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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zurückgekehrt. Als sie ihm den Becher reichte, sah der Irrlichtfänger sie nicht an, sondern trank, als sei er am Verdursten. Er trank so gierig, daß ein Teil des Wassers sich über sein spitzes Kinn ergoß.
    »Was gibt es noch?« fragte Rugad schließlich, als er endlich bereit war, den Rest zu hören.
    »Licia sendet Grüße. Sie sagt, Ay’Les Nachricht sei voreilig gewesen. Sie sagt auch, daß die Fey sich zwar nach dem ersten Angriff zurückgezogen haben, aber sie betrachtet das nicht als Niederlage, sondern als Chance.«
    Rugad unterdrückte ein Lächeln. Also war ein Kampf zwischen der diplomatischen Hexerin und der Kommandantin der Infanterie ausgebrochen. Er fragte sich, wer jetzt, da es Boteen nicht mehr gab, wohl das Sagen hatte.
    »Weiter!« befahl Rugad.
    »Sie fordert Verstärkung an. Sie braucht mehr Zauberkundige, Tierreiter und Fußsoldaten, kurz alles, was du erübrigen kannst. Sie bittet darum, daß derjenige, der den Angriff auf den Tabernakel ersonnen hat, auf den Blutklippen zu ihnen stößt. Sie braucht einen entschlossenen, zauberkundigen Anführer. Sie sagt, daß Ay’Le noch immer darüber klage, sie hätte keine Gelegenheit gehabt, in diplomatische Verhandlungen zu treten.«
    Rugad sah Selia an und hob fragend eine Augenbraue.
    »Ay’Le mag zwar etwas zuviel Aufmerksamkeit auf sich selbst ziehen«, sagte Selia. »Aber ihr Zauber ist immer sehr wirkungsvoll.«
    »Kann sie Licias Kommando untergraben?«
    »Wenn sie es für nötig hält«, gab Selia zur Antwort.
    »Du magst sie nicht, oder?« fragte Rugad.
    Selia zuckte mit den Schultern. »Zauberer mögen einander nur sehr selten.«
    »Aber du respektierst sie auch nicht. Und Zauberer respektieren sich normalerweise wenigstens, oder nicht?«
    »Normalerweise schon«, sagte Selia.
    »Aber du hast keine Einwände vorgebracht, als ich beschloß, sie zu entsenden«, stellte Rugad fest.
    »Zu dieser Zeit war ich noch nicht deine Ratgeberin«, entgegnete Selia.
    Er holte tief Luft. Das stimmte. Aber auch das war Weißhaars Fehler gewesen.
    »Zuvor hast du sie noch verteidigt.«
    »Du hast sie wegen etwas kritisiert, das zu ihrer ursprünglichen Aufgabe gehörte.«
    »Aber du glaubst nicht, daß sie ihre Aufgabe gut erfüllt.«
    »Sie hat ihre Stärken.«
    »Ist sie eine gute Diplomatin?«
    »Wenn die Verhandlungspartner keine Fey sind, dann ja«, antwortete Selia. Damit gab sie indirekt zu verstehen, daß Ay’Le mit den Fey nicht so gut umgehen konnte. Und Rugad hatte sie mit einem Zaubermeister ausgeschickt, dem schwierigsten aller Fey überhaupt.
    Dieser Zaubermeister war jetzt tot.
    Er fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog. Er und Boteen hatten jahrzehntelang zusammengearbeitet. Er schob das Gefühl beiseite. In all den Jahren hatte er Hunderte von Freunden und Bekannten verloren.
    »Hast du Fey-Truppen gesehen, die auf die Blutklippen zumarschierten, als du hierhergeflogen bist?« fragte er den Irrlichtfänger.
    Der Irrlichtfänger nickte. »Sie hatten aber erst ein Viertel des Wegs hinter sich gebracht. Sie schienen sehr langsam zu marschieren, aber es waren viele.«
    Also nutzte Kendrad die Zeit, so gut sie konnte. »Selia«, sagte Rugad, »schick einen anderen Irrlichtfänger zu den Blutklippen. Er soll den Truppen dort von Licias Anfrage berichten und ihnen auch sagen, daß Licia den Oberbefehl hat. Ich will meine Leute lieber von jemand angeführt wissen, der eine Niederlage nicht akzeptiert, als von jemandem, der das zu schnell tut. Schicke auch einen zweiten Irrlichtfänger zu Kendrad, um ihr zu sagen, daß Licias Plan sehr vernünftig ist. Diese Inselbewohner müssen den magischen Zorn der Fey mit voller Wucht zu spüren bekommen.«
    Jetzt, da Boteen tot war, war das natürlich unmöglich. Aber Rugad wollte trotzdem tun, was in seiner Macht stand.
    »Dann rufe meine Falkenreiter zu mir. Ich werde zu Kendrads Truppen stoßen.«
    »Herr«, wandte Selia ein. »Du hast gesagt, du willst den Palast nicht verlassen. Du hast gesagt, du …«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, unterbrach er sie barsch, denn er ließ sich nicht gern widersprechen. »Aber Licia hat nach der Person verlangt, die den Angriff auf den Tabernakel erdacht hat. Und das war ich.«
    »Herr«, sagte sie. »Rugad.« Er konnte das Zittern in ihrer Stimme hören. Sie widersprach ihm nur ungern. »Das kannst du doch auch von hier aus tun.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kenne weder das Gelände noch die Art der Magie, die sie benutzen.«
    »Wir haben

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