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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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gewesen, wenn er nicht gegangen wäre.
    Obwohl es dumm gewesen war zu gehen.
    Beim zweiten Mal hatte er den Berg nur um Haaresbreite überlebt. Sie bezweifelte, ob er es ein drittes Mal schaffen würde.
    Hätte sie nicht soviel Angst vor der Höhle des Roca, hätte sie ihm jemanden hinterhergeschickt. Vielleicht diese Frau, Marly … vielleicht auch nicht. Sie hatte erstaunliche Heilerqualitäten bewiesen. Dann vielleicht ihren Bruder Jakib, der mehr Erbarmen zu haben schien als sein Gefährte Yasep.
    Andererseits war Matthias schon einmal aus eigener Kraft zurückgekehrt. Möglicherweise schaffte er es wieder. Falls ja, würde er die Juwelen mitbringen und damit die Macht der Klippenbewohner um ein Hundertfaches vermehren. Wenn er versagte, waren sie auch nicht schlechter dran, als sie es ohnehin schon waren.
    Sie legte eine Hand an die Stirn und ließ den Blick über die Hügel streifen. Dort oben bewegten sich Truppen. Schon seit zwei Tagen waren die Soldaten dort oben, aber bisher hatten sie noch nicht angegriffen.
    Einerseits wünschte sie, sie griffen endlich an.
    Ja, sie wollte, daß es endlich losging – und bald ein Ende hatte.
    Andererseits wußte sie nur zu genau, daß ihre Leute um so besser vorbereitet sein würden, je länger die Langen mit ihrem Angriff warteten.
    Besser ausgerüstet, das ja. Aber nicht ruhiger. Schon jetzt waren alle rastlos. Alle konnten die Soldaten dort oben sehen. Die Stadt wußte, daß ihr ein Angriff bevorstand. Sie wußte nur nicht, wann er erfolgen würde.
    Die Ruhelosigkeit war tödlich. Sie wußte es, aber sie wußte nicht, was sie dagegen tun sollte, und sie fragte sich, ob auch das zum Plan dieser Langen dort oben gehörte.
    Mit einem Seufzer nahm sie die Hand von der Stirn. Es gab so viel zu tun, und sie war nicht zur Kriegerin ausgebildet worden.
    Wenigstens wußte sie, wie man Menschen führte.
    Wenigstens wußte sie, wie man sich verteidigte.
    Sie hoffte nur, daß diese beiden Fähigkeiten ausreichten.

 
17
     
     
    Nicholas stand auf einem großen, abgeflachten Steinbrocken, den er vor die Höhle gerollt und gezogen hatte. Auf Zehenspitzen stehend polierte er mit Stoffetzen, die er aus seinem Hemd geschnitten hatte, die in das waagerecht aus dem Höhleneingang ragende Schwert eingelassenen Edelsteine. Den Rubin in der Nähe der Schneide hatte er bereits geputzt und anschließend mit Hilfe eines Messer versucht, den verkrusteten Schmutz neben dem Stein zu lösen.
    Die Schmutzschicht sprang sauber ab und gab einen Smaragd frei. Aus den Erhebungen am Heft des Schwertes schloß er, daß er noch vier weitere Edelsteine freizulegen hatte. Er vermutete, daß es sich bei ihnen um die verbliebenen vier Steine aus der Höhle handelte. Nur die Steine am gigantischen Heft dieses Schwertes waren so riesig, ungefähr so groß wie Fledderers Faust, und das Heft selbst bestand, wenn Nicholas sich nicht völlig täuschte, aus purem Gold.
    Wer fertigte so etwas an, nur um es in einem Höhleneingang zu befestigen?
    Er seufzte. Die Sonne machte sich daran, den Himmel über ihm einzufärben. Er war schon seit dem ersten Morgengrauen hier draußen. Seit er von dem Wasser des Springbrunnens getrunken hatte, war ihm der Schlaf ferngeblieben. Er kam sich vor, als wäre sein Gehirn überladen, als müßte er das Übermaß an Information erst sortieren, ein Detail nach dem anderen, und das hinderte ihn am Schlafen.
    Trotzdem hatte ihn Arianna mehr als einmal eingenickt angetroffen. Sie sagte, sie hätte ihn schnarchen gehört. Vielleicht hatte er wirklich geschnarcht, aber er hatte nicht geruht.
    Sein Verstand arbeitete unentwegt, hörte nicht auf zu denken, rackerte pausenlos.
    Die anderen schliefen drinnen in der Höhle. Er ließ sie schlafen. Sein Gefühl sagte ihm, daß der Tag gekommen war.
    Warum – das wußte er nicht zu sagen.
    Aber seine Gefühle waren intensiver geworden, mehr als nur Ahnungen, und er vertraute ihnen. Trotz allem, was ihm die Mächte oder seine Vorfahren oder wer es auch gewesen sein mochte, verweigert hatten, eines hatten sie ihm gegeben: einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte.
    Er hatte sich immer für ohnmächtig gehalten, umgeben von Mächtigen: Jewel, Arianna, Gabe und sogar Sebastian auf seine stockende Art. Sie alle waren magische Geschöpfe, alle waren sie auf eine besondere Art mehr als er. Er war lediglich ein gewöhnlicher Mensch, geboren in ein gewöhnliches Amt.
    Und dann hatte er erfahren, daß das

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