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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Attentatsversuch auf den Rocaan begnadigt hatte.
    Der steinerne Bogen der Brücke überspannte das Wasser wie seit eh und je. Die Fey hatten die Brücke tatsächlich nicht zerstört, ja, sie und der Palast waren die einzigen Bauwerke der ganzen Stadt, die sie unberührt gelassen hatten.
    Con ging an Lukes Seite. Sie hatten sich den Schmutz und das Blut am Ufer des Cardidas vom Körper gewaschen, um weniger verdächtig auszusehen. Die Sonne hatte ihr Haar beinahe schon getrocknet. Cons Haare waren hellblond und betonten die jugendliche Anmut, die Luke gleich aufgefallen war, als sie sich zwei Tage zuvor zum ersten Mal begegnet waren.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
    Con beobachtete alles mit größter Sorgfalt. Er trug sein Schwert an der linken Hüfte, rührte es auf Lukes nachdrückliches Anraten aber nicht an. Luke wollte jede Aufmerksamkeit vermeiden. Das Risiko, so ungeschützt herumzulaufen, war groß genug, und er wollte nicht, daß sie den Fey sofort ins Auge fielen.
    Aber die Fey, denen sie begegneten, schienen sich nicht darum zu kümmern. Die meisten von ihnen waren Domestiken in ihren locker gewebten Gewändern, die ihnen um die Beine wallten. Der Rest waren Rotkappen, die ihrem grausigen Geschäft nachgingen und ihr Nahen durch ihren widerwärtigen Gestank ankündigten. Luke konnte sich nicht vorstellen, wie Fledderer fast sein ganzes Leben bei dieser Arbeit zugebracht hatte; jedenfalls konnte er gut verstehen, weshalb er davor geflohen war.
    Die Fey schienen auf unterschiedlichen Missionen über die Brücke hin und her zu eilen. Die Rotkappen waren unterwegs, um sich um weitere Leichen zu kümmern, oder, im Falle einer weiblichen Kappe, kleine Beutel über den Fluß zu tragen. Die Domestiken trugen Medizintaschen oder Stoffe oder, in einem Fall, Essen von hier nach dort. Die Tatsache, daß sich mitten unter ihnen Inselbewohner aufhielten, schien sie nicht zu stören.
    Aber Luke störte es. Jedesmal, wenn sie Fey sahen, versteifte sich sein Körper. Con stockte der Atem. Sie hatten mehrere Tage damit verbracht, vor den Fey davonzulaufen und Fey zu töten, und nun spazierten sie zwischen ihnen umher, als sei überhaupt nichts geschehen.
    Als sie den Scheitelpunkt der Brücke erreicht hatten, flüsterte Con: »Es sind keine Soldaten dabei.«
    Luke verzog das Gesicht. Er hatte zwar ebenfalls kaum Infanterie in Jahn gesehen, andererseits hatte er das auch nicht gerade erwartet. »Die Infanterie durchkämmt das Land«, sagte er leise.
    Con schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine nicht nur …«
    Eine weibliche Fey ging dicht an ihnen vorüber. Ihr Gesichtsausdruck wirkte irgendwie undeutlich. Kaum war sie an ihnen vorüber, konnte sich Luke schon nicht mehr an ihr Aussehen erinnern. Con war sofort verstummt. Luke ging jetzt schneller. Con warf noch einen Blick zurück, bevor er ihm folgte.
    »Ich meine nicht nur die Infanterie«, flüsterte er, fast ohne dabei die Lippen zu bewegen. Seit sie Jahn vor mehreren Kilometern betreten hatten, waren ihnen viele Fey begegnet, aber keine von der Sorte, die auf dem Schlachtfeld anzutreffen war.
    »Du glaubst doch nicht, daß sie alle nach Süden gezogen sind?« erkundigte sich Luke. Es gelang ihm nicht, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen.
    Con schüttelte den Kopf. »Das waren nicht genug. Als ich vor weniger als einer Woche hier war, wimmelte die Stadt vor Soldaten. Jetzt sind kaum welche zu sehen. Da geht noch etwas anderes vor sich.«
    »Vielleicht erleichtert das unsere Aufgabe«, erwiderte Luke in Hinblick auf ihren Plan, in den Palast einzudringen.
    »Falls Sebastian sich noch dort aufhält«, murmelte Con.
    »Genau das müssen wir herausfinden.« Sie gingen die Brücke auf der Palastseite hinab. Sogar hier, näher am Palast, sahen sie nur vereinzelte Fey.
    Luke gefiel die Sache ganz und gar nicht. Er hatte etwas anderes erwartet, und das machte ihn nervös. Etwas ging vor sich, etwas, das nichts mit den Vergeltungsmaßnahmen zu tun hatte, die er ausgelöst hatte, und das beunruhigte ihn.
    Aber er mußte sich auf die Straße konzentrieren, die sich vor ihm erstreckte. Dort vor ihnen erhob sich der Palast, und darin befand sich ihr erstes Ziel. Wenn sie Sebastian tatsächlich fanden, würden sie mit ihm entwischen.
    Und dann galt es, noch mehr Rechnungen zu begleichen.

 
20
     
     
    Jetzt spürte er die magischen Strömungen, von denen die Irrlichtfänger gesprochen hatten.
    Rugad hielt sich an den dünnen Seilen seines Tragesitzes fest, sein Blick

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