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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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er der Sohn des Königs war. Und daß er im Palast wohnte.
    Er vermutete, daß er sich mit der Zeit wohl daran gewöhnen würde; aber er hatte keine Zeit. Er hatte mit einigen Domestiken und den Heilern gesprochen, die im Palast verblieben waren, darüber, wie man Schamane wurde, und sie erzählten ihm von dem langen und schwierigen Prozeß, den er durchmachen müsse. Er hatte Seger, die Leibheilerin seines Urgroßvaters, dazu überredet, mit seinem Vater und seiner Schwester über die Prozedur zu sprechen. Dann war er geflohen.
    Er brauchte ihre Erlaubnis nicht, aber er fühlte, daß er sie gerne hätte.
    In der Zwischenzeit mußte er noch einige Dinge erledigen. Er wollte zur Höhle zurückkehren, aber sein Vater brauchte ihn vorerst noch hier, bis sich die Inselbewohner und die Fey an den Gedanken gewöhnt hatten, daß sie jetzt gemeinsam Teil des gleichen Reiches waren, eines Imperiums, das von einer Frau regiert wurde, die sich selbst eher den Inselbewohnern als den Fey zurechnete. Nur sehr wenige Leute wußten vom Ort der Macht, aber diejenigen, die ihn kannten, bereiteten seinem Vater Kopfzerbrechen. Er hatte Wachen zurückgelassen, und Gabes Mutter hatte versprochen, daß die Mysterien und die Mächte dafür sorgten, daß niemand ohne Nicholas’ ausdrückliche Erlaubnis Zugang erhielt.
    Gabe glaubte ihr. Sein Vater mußte ihr glauben. Arianna hatte ihr Mißtrauen begraben. Sie schuldete ihrer Mutter sehr viel, denn ihre Mutter hatte ihr gesagt, wie sie die Soldaten der Fey dort oben am Berghang beruhigen und wie sie ihren Anspruch auf den Thron sofort anmelden mußte. Arianna war ihrem Rat gefolgt, und von diesem Augenblick an war sie die Schwarze Königin.
    Gabe wunderte sich ein wenig darüber, wie rasch die Gefolgschaft seines Urgroßvaters Arianna akzeptiert hatte, aber seine Mutter hatte bei diesem Gedanken gelacht. Das gehört zur Tradition unseres Volkes, hatte sie gesagt. Wenn sie gegen den neuen Regenten kämpfen, riskieren sie, alles zu verlieren. Sie machen einfach weiter, so wie sie es seit jeher getan haben.
    Er wünschte sich, ebenfalls einfach so weitermachen zu können. Er hatte noch nicht einmal den Verlust seiner Familie und seiner Freunde beim Angriff des Schwarzen Königs auf das Schattenland verwunden, obwohl er inzwischen seine richtige Familie wiedergefunden und neue Freundschaften geschlossen hatte. Auch der Verlust von Adrian traf ihn schwerer, als er zugeben wollte.
    Coulter jedoch war seit Adrians Tod untröstlich.
    Auf der ganzen langen Rückreise hatte Coulter mit Ausnahme von Fledderer mit niemandem geredet, auch nicht mit Gabe. Einmal hatte Arianna wohl versucht, ihn anzusprechen, aber er hatte den Kopf gesenkt und lediglich zugehört, aber nichts gesagt. Nach der Ankunft in Jahn hatte sich Coulter zurückgezogen. An diesem Morgen hatte Arianna ihn gesucht, aber ohne Erfolg. Als Gabe den Palast verließ, hatte sie ihn gebeten, nach Coulter Ausschau zu halten.
    Schließlich hatte er ihn auf der anderen Seite der Brücke entdeckt, der gleichen Brücke, auf der Kiana vor weniger als einem Monat gestorben war. Coulter saß mit ausgestreckten Beinen vor ihm und starrte, die Hände ins hohe Gras gewühlt, nicht auf den ausgebrannten Tabernakel, sondern auf die Straße, die daran vorüberführte.
    Die Straße, die zu Adrians Haus führte.
    Gabe kam näher. Das Gras knisterte unter seinen Schuhen. Coulter drehte sich nicht um. Gabe setzte sich neben ihn.
    »Tut mir leid, was ich gesagt habe«, sagte Gabe leise. »Und auch, wie ich dich behandelt habe. Du hattest recht. Du wolltest mich beschützen, und ich wollte nichts davon wissen. Ich wäre wahrscheinlich gestorben, wenn du meine Verbindungen nicht geschlossen hättest. Oder ich wäre zu etwas geworden, das ich nicht sein wollte. Ich habe das erst begriffen, als ich mit Ari im Schattenland war und ich sie dabei beobachtete, wie sie versuchte, deinen Vater zu beschützen, auch wenn es dumm war. Du hattest recht, Coulter.«
    Coulter zuckte die Achseln. Die winzige Bewegung verlieh Gabe Hoffnung. Soviel Reaktion hatte er gar nicht erwartet.
    »Auch mir tut es sehr leid um Adrian. Er war einer der besten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe.«
    Coulter fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, starrte aber weiter geradeaus. »Angeblich ist im Zentrum der Insel alles verbrannt. Es heißt, sämtliche Höfe seien zerstört. Adrians Hof gibt es nicht mehr.«
    »Noch keine Nachricht von Luke?«
    »Die Leute deines Vaters fanden ihn in

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