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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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alles nicht stimmte.
    Er war nicht gewöhnlicher als sie. Er besaß eigene Kräfte, Familienkräfte, ebenso wie Jewel. Seine Begrenzungen waren Begrenzungen, die ihm durch Entscheidungen auferlegt waren, die seine Familie vor vielen Jahrhunderten getroffen hatte.
    All das Geschwätz über Wahnsinn und Magie, Tod und Magie … Es beunruhigte und zermürbte ihn tief in seinem Inneren. Seine Tochter verfügte über große magische Kräfte. Ebenso sein Sohn. Und sie setzten sie ein, auf seinen Willen hin.
    Er befürchtete, daß er sie bereits dem Untergang geweiht hatte, selbst wenn er sie vom Brunnenwasser fernhielt.
    Er schob das Messer in den Gürtel und zog den Stoff heraus, um den Smaragd zu polieren. Schon der halbwegs gesäuberte Stein hatte das Licht der Glaskugel reflektiert, es gebündelt und umgelenkt, doch die makellos sauberen Juwelen funkelten noch eindrucksvoller. Nicholas dachte daran, die Steine aus der Höhle hierher nach draußen zu bringen und sie zum besseren Schutz direkt an den Rand des Plateaus zu legen.
    Je mehr Schutz sie ihnen boten, desto besser.
    Er mußte wagemutig und überlegt handeln, fest entschlossen und wenn nötig bis zum Tod kämpfen. Obwohl er sich zwei Strategien zurechtgelegt hatte, um den Tod seiner Kinder zu verhüten, hoffte er, sie nicht einsetzen zu müssen.
    »Nicholas.«
    Das war Jewels Stimme. Sein Herz schlug ihm heftig in der Brust, und er zwang sich, weiter an dem Smaragd zu putzen.
    Jewel war vor zwei Tagen wutentbrannt verschwunden und hatte sich seither nicht mehr blicken lassen. Zuerst hatte er ihr Verhalten als kindisch empfunden; einfach zu verschwinden, nur weil er nicht einer Meinung mit ihr war. Doch dann hatte er angefangen, ihre ganze Existenz in Frage zu stellen. War sie denn überhaupt noch die Frau, die er damals geliebt hatte? Die Frau, die er bekämpft hatte? Oder war sie etwas völlig anderes? Etwas wie jene Nebelschwaden, die er gesehen hatte, nachdem er aus dem Brunnen getrunken hatte?
    Aber das hielt sein Herz nicht davon ab, beim Klang ihrer Stimme einen wilden Satz zu machen, und auch sein Körper reagierte unwillkürlich, wenn er ihre Wärme hinter sich spürte. Er wollte sich umdrehen und sie in die Arme nehmen. Aber er tat es nicht.
    Sie hatte ihn verlassen.
    Abermals.
    Und sie hatte kein Recht dazu.
    »Nicholas«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Bitte. Es ist wichtig.«
    Er hielt inne und lehnte die Stirn gegen das schmutzverkurstete Heft des Schwertes. Die rauhe Oberfläche drückte sich in seine Haut.
    Er seufzte.
    Und wandte sich um.
    Sie sah so wunderschön wie eh und je aus, so jung wie Gabe; das Haar trug sie in einem geflochtenen Zopf auf dem Rücken. Sie war die Frau, in die er sich verliebt hatte. Die Frau, mit der er den Rest seines Leben zu verbringen gehofft hatte.
    »Du bist weggegangen«, sagte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Du hast mich wahnsinnig gemacht.«
    »Ich habe dich wahnsinnig gemacht?« Er legte eine Hand um den Schwertgriff und sprang von seinem Felsbrocken herunter. Jetzt stand er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. »Du hast uns verlassen. Obwohl du das nicht mehr tun wolltest.«
    »Du sagtest, du wolltest diesen Kampf um jeden Preis gewinnen.«
    »Ich sagte, ich würde meine Kinder nicht dafür opfern«, entgegnete er.
    »Und du glaubst, daß deine neuen Kräfte dafür ausreichen?«
    »Letztendlich schon.«
    »Letztendlich zählt nicht«, sagte sie. »Nur das Jetzt zählt.«
    Er blickte in ihre schräg nach oben gezogenen Augen. Er wußte, wie sie in so gut wie jeder Stimmung aussahen, wie sie ihre Farbe leicht veränderten, wenn er Jewel berührte, wie dunkel sie wurden, wenn sie wütend war.
    Doch jetzt konnte er ihre Stimmung nicht einschätzen.
    »Jewel, das glaubst du doch nicht wirklich.«
    »Sie müssen das hier zunächst überleben, Nicholas, und dann den Preis dafür zahlen, wie auch immer er aussehen mag.«
    »Sie werden das hier überleben«, sagte er. »Das ist der einzige Punkt, an dem dein Großvater und ich übereinstimmen. Deshalb ist der zu zahlende Preis von großer Wichtigkeit, auch jetzt schon.«
    Sie sah ihn einen Augenblick an, dann legte sie eine Hand auf seine Wange. Ihre Haut war warm. Ohne es zu wollen, schmiegte er sich in ihre Handfläche.
    Er wollte sein Leben nicht ohne sie leben. Wenn er das alles durchstand, würde er die Hauptstadt von Jahn hierher verlegen und den Rest seines Lebens mit ihr verbringen.
    Die letzten beiden Tage waren die reinste Folter gewesen.
    »Warum warst du

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