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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Landkarten.«
    »Nutzlos«, sagte er. »Völlig nutzlos.«
    »Aber das Gelände um den Tabernakel kanntest du vorher auch nicht.«
    »Das war etwas anderes«, entgegnete er. »Die Inselbewohner wußten damals nicht einmal, daß die Fey gelandet waren. Jetzt sind diese Leute auf uns vorbereitet. Sie warten nur darauf, ihre Kräfte einzusetzen. Ich werde gehen.«
    »Herr«, sagte sie und senkte den Kopf. Sie war überhaupt nicht damit einverstanden. Sogar der Irrlichtfänger machte ein entsetztes Gesicht.
    »Die Gegend dort ist sehr gefährlich, Herr«, sagte er.
    »Ich weiß«, sagte Rugad leise. »Ich bin schon an vielen gefährlichen Orten gewesen.« Er blickte Selia grimmig an. »Geh jetzt.«
    Sie nickte und zog sich zurück. Ganz offensichtlich war sie enttäuscht. Der Irrlichtfänger wartete noch.
    »Du kannst auch gehen«, sagte Rugad zu ihm. »Du bist für ein paar Tage deiner Verpflichtungen enthoben. Geh zu Seger, meiner Heilerin. Sie soll dich pflegen, damit es dir bald wieder bessergeht.«
    »Ich danke dir, Herr.«
    Dann betrachtete Rugad ihn genauer. »Wie ist dein Name, Irrlichtfänger?«
    »Chauncey.«
    Bei diesem Namen ging ein Ruck durch Rugad. Er war überrascht. Dieser Name war ein Nye-Name. Er war pompös und nichtssagend. Die meisten Irrlichter hielten die L’Nacin-Tradition aufrecht, Neugeborene mit irgendeinem Wort und nicht mit einem althergebrachten Namen zu benennen. Aber offensichtlich waren die Eltern dieses Irrlichtfängers jung genug gewesen, um auf diese Tradition zu verzichten. Also war Chauncey jünger, als er zunächst vermutet hatte. Das erklärte das Durchhaltevermögen des Jungen und seine Fähigkeit, nach so einer Tortur noch immer aufrecht zu stehen.
    »Chauncey«, sagte Rugad »du wirst für deine Dienste belobigt.«
    »Ich danke dir, Herr«, sagte der Irrlichtfänger.
    »Geh jetzt.«
    Das ließ sich der Irrlichtfänger nicht zweimal sagen. Bevor er ging, verbeugte er sich noch kurz. Seine Flügel schmiegten sich dabei an seinen Rücken, und die Kraftanstrengung ließ seine Beine zittern.
    Als sich die Tür hinter ihm schloß, seufzte Rugad leise. Er konnte niemandem, auch nicht Selia, sagen, was der Grund für seine Meinungsänderung war. Boteens Tod bedeutete, daß es niemanden mehr gab, der den Ort der Macht kontrollieren konnte. Und die Unterredung mit Landre hatte ihn davon überzeugt, daß diese Kontrolle mehr als notwendig war, denn sie war der Schlüssel, nach dem er suchte. Er würde mit ihr umzugehen wissen.
    Schließlich war es ein anderer Zweig seiner Familie, wenn auch vor Generationen, der den Ort der Macht in den Eccrasischen Bergen zuerst kontrolliert hatte. Er würde altes Wissen zu Hilfe nehmen müssen, Wissen, das die Schamanen für viel zu lange Zeit für sich beansprucht hatten.
    Dabei mußte er sehr vorsichtig vorgehen, denn er kannte die Gefahr, in die er sich begab. Diese Herausforderung wollte er wie ein alter Mann angehen, nicht wie ein Krieger. Er mußte im Hintergrund bleiben, vielleicht sogar im Lager selbst, bis es sicher für ihn war, in den Vordergrund zu treten. Und er mußte ständig bewacht werden.
    Die Nähe zur Schlacht würde ihn auch in die Nähe seiner Urenkel bringen. Sobald sie einen Fehler begingen, nur den geringsten Fehler, dann würde er ihn zu seinem Vorteil ausnutzen.
    Er ging ein Risiko ein, sicher. Aber kein großer Sieg war je ohne Risiko errungen worden.
    Er lächelte und berührte seine Kehle. Die gezackte, verhärtete Narbe war geblieben.
    Es war Zeit, daß der gute König Nicholas für seinen Verrat bezahlte. Es war Zeit, aus Rugads Urenkeln würdige Erben des Schwarzen Throns zu machen. Ja, es war allerhöchste Zeit, die Sache mit der Blauen Insel ein für allemal zu regeln.

 
13
     
     
    Nicholas öffnete die Augen. Er fühlte sich schwach. Ihm war schwindelig. Obwohl es nicht kalt war, zitterte er, weil er innerlich fror. Sein Rücken schmerzte von dem harten Marmorboden, und die Hand, die am Brunnensockel lag, war eingeschlafen. Als er sie sinken ließ, fühlte er tausend kleine Nadelstiche im Arm.
    Die anderen beugten sich alle über ihn. Alle, außer Fledderer. Adrian stand ihm am nächsten. Sein Gesicht war weiß vor Sorge, beinahe so hell wie der Marmorboden. In Ariannas Augen schwammen Tränen. Sie lehnte sich haltsuchend an Coulter, der seine Hände auf Nicholas’ Schultern gelegt hatte. Bis zu diesem Augenblick hatte er das gar nicht gespürt.
    Gabe stand etwas abseits, neben seiner Mutter. Sie starrten auf

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