzt«, meldete sich Arianna zu Wort. »Aber du

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