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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht gewußt, wie.)
    - (Unwissenheit ist keine Entschuldigung.)
    »Dann laßt mich wenigstens wissen, was ihr mir verweigert.«
    Die Stimmen platzten alle zugleich los. Der Lärm war so groß, daß Nicholas sogar befürchtete, seine Trommelfelle würden platzen, obwohl er noch nicht einmal richtig zuhörte.
    - Er wußte nicht, wonach er fragte.
    - Es war alles verloren.
    - Alles.
    - Er ist unwürdig.
    - Er ist perfekt.
    - Er wird sie an den falschen Ort führen.
    - Er wird sie gar nicht führen. Das weißt du doch.
    - Er wußte ja nicht einmal, was er fragte.
    - Er hatte aber eine Vorstellung davon.
    - Das ist logisch, denn er ist ein Nachfahre.
    »Halt!« schrie er. Seine Stimme ließ alle anderen verstummen. »Sagt mir wenigstens, was ihr ihm gesagt habt. Dem Roca. Als er gefragt hat.«
    Die Nebelschwaden schwebten wieder zurück an die gewölbte Decke. Die Kälte, die Feuchtigkeit, selbst der seltsame Dunst lösten sich auf.
    Fast glaubte er schon, sie würden ihm nicht antworten.
    - Wir haben ihm gesagt, sagten alle wie aus einem Mund, daß er die Essenz Gottes berührt hat.

 
11
     
     
    Der goldene Glanz war so hell, daß Matthias’ Augen schmerzten.
    Er blickte von den Worten auf, um zu sehen, woher das Licht kam. Erst als er auf seine Hände niederblickte, stellte er fest, daß es vom Altar ausging. Es wurde durch seine Berührung ausgelöst.
    Sobald er die Hände zurückzog, ging das Licht aus.
    Pausho beobachtete ihn immer noch. Sie hatte sich neben der Tür auf ein Kissen gesetzt. Sie sah älter aus als je zuvor.
    »Was war das?« fragte er sie.
    »Dein Erbe«, gab sie zur Antwort. An ihrer Stimme war zu hören, daß sie sich geschlagen gab.
    Ein Schauder überlief ihn. Er glaubte zu verstehen, doch er hatte Angst davor.
    »Der Roca«, sagte er fragend.
    Sie nickte. »Du bist sein Nachfahre.«
    »Und du hast versucht, seine Blutsverwandtschaft auszulöschen.«
    »Nur hier«, erwiderte sie leise. »In den Bergen. Wir haben aber nie versucht, Hand an den König zu legen.«
    »Ist sein Wahnsinn der Grund dafür?«
    »Er hat seine Kräfte nicht genutzt. Keiner von ihnen hat das getan.«
    Matthias zitterte. Seine Hände prickelten von der Umklammerung des Altars. Die Edelsteine auf dem Boden strahlten noch immer ein inneres, goldenes Licht aus. Er hatte zuvor nicht einmal bemerkt, daß sie sein eigenes Leuchten zugleich brachen und aufsaugten.
    »Das habe ich nicht gewußt«, sagte er.
    »Das spielt keine Rolle«, erklärte sie. »Du stammst von dem Jüngeren ab. Er hat die Wahl für dich und deine Vorfahren bereits getroffen. Die Macht fließt durch dich hindurch, und du hast Gebrauch von ihr gemacht.«
    »Nicht absichtlich.«
    »Zu Anfang vielleicht nicht«, sagte sie, und er spürte, daß sie die Wahrheit sagte.
    Mit zittrigen Händen fuhr er sich über das Gesicht. Also hatte der Fünfzigste Rocaan doch recht gehabt. Es war seine Bestimmung, weil er ein Nachfahre des zweiten Sohnes war. Er war der natürlichste Rocaan, den es überhaupt geben konnte.
    Und Nicholas hatte ebenfalls recht gehabt. Sie hätten miteinander arbeiten sollen, nicht gegeneinander. Miteinander.
    Doch der Roca hatte den Plan, den er selbst geschaffen hatte, vor seinem Tod noch verurteilt. Er hatte versucht, ihn umzukehren.
    Daher die Worte.
    »Das sind nicht eure Worte, oder?« fragte sie leise, ohne jegliche Spur von Sarkasmus.
    Er schüttelte den Kopf. Die Geschriebenen Worte, die er kannte, stellten nur einen Bruchteil dieses Dokuments hier dar. Es beschrieb den Weg, den der Roca vor seinem Tod eingeschlagen hatte. Jetzt verstand er auch die anfängliche Aufspaltung: Als der zweite Sohn dem Wahnsinn verfallen war und seine Familie von denen, die später den Tabernakel führten, abgesetzt wurde, ignorierten sie die Rückkehr des Roca, so gut sie konnten. Sie hatten wohl geglaubt, es sei bedeutungslos, wenn nicht gar unmöglich. Sie spalteten die Worte auf und zerstörten so ihren ursprünglichen Zweck als geschichtliches Dokument und als Warnung. Sie hatten die Worte zu einem mythischen Schriftstück gemacht.
    »Befolgt ihr eigentlich die Ungeschriebenen Worte?« wollte er wissen.
    Pausho schüttelte den Kopf. »Sie sind vom Tabernakel hinzugefügt worden, aber wir glauben nicht an sie.«
    Er zitterte. »Die Macht, die ich jetzt besitze, wird mich in den Wahnsinn treiben.«
    »Wenn das nicht bereits geschehen ist«, sagte sie.
    Er blickte auf die noch immer leuchtenden Edelsteine zu seinen Füßen.
    Wenn das nicht bereits

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