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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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er sich wieder verbreiterte, um das Wasserbecken zu fassen.
    Das Becken selbst war offensichtlich verziert und später hinzugefügt worden. Seine Machart erinnerte an die Schalen für das Fest des Lebens, ausgenommen der Boden. Dort war ein Quadrat offengelassen worden, groß genug, um eine Faust hindurchzustecken. Das Wasser floß in das Becken hinein, dann durch das Loch und durch den Fels in den Boden.
    Natürliches Wasser.
    Nicholas schluckte. Etwas schoß ihm in den Kopf. Der Aufnahmeritus. Irgend etwas mit Wasser.
    Er wartete, ob er von allein darauf kam.
    Aber es kam nichts.
    Dann betrachtete er sich die Fontäne genauer.
    Er hatte angenommen, daß das Wasser vom Grund der Quelle aufstieg und dann durch den Brunnen hindurchfloß. Bei näherem Betrachten fiel ihm auf, daß es aus einem Felsspalt in der Wand herabrann. Es lief an der Wand herab durch weitere gehauene Schalen, die ebenso wie der Sockel in den Fels gehauen worden waren und ihren Inhalt in das Becken ergossen.
    Am Ende floß das Wasser in die Bodenöffnung und versickerte.
    Es war ein geschlossenes System und selbst Teil des Berges.
    »Adrian«, sagte Nicholas und drehte sich um. Adrian stand neben ihm, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und betrachtete dieselben Dinge wie Nicholas. Die kleinen Schnitte in Adrians Gesicht hatten stärker zu bluten angefangen. Ein Blutstropfen war auf seiner rechten Wange verschmiert, direkt unter dem Auge.
    »Es ist gar nicht so, wie ich dachte«, sagte Adrian.
    »Mir geht es genauso«, erwiderte Nicholas. »Erinnerst du dich an die Mitternachtssakramente? Wie lautete die Zeile über Wasser in der Aufnahmeformel?«
    »Ein Mensch kann nicht ohne Wasser leben«, sagte Adrian und runzelte dabei die Stirn. »Es geht irgendwie darum, daß er in einem Wasserschwall geboren wird und noch etwas, an das ich mich nicht erinnere. Es endet mit einem Satz, etwa so: Wasser ist die Essenz Gottes.«
    »Wasser ist die Essenz Gottes«, wiederholte Nicholas nachdenklich. Er klopfte sich ab und nahm dann die Stufen nach oben, immer zwei auf einmal. Er blieb vor den Wandteppichen stehen. Einer der Teppiche, die im hinteren Teil hingen, stellte zwei verschiedene Szenen dar. Die erste zeigte einen kleinen, zerbrechlich wirkenden Mann, der eine Höhle betrat, die zweite, wie er aus einem Sturm aus Wind, Licht und Helligkeit daraus auftauchte. Der Mann sah darin irgendwie größer aus, und in seiner rechten Hand trug er ein Schwert.
    »Hast du je davon gehört, daß der Roca von den Blutklippen kommt?« fragte Nicholas.
    »Und von den Schneebergen«, sagte Adrian, »und aus den Kenniland-Sümpfen. Jede Gegend beansprucht ihn für sich.«
    »Aber nur eine Geschichte davon kann wahr sein.« Nicholas ging wieder die Treppe nach unten. »Wasser ist die Essenz Gottes. Der Tabernakel hat in diesem Spruch immer das Weihwasser gesehen, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Adrian. »Unser Danite war jedenfalls der Meinung. Aber er hat sich nie sonderlich mit dieser Passage auseinandergesetzt. Ich erinnere mich daran, daß mein Sohn Luke einmal sehr verärgert war, weil er nicht mit ihm darüber diskutieren konnte. Luke hat immer geglaubt, daß es zu viele verschiedene Hinweise auf Wasser gibt, als daß immer nur eine Art von Wasser damit gemeint sein könnte.«
    »Ich glaube, dein Sohn gefällt mir«, sagte Nicholas anerkennend.
    Adrian grinste breit, beugte sich dann vor und hielt die Nase schnüffelnd in die Luft über dem plätschernden Wasser. »Wißt Ihr«, sagte er, »das riecht nicht einmal nach Weihwasser.«
    Nicholas sah ihn an und fühlte, wie ihn ein leichter Schock durchfuhr. Er hatte das schon seit Tagen gedacht, ohne daß es ihm selbst bewußt gewesen war. Kein Wunder, daß ihm der Brunnen immer Kopfzerbrechen bereitet hatte. Weihwasser hatte einen ganz eigenen, bitteren Geruch. Dieses Wasser jedoch roch frisch, frischer sogar als alles, was er je zuvor gerochen hatte. Selbst die kleinen Flüßchen nördlich von Jahn hatten keinen so angenehmen Geruch.
    »Das ist doch kein Weihwasser, oder?«
    »Weihwasser wird eigens hergestellt«, antwortete Nicholas. »Ich weiß, daß das so ist. In den ersten Kämpfen gegen die Fey mußten wir den Rocaan dazu überreden, mehr davon herzustellen. Ich weiß genau, daß er niemanden schicken konnte, welches zu holen. Wir wurden belagert, und es gab keinen Weg aus Jahn heraus.«
    »Abgesehen davon«, warf Adrian ein, »sind seit langer Zeit keine Rocaanisten hiergewesen.«
    Sie sahen

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