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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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spürten die Vögel seine Schwäche und griffen mit verstärkten Kräften an.
    Er fiel nach hinten und landete auf etwas Weichem, auf jemand Weichem.
    Er mußte wieder auf die Beine kommen, mußte wieder …
    Und er versuchte es …
    Obwohl er wußte, daß er es nicht schaffen konnte.

 
27
     
     
    Je tiefer er in den Berg vordrang, desto röter wurde das geheimnisvolle Licht.
    Matthias drängte weiter. Er hatte jedes Gespür dafür verloren, ob es Tag oder Nacht war. Er hörte auf zu gehen, wenn er müde war, und döste ein wenig, aber er schlief nie richtig, weil er spürte, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb, bevor alles verloren war. Nach seinen kurzen Schlafpausen aß er normalerweise ein wenig, aber er empfand es als immer schwieriger, sich im rötlichen Glanz der Wände und des Bodens zu entspannen.
    Der Fels fühlte sich noch an wie zuvor. Eigentlich fühlte er sich kühler als anderer Stein an. Er hatte geglaubt, er würde wärmer, je röter er wurde, etwa wie Kohlen oder brennendes Holz. Doch er fühlte sich immer noch hart und glatt unter seinen Fingern an.
    Er hatte seinen seltsamen Begleiter nach dem Stein gefragt, und der Mann hatte gelächelt. Nennt man die Berge denn nicht mehr Blutklippen? hatte er gefragt, diesmal in der Sprache der Inselbewohner.
    Meistens unterhielten sie sich in der Alten Sprache, eine Herausforderung für Matthias. Einige Worte hatte es damals noch nicht gegeben und offensichtlich auch einige Begriffe nicht. Ab und zu war Matthias gezwungen, auf ein Wort in der neuen Sprache zurückzugreifen, dann lachte sein Begleiter immer.
    »Du hast wohl in der Schule nicht richtig aufgepaßt, mein Junge«, sagte er dann und ging einfach weiter, ohne die Frage zu beantworten oder auf Matthias’ Gedanken einzugehen, als wollte er plötzlich nicht mehr wahrhaben, daß fünfzig Generationen vergangen waren.
    Matthias konnte an kaum etwas anderes denken, wenn er den Mann betrachtete. Manchmal sah der Kerl so greifbar aus wie Matthias, und manchmal verwandelte er sich in Nebel. Ab und zu war er halb Nebel, halb Mensch, hauptsächlich aus dem Grund, weil er wußte, daß er Matthias damit einen gehörigen Schrecken einjagte. Manchmal dachte Matthias, es wäre bestimmt einfacher, allein durch diese Gänge zu gehen, ohne jemanden dabeizuhaben, der einen verspottete und hinters Licht zu führen versuchte und dazu zwang, in einer veralteten Variante der eigenen Sprache zu sprechen.
    Einmal, als er keine Lust mehr zu reden verspürte, hatte Matthias ihn zu verschwinden aufgefordert. Der Mann hatte den Kopf geschüttelt. Sie wollen, daß ich dich begleite, hatte er gesagt. Du wirst schon noch sehen, warum.
    Er haßte die Farbe des Lichts, haßte das rötliche Glühen, das alles überzog, sogar seine Haut, und er haßte es, daß der Tunnel sich so verengt hatte. Die Decke war hier noch niedriger, die Wände enger beieinander. Es kam ihm vor, als steckte er mittlerweile tief im Inneren des Berges, aus dem kein Weg mehr zurückführte. Der Korridor teilte sich auch nicht mehr so oft und schien konstant bergauf zu führen.
    Schlimmer noch war das Gefühl der Isolation, selbst in der Gesellschaft seines geheimnisvollen Begleiters. Er hatte viel zuviel Zeit zum Nachdenken, darüber, ob es richtig gewesen war, Marly allein zu lassen und Pausho, trotz ihrer Kundigkeit des Geländes, die Verantwortung zu übergeben. Matthias kannte die Fey, und er schien der einzige zu sein, der wußte, zu welchen Täuschungsmanövern, zu welchem Ausmaß der Zerstörung sie fähig waren.
    Dann mußte er sich immer wieder ins Bewußtsein rufen, daß er das Richtige tat. Er hoffte, daß er die Höhle rechtzeitig erreichte und mit den Edelsteinen rechtzeitig wieder in der Stadt ankam, bevor die Fey angriffen.
    »Du bist so schweigsam«, sagte sein Begleiter, der ein Stück weiter vorne an einer Biegung stand. Matthias konnte ihn nicht sehen. Das rötliche Licht war dunkler als anderes Licht und warf mehr Schatten.
    »Ich habe mich gefragt, wie du wohl heißt«, sagte Matthias.
    Sein Begleiter nahm wieder Gestalt an, und Matthias war verärgert. Kein Wunder, daß er den Kerl nicht hatte sehen können.
    »Mein Name spielt keine Rolle«, gab sein Begleiter zurück.
    »Es ist wegen mir. Ich weiß nicht einmal, wie ich dich ansprechen soll.«
    »Außer mit ›du‹«, sagte der Mann spitzfindig. »Es gibt mich und es gibt dich, sonst niemanden.«
    »Zur Zeit nicht.«
    »Vielleicht nie wieder. Vielleicht halten dich die Leute für

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