Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Inselbewohner ausgesehen. Er sprach sogar die Alte Inselsprache. »Bist du ein Fey?«
    »Nein«, antwortete der Mann. »Eines Tages wirst du erkennen, daß es an diesem Ort um mehr geht als um Fey oder Inselleute. Es steht wesentlich mehr auf dem Spiel. Die Frau weiß das. Sie setzt ihre Macht ein, um mich zu führen, da ich kein eigenes Verlangen habe. Wäre ich zu dem mir bestimmten Zeitpunkt gestorben, ermordet worden, und hätte meiner Seele erlaubt zu entweichen, hätte ich die gleiche Wahl gehabt wie die Frau, die versucht hat, dich zu töten.«
    »Jewel«, murmelte Matthias.
    »Aber meine Leute sind schon lange tot. Ich bin eine ruhelose Seele, nicht raffiniert genug, um dorthin aufzusteigen, wohin die anderen sind. Ich bin allein dein Führer.«
    »Du mußt mich nicht führen«, sagte Matthias. Er drehte sich um und ergriff das Seil, das er geschaffen hatte. Er verfügte über enorme Fähigkeiten. Mit ihrer Hilfe müßte es ihm gelingen, rechtzeitig zurückzukehren. Vielleicht konnte er den begangenen Fehler wiedergutmachen.
    »Halt«, sagte der Mann und packte Matthias am Arm. »Du mußt weitergehen.«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte Matthias. »Meine Freunde …«
    »Sind tot.«
    »Marly auch?«
    »Noch nicht«, sagte der Mann leise.
    »Dann rette sie«, sagte Matthias. »Garantiere ihr ein langes und gesundes Leben. Erst dann gehe ich weiter.«
    »Und die anderen?«
    »Wer ist denn noch am Leben?« fragte Matthias. »Du sagtest, sie seien alle tot.«
    »Denl lebt noch.«
    »Dann rette auch ihn. Wer noch?«
    »Sonst niemand«, sagte der Mann.
    Matthias setzte sich. Bevor er über die Bewegung nachdenken konnte, saß er bereits. Er setzte sich, bevor er es sich anders überlegen konnte. Es war, als wären die Knie unter ihm weggeknickt, als könnten sie ihn nicht mehr tragen.
    Jakib … Yasep … so sehr sie sich auch gestritten hatten … und Pausho.
    »Was ist mit Tri?« flüsterte er.
    »Lebt noch«, antwortete der Mann. »Aber nicht mehr lange.«
    »Dann rette ihn«, sagte Matthias. »Um Himmels willen, muß ich denn jeden einzelnen Namen aufzählen?«
    »Nein«, sagte der Mann. »Von denen, die du kennst, sind nur noch drei am Leben, und die hast du genannt.«
    »Kannst du sie retten? Wenn nicht, kehre ich auf der Stelle um!«
    Der Mann verschwand. Matthias fluchte und ließ sich mit Hilfe des Seils die abschüssige Schräge hinunter. Wie hatte er nur so leichtgläubig sein können? Schon beim ersten Mal hatte er die Macht dieses Ortes gespürt, hatte um seine Gefahren gewußt. Trotzdem war er zurückgekommen und hatte geglaubt, er könne auf diese Weise helfen. Hatte geglaubt, die Juwelen seien von Wichtigkeit.
    Er hatte seine Freunde im Stich gelassen.
    Und Marly.
    Den ersten Menschen, der ihm mit Liebe begegnet war.
    Der Mann tauchte direkt vor ihm aus dem Nichts auf. »Sie sind geschützt.«
    Er klang, als verfügte er jetzt über eine gewisse Autorität, als entsprächen seine Worte der Wahrheit.
    Matthias schüttelte den Kopf. »Das reicht mir nicht. Du verschwindest, tauchst wieder auf und erzählst mir, daß alles in Ordnung ist. Ich glaube dir nicht. Was ist, wenn ich zurückkomme, und nichts ist in Ordnung? Was dann?«
    »Wer sagt denn, daß du jemals zurückkehrst?« erwiderte der Mann.
    Matthias fröstelte. »Warum hast du mich hierhergebracht?«
    Der Mann lächelte. »Machst du dir Sorgen um dich? Oder um sie?«
    »Kann ich mir nicht um uns alle Sorgen machen?« fuhr ihn Matthias an. Er hatte genug von dieser Geheimnistuerei, und genug vor diesen Antworten, die sich im Kreise bewegten. »Ich kann nicht hier und dort zugleich sein. Du sagst, wenn ich umkehre, komme ich nicht mehr rechtzeitig dort an. Du sagst, daß ich diese Reise vielleicht nicht überlebe, daß du mich hierhergelockt hast …«
    »Ich habe dich nicht hergelockt«, widersprach der Mann. »Ich wurde genau wie du hierhergebracht.«
    »Du sagtest, ich sei hergelockt worden.«
    »Ich sagte, du seist angezogen worden.«
    »Dann sagtest du, ich sei angelockt worden.«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Eine Redewendung. Aber was auch immer, es spielt keine Rolle. Du mußt weitergehen.«
    »Ich brauche einen Beweis dafür, daß sie diesen Tag überleben, daß sie am Leben bleiben. Erst dann gehe ich weiter.«
    »Du verfügst nicht über diese Art von Magie.«
    »Dann verleihe sie mir«, sagte Matthias und verschränkte trotzig die Arme. Der Fels unter seinen Beinen war kalt.
    »Oder was?« fragte der Mann. »Oder du gehst weg von

Weitere Kostenlose Bücher