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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zusätzlich in Rage. »Woher willst du das wissen?« fuhr sie ihn an. »Du bist in einem kleinen Kasten aufgezogen worden, unter Leuten, die für ihre Unfähigkeit bekannt sind.«
    »Ari…«, begann Coulter.
    »Unterbrich mich nicht!« schimpfte sie aufgebracht. »Es wird Zeit, daß jemand für dich eintritt. Gabe behandelt dich wie den letzten Dreck, und du behandelst ihn wie das Kostbarste auf Erden.« Sie drehte den Kopf und funkelte Gabe wütend an. »Unsere Eltern halten dich für sanftmütig. Sie haben noch nicht gesehen, wie gemein du wirklich sein kannst.«
    Die Farbe wich aus Gabes Gesicht. Ari unterdrückte ein Lächeln. Der Punkt ging an sie.
    »Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich will sehen, wie dein wunderbares Schattenland aussieht.«
    Gabe verschwand im Lichtkreis. Bevor sie ihm folgte, drehte sie sich zu Coulter um. Dieses Mal waren es ihre Finger, die über seine Wange strichen.
    Dann gestattete sie sich ein Lächeln. »Ich finde dich großartig«, sagte sie.
    Seine Wangen waren noch immer hochrot. »Es tut mir leid, ich …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte sie. »Gabe ist nur eifersüchtig.« Und dann begriff sie, was das eigentliche Problem war, worum der Streit mit ihm überhaupt ging.
    Gabe war eifersüchtig.
    Und sie selbst auch.
    Sie hatte Angst, ihren Vater an den Bruder zu verlieren. Wie niedrig und kleinmütig! Sie sollte ihrem Vater mehr Vertrauen entgegenbringen. Und ihrem Bruder auch. Gabe hatte immer wieder versucht, ihr zu helfen, und sie hatte ihn nur angeschnauzt.
    Sie würde es nie lernen.
    »Alles in Ordnung?« fragte Coulter leise.
    Sie nickte. »Ich muß jetzt hineingehen.«
    »Ich weiß«, sagte er.
    Sie lächelte ihm ein letztes Mal zu und steckte dann die Hand durch den Torkreis. Die Lichter rotierten und flackerten, und dann sah sie eine Öffnung vor sich. Dahinter war alles grau. Sie trat ein, und die Öffnung schloß sich hinter ihr.
    Sie stand auf einem Nichts. Zumindest sah es so aus. Leen saß auf demselben Nichts, die Arme um die Knie geschlungen. Fledderer lehnte an etwas, offenbar an einer Wand. Er hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise.
    Gabe starrte Arianna an.
    Sie ignorierte ihn eine Zeitlang. Dieser Ort war ganz und gar nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte sich Schattenlande immer als lebhafte Orte vorgestellt, denn schließlich waren die Fey ein lebhaftes Volk. Aber das war dieser Ort offensichtlich nicht. Er war genau so, wie er in Gabes Hand ausgesehen hatte: ein aus Luft gebildeter Kasten.
    Arianna ging in die Hocke und betastete den Boden. Er fühlte sich fest an. Er war nicht wirklich unsichtbar, eher grau. Die Art Grau, die der Himmel an hoffnungslos bewölkten Tagen hat. Kein Regen, aber auch keine Sonne. Das Grau ging fast schon in Weiß über. Er war fast klar, aber nicht ganz.
    Dann fiel ihr Blick auf ihre Hand. Sie sah blaß aus, hier drin. Nicht wie die gebräunte Haut, die sie zuvor noch so irritiert hatte, aber auch nicht wie die helle Hautfarbe ihres Vaters. Beinahe so, als wäre die Bräune abgelaugt worden. Mit ihren Kleidern war es dasselbe. Sie sahen wesentlich farbloser aus als zuvor.
    Die Geräusche von außerhalb klangen nur gedämpft herein. Der Boden war weder heiß noch kalt. Er hatte die gleiche Temperatur wie die Luft um sie herum. Der leichte Wind, den sie draußen noch gespürt hatte, war verschwunden. Das Licht schien nur vorgetäuscht. Nicht wie das Licht von Kerzen, eher wie jenes innerhalb der Höhle, die sie gerade verlassen hatte. Ein Licht, das einer ihr unbekannten Quelle entsprang.
    »Und hier habt ihr gelebt?« stieß sie hervor und sah die drei anderen ungläubig an.
    Leen nickte nur matt.
    »Nicht hier«, sagte Gabe. »Es war ein anderes Schattenland.«
    »Aber sind sie denn alle so? Tote Orte?«
    »Wir hatten Häuser«, sagte Leen mit tonloser Stimme. »Und die Domestiken haben ständig versucht, Gärten anzulegen.«
    »Und Farben.« Gabe sah sie an. Leens Augen füllten sich mit Tränen. Sie senkte den Kopf, bis ihre Stirn die Knie berührte.
    Aris Herz machte einen Sprung. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte keine schlechten Erinnerungen heraufbeschwören.«
    »Sie waren nicht alle schlecht«, sagte Gabe. »Für lange Zeit war das Schattenland alles, was ich kannte.«
    »Coulter hat fast zuviel gekriegt, als er ging«, sagte Fledderer. Er hatte also doch nicht geschlafen. Er hatte sie beobachtet.
    »Zuviel?«
    »Er konnte die Farben, Gerüche und Eindrücke der

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