Fey 10: Das Seelenglas
war, Luke nahm die Hilfe dankend an.
Er hatte diese Scheune für die Blaue Insel verbrannt. Nun betrat er die zerstörte Hauptstadt Jahn aus dem gleichen Grund. Denn Con hatte recht. Wenn sie Sebastian retteten, den die Inselbewohner für den Sohn des Königs hielten, gaben sie den Leuten damit neue Hoffnung. Manchmal brauchte es nicht viel mehr als einen Funken Hoffnung.
16
Es sah fast so aus, als betrieben sie eine Gießerei für den Tabernakel.
Pausho ging durch die Straßen von Constantia und überwachte die Arbeiten. Seit zwei Tagen hatte sie nicht mehr geschlafen, aber die geheimnisvolle Schwäche, die sie befallen hatte, war verschwunden. Zak war der Meinung, sie sollte besser auf sich aufpassen, aber dazu fehlte ihr die Zeit. Es gab zu viel zu tun und nicht genug Leute, die die Arbeit verrichten konnten. Sie wußte nicht, wann die Langen angreifen würden, aber wenn es soweit war, wollte sie bereit sein.
Sie befand sich auf dem Marktplatz, der inzwischen nicht mehr wie ein Marktplatz aussah. Spezielle Varin-Schmieden aus Steinen und Holz aus den Bergen waren vor den leeren Ständen aufgebaut worden. Kaltes Wasser aus bestimmten Gebirgsbächen stand in Eimern bereit und wurde nur sehr sparsam benutzt, um die Klingen abzukühlen.
Zak hatte über einem Dutzend Klipplern beigebracht, wie man die Schwerter herstellte, und sie arbeiteten Tag und Nacht an sechs Schmieden daran, so viele wie möglich anzufertigen. Das Problem bestand darin, wie Zak sagte, daß die Herstellung dieser Schwerter viel Fingerspitzengefühl erforderte. Die Klinge mußte immer wieder und wieder gehont werden, bis sie fast so dünn wie ein Fingernagel war – und das nahm normalerweise für jede einzelne Klinge mehrere Tage in Anspruch. Sie brauchten aber Dutzende, ja Hunderte davon, und aus diesem Grund hatte Pausho die Schmieden mitten in der Stadt aufstellen lassen. Auf diese Weise mußte die Arbeit selbst während der Schlacht nicht unterbrochen werden.
Außerdem hatte sie die ältesten Männer an die Essen gestellt, die zu nicht viel anderem nütze waren.
Die ältesten Frauen betätigten sich bei der Glasbläserei und stellten Kugeln entsprechend Matthias’ Anweisungen her. Er war bis zum Mittag des vergangenen Tages bei ihnen gewesen und hatte sie in den Geheimnissen unterrichtet, die der Tabernakel einst so eitel gehütet hatte. Es kam ihr merkwürdig vor, die Worte aus seinem Mund zu hören und dabei zu wissen, daß einige davon sogar ihrem Volk verlorengegangen waren.
Mit ihm gemeinsam hatte sie versucht, einigen der Geheimnisse auf die Spur zu kommen, aber viele Einzelheiten lagen noch immer im dunkeln, und ihnen fehlte die Zeit, das Gewölbe genauer zu durchsuchen, um sie zu finden. Er entsandte eine Gruppe in die Berge, um Ota-Blätter zu pflücken, falls die Langen auf die Idee kämen, sie zu essen, aber das bezweifelte er selbst.
Und sie hatte ihm verboten, die Seelengefäße zu verwenden, obwohl er behauptete, sie könnten sich als beste Waffe von allen erweisen. Die gläsernen Behältnisse ängstigten sie und ließen sie daran denken, daß des Rocas Behauptung hinsichtlich der Dämonen der Wahrheit entsprechen könnte. Matthias hatte darum gebeten, die verbliebenen Gefäße aus dem Gewölbe heraufbringen zu dürfen, und auch das hatte sie ihm untersagt. Sie hatte dahingehend argumentiert, daß die Gefäße als letzte Verteidigungslinie benutzt werden sollten, falls die Langen das Gewölbe tatsächlich entdecken sollten. Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, aber schließlich wußte Matthias das nicht. Eigentlich hatte sie nur gewollt, daß sie dort unten blieben, wo sie niemand anrühren konnte.
Jetzt war Matthias wieder weg. Er hatte den Weg im Inneren des Gewölbes beschriften, der zur Höhle des Roca führte. Damit beging er einen schweren Fehler, aber sie hatte ihn nicht umstimmen können. Noch immer maß er ihren Worten nicht viel Bedeutung zu. Warum auch?
Er hatte auf ganzer Linie recht behalten.
Die drei Fremden, die mit Matthias zu den Klippen gekommen waren, unterrichteten ihr Volk im Schwertkampf. Dazu benutzten sie Holzstöcke, denn sie ließ nicht zu, daß die Varin-Schwerter für andere Zwecke als zum Kampf gegen die Langen verwendet wurden. Ihre Leute konnten zwar fechten, aber sie hatten keine Ahnung von Kampftechnik. Matthias’ merkwürdige Freunde hatten schon in Jahn gegen die Fey gekämpft, auch in anderen Schlachten davor, über die sie sich jedoch ausschwiegen; sie waren gut
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