Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
daß seine eigenen Beine oder die von Matthias kraftlos zusammenbrachen.
    Es spielte keine Rolle. Der Schock des Aufpralls brachte ihn dazu, die Augen aufzureißen.
    Das Feuer entströmte ihnen immer noch, Schweiß rann ihm über das Gesicht, aber er wußte nicht, ob das von der Hitze oder von der Anstrengung herrührte. Die gesamte Höhle war der reinste Brutofen, und er dachte schon, er bekomme keine Luft mehr, weil das Feuer die gesamte Luft aus der Höhle gesaugt habe.
    Schließlich fiel sein Blick auf Matthias, dessen Hand noch immer die seine umschlungen hielt. Matthias’ Locken klebten ihm am Kopf, sein Körper war schweißgebadet. Nach wie vor tropfte das rote Leuchten von ihren Händen auf den Boden. Die Farbe breitete sich wie eine Blutlache aus, und auch das ehedem weiße Licht in der Höhle nahm einen rötlichen Schimmer an.
    »Nicholas«, flüsterte Matthias, und Nicholas war sich nicht sicher, ob er die Worte hörte oder sie durch die Verbindung der Hände spürte, durch ihr raunendes, mit einem Mal vereintes Blut.
    Er wandte seinen Blick in die Richtung, in die Matthias schaute, und sah etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte.
    Es war, als hätte jemand ein Loch in die Luft gestanzt, um einen anderen Ort zu enthüllen. Nur daß dieser Ort nicht weit weg war … es war der Berghang, ein Stück weiter unten. Der Feuerstrom hatte sich auf eine bestimmte Stelle in einer länglichen Grauzone konzentriert, bei der es sich offensichtlich um ein Schattenland handelte, aber keines von der Art, wie Gabe sie geschaffen hatte. Das Feuer hatte sich durch die graue Masse hindurchgebrannt und machte sich an einem Mann innerhalb des Schattenlandes zu schaffen. Der Mann hob den Kopf, und einen Augenblick lang schien sogar das Feuer aufzuklaren.
    Nicholas kannte dieses Gesicht.
    Der Schwarze König.
    Dann schloß sich das Feuer über dem Gesicht des Mannes. Er fiel nach vorne und krümmte sich zusammen, als wollte er sich gegen die Flammen schützen, die über seine Kleidung und seine Haut herfielen. Er bewegte sich in der Feuersbrunst, aber er schrie nicht. Er stieß keinen einzigen Laut aus.
    Einige andere Gestalten um ihn herum brannten ebenfalls, andere versuchten die Flammen zu löschen. Wieder andere hatten die Hände an die Kehlen gelegt und würgten, als bekämen sie nicht genug Luft.
    Das Bild veränderte sich nicht, bis der Schwarze König sich nicht mehr rührte. Selbst dann brannte das Feuer noch weiter, durch die Haut, in die Knochen hinein. Am Ende würde nichts mehr von ihm übrig sein.
    Und dann kehrte die Luft in die Höhle zurück, als sei nichts geschehen. Die Vision war verschwunden.
    Matthias schloß die Faust, und der Feuerstrom riß ab. Es dauerte einen Moment, bis der Effekt die Juwelen erreicht hatte, aber dann war das Feuer vollständig verschwunden.
    Nicholas ließ sich mit hämmerndem Herzen auf dem Boden nieder. Noch immer spürte er den Austausch zwischen ihnen, aber jetzt kam er ihm nicht mehr so auszehrend vor. Er richtete den Blick auf ihre ineinander verkrallten Hände.
    »Ich glaube, es ist vorbei«, sagte er.
    Matthias nickte. Gleichzeitig lösten sie den Griff.
    Als ihre Hände voneinander loskamen, hallte ein kleiner Donner durch die Höhle, und etwas stürzte um. Es fiel klirrend auf den roten, glühenden Boden. Nicholas hob es mit seiner zitternden Rechten auf.
    Er hielt einen schwarzen Edelstein in der Hand, so perfekt wie jene, die er draußen verteilt hatte, und so groß wie diejenigen auf den Riesenschwertern selbst.
    »Haben wir das getan?« fragte Matthias. »Was ist das?«
    Augenscheinlich hatte ihr Führer vergessen, es ihnen zu erklären. Sie mußten ihn beim nächsten Mal danach fragen, wenn einer von ihnen oder sie beide ihm wieder begegneten. Nicholas ließ den Edelstein nicht los.
    Matthias verlangte es nicht von ihm.
    Nicholas blickte auf seine rechte Hand. Sie wies keine Spuren von Blut mehr auf, sah aber verändert aus. Sie war kleiner als zuvor.
    Er hielt sie neben die linke, die, obwohl noch zu einer Faust geballt, den Unterschied deutlich werden ließ.
    Seine rechte Hand war geschrumpft.
    »Mein Gott«, sagte Matthias, der jetzt ebenfalls seine Rechte von sich streckte.
    Sie hatten etwas verloren. Sie hatten ein Stück von sich selbst hergegeben.
    Nach einigen Sekunden des Staunens erhob sich Matthias: »Jetzt werden sie uns jeden Augenblick angreifen, stimmt’s? Weil wir ihren König getötet haben.«
    »Nein«, erwiderte Nicholas. »Bestimmt nicht.« Aber

Weitere Kostenlose Bücher