Fey 10: Das Seelenglas
geschehen ist.
Diese Kälte in seinem Inneren, die jeder bemerkt hatte. Und dieses immer wiederkehrende Gefühl, wenn er von Emotionen überwältigt worden war, die er nicht hatte kontrollieren können. Jetzt überkam ihn etwas völlig anderes als damals, als er Burden getötet hatte.
Er schloß die Augen und versuchte sich zu erinnern … an das Gefühl von damals, an den eigentlichen Auslöser.
»Ihr besitzt große Zauberkraft, Heiliger Mann«, sagte Burden. Er schüttelte den Kopf. »Schämt Ihr Euch denn nicht, all das abzutöten, was Euch selbst ausmacht? Oder habt Ihr es gerade deswegen getan?«
»Ich bin nicht wie ihr«, sagte Matthias.
»Doch. Ihr seid genau wie wir«, erwiderte Burden.
Und dann hatte Matthias seine Macht benutzt, aber er hatte damals nicht gewußt, was das überhaupt war. Ein Schutzschirm aus Energie hatte sich vor seinem Gesicht aufgebaut, so als würde er einen Schild anheben.
Und er erinnerte sich an das Gefühl, das in ihm aufgekeimt war, der Gedanke …
Er gehörte nicht zu der Dämonenbrut. Er war ein guter Mensch. Er hatte sein ganzes Leben daran gearbeitet, ein guter Mensch zu sein. Er war der Rocaan. Der Heilige Herr. Der Gottgefällige.
»Ich bin nicht wie ihr«, flüsterte er.
»Vielleicht habt Ihr recht«, entgegnete Burden. »Eure Kraft ist gefährlich und unterliegt keinerlei Kontrolle. Ihr wißt nicht, warum dieser Haß in Euch so heftig brennt. Ihr haßt uns, weil wir Euch an Euch selbst erinnern.«
Er wartete, daß der Zorn wiederkehrte. Auf dieses Gefühl, das ihn immer dann überwältigte, wenn er daran dachte. Aber es kam nicht zurück. Vielleicht war der Zorn bezwungen, zuerst durch die Konfrontation mit dem Jungen, Coulter, und jetzt durch die echten Worte vor ihm.
Vielleicht war das, was er damals gefühlt hatte, gar nicht der Wahnsinn gewesen, sondern einfach nur Angst.
»Matthias?« Pausho sprach immer noch sehr leise, als hätte sie Angst vor ihm.
Vielleicht hatten ja alle Angst vor ihm, möglicherweise sogar zu Recht.
»Du hast gesagt, du würdest einen Weg finden, diese Eindringlinge zu bekämpfen.«
Er öffnete die Augen.
Sie saß noch immer auf dem Kissen und betrachtete ihn mißtrauisch. Die Juwelen glänzten jetzt nicht mehr so hell, und das Licht im Gewölbe kam nur noch von den Fackeln.
Hatte er das verursacht?
Er seufzte. »Ich weiß nicht, ob wir die Fey schlagen können. Aber wir können sie mit ihren eigenen Mitteln bekämpfen.«
Er stieg über die Edelsteine hinweg und blieb vor ihr stehen. Sie wich zurück an die Wand. Also hatte sie tatsächlich Angst vor ihm. Er hätte sie gern beruhigt, aber er konnte nicht. Er hatte selbst Angst vor sich.
»Hier drin sind eure Waffen, die Schwerter und die Kugeln.« Er lächelte humorlos. »Wenn du sie dazu bringst Ota-Blätter zu essen, dann könntet ihr sie ebenfalls töten.«
»Ich glaube nicht, daß wir das schaffen«, sagte sie zweifelnd.
»Ich auch nicht.« Er holte tief Luft. Er hatte recht gehabt. Es war so, wie er immer geglaubt hatte. Die Geheimnisse bargen zwar die Möglichkeit, die Fey zu töten, waren aber nicht dafür vorgesehen.
Sie waren erschaffen worden, um Menschen wie ihn zu töten, denn es waren Waffen für einen Bürgerkrieg. Für einen Krieg zwischen denen, die die magische Kraft von Gegenständen in dieser Höhle weiter benutzten, und denen, die sie nicht oder nicht mehr gebrauchten. Diese Waffen wirkten um so tödlicher, über je mehr Zauberkraft ihr Benutzer verfügte.
Aber ihre Machart war wesentlich heimtückischer als die einer normalen Waffe. Der Benutzer konnte sie zielgenau ausrichten und führen, wenn er im Besitz magischer Kräfte war. Sie konnten gegen eine ganze Familie gerichtet werden, denn jedes Familienmitglied, das von dem Gegenstand getroffen wurde, starb. Sie konnten gegen Männer gerichtet werden, und jeder Mann, der mit ihnen in Berührung kam, starb. Oder sie konnten sogar gegen eine ganze Rasse gerichtet werden, wie er es mit dem Weihwasser getan hatte. Dann waren sie für jeden Angehörigen dieses Volkes tödlich, der mit diesem Gegenstand angegriffen wurde.
Die Waffen stellten aber auch eine Gefahr für den Benutzer dar: Auch er mußte sterben, wenn er einen Wesenszug mit seinen Opfern gemeinsam hatte, wenn er zum Beispiel auf eine Familie abzielte und er selbst ein entferntes Familienmitglied war. Diese Waffen waren furchtbare Überbleibsel einer furchtbaren Zeit.
Diese Gegenstände werden denen, die sie nutzen, keinen Schaden zufügen,
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