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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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bewegen, denn das Zentrum für seine Entscheidung, das Zentrum von allem, lag hier.
    Wofür kämpfte er eigentlich? Er kämpfte dafür, weiterhin über die Insel zu herrschen, die Fey auf ihrem Eroberungszug aufzuhalten und dafür, nicht nur die Blaue Insel, sondern auch Leutia und alles darüber hinaus zu retten.
    Aber er kämpfte für mehr als das.
    Er kämpfte für seine Kinder. Er wollte, daß sie nach den Werten der Inselbewohner erzogen wurden und nicht nach denen der Fey, auch wenn diese Chance fast vertan war. Nicholas vertraute darauf, dieser Chance neues Leben zu geben, nach diesem Krieg, wenn der Schwarze König tot war.
    Dann konnte er seinen Kindern Mitgefühl und Wärme vermitteln und ihnen zeigen, was es bedeutete, am Leben zu sein.
    Der Schwarze König aber würde sie nur Rücksichtslosigkeit und Eroberungslust lehren.
    Wenn Nicholas jemandem, egal wem, von dem Geheimnis des Brunnens erzählte, dann würden es alle erfahren. Sie würden in Versuchung geraten, und er würde alles verlieren, wonach er strebte. Aus den Inselbewohnern würden Fey werden, wenn auch ohne deren Eroberungslust. Das Wesen, das Eigentliche der Insel ginge verloren.
    Seine Kinder besaßen alle Stärken der Fey, aber nur wenige ihrer Schwächen. Diese Schwächen glichen seine eigenen aus. Aber wenn er sie trinken ließ, dann würden sie alle Schwächen der Fey bekommen. Sie würden sich selbst verlieren.
    Sie würden verlieren.
    Er stöhnte auf.
    »Vater?« Gabe war jetzt neben ihm.
    »Nicholas?«
    »Sire?«
    »Papa?«
    Die Panik in Ariannas Stimme ließ ihn aufsehen. Der Schwindel war verschwunden. Er fühlte, daß seine Wangen durch den Druck der Knie gerötet waren.
    Seine Tochter kauerte vor ihm. Ihr ausgezehrtes Gesicht war verzerrt und von Tränen überströmt. Er nahm sie bei der Hand, dann ergriff er auch die Hand von Gabe. Die anderen beachtete er nicht.
    »Wenn ich euch erzählen würde, ich hätte einen Weg gefunden, siegreich aus dieser Sache hervorzugehen …«, begann Nicholas, denn er wollte die ganze Last nicht mehr allein tragen. »Wenn ich euch sagen würde, daß sie euch den Verstand, das Herz, das Mitgefühl, ja vielleicht sogar das Leben kostet, würdet ihr es dann tun?«
    »Was gewinnen wir dabei?« fragte Arianna.
    »Wir könnten den Schwarzen König besiegen«, antwortete Nicholas. »Es wäre jedenfalls möglich.«
    »Ist es denn nicht sicher?«
    »Nichts ist sicher«, sagte er ruhig.
    »Wer soll dann über die Blaue Insel herrschen?« fragte Arianna weiter.
    »Und wer soll die Fey anführen?« Gabe hatte seine Frage ganz ruhig gestellt.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Nicholas. »Ihr vielleicht. Eine Zeitlang. Vielleicht eure Kinder. Aber ich kann nicht garantieren, daß sie über einen klaren Verstand oder über genügend Mitgefühl verfügen. Oder daß ihr lang genug lebt, um genug davon zu entwickeln.«
    »Was hast du herausgefunden?« fragte Jewel scharf.
    Nicholas ignorierte sie. Gabe sah sie an, aber er übersetzte nicht für die anderen. Er blickte seinen Vater fragend an. »Ich dachte, die Hauptsache sei, den Schwarzen König von seinem weiteren Vormarsch abzuhalten.«
    »Das stimmt«, bestätigte Nicholas.
    »Daß die Eroberungen der Fey hier ihr Ende finden«, fuhr Gabe fort.
    »Das stimmt.«
    »Und daß die Blaue Insel in den Händen unserer Familie bleibt.«
    Das »unser« erweckte Nicholas zu neuem Leben. »Auch das ist richtig.«
    »Dann funktioniert diese Methode nicht«, sagte Gabe. »Das Risiko ist zu groß.«
    »Ohne ein großes Risiko gibt es keinen Sieg«, warf Jewel ein.
    »Ari?« Nicholas sah seine Tochter fragend an. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. Sie hatte ihre Mutter nicht gehört, also kannte sie dieses Argument auch nicht. Aber das brauchte sie auch nicht, denn sie bildete sich immer ihre eigene Meinung.
    »Gibt es noch eine andere Möglichkeit?« fragte sie.
    »Eventuell«, antwortete er.
    »Dann sollten wir mit der Entscheidung besser noch warten«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir abwarten und es zuerst so versuchen. Und wenn nichts anderes mehr geht, versuchen wir es mit dieser Lösung.«
    Daran hatte er nicht gedacht. Er war sich auch nicht sicher, ob er darüber nachdenken wollte. »Warum?«
    »Weil ein halber Sieg besser ist als gar keiner«, antwortete sie. »Und wenn wir die Insel behalten, wenn wir überleben und sogar Kinder haben, dann haben wir immerhin einen halben Sieg errungen.«
    Einen Augenblick glaubte er, ihre Mutter zu hören. Dann jedoch

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