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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wir beschlossen, es nicht zu tun.
    Seht nur, was passiert ist.
    Er dachte, allein der Schmerz würde ihn umbringen. Jeder Kratzer, jede Wunde pulsierte. Er konnte sich nicht bewegen. Die Helligkeit hob ihn an, trug sein Gewicht.
    Aber man hat uns darum gebeten.
    Man hat uns auch vorher schon gebeten.
    Wir haben auch nicht alles getan, worum wir gebeten wurden.
    Er bewegte sich, er spürte es ganz deutlich, aber nicht mehr nach oben, sondern jetzt zur Seite. Er schloß die Augen und ließ sich von der Kühle tragen.
    Du darfst nicht ausruhen, Tri.
    Er öffnete die Augen.
    Wenn wir dich retten, stehst du für immer in unserer Schuld.
    Er wußte nicht genau, ob er wirklich gerettet werden wollte. Er war sich nicht sicher, ob er für den Rest seines Lebens solche Schmerzen ertragen wollte oder auch nur noch einen Tag länger. Aber er konnte seinen Mund nicht aufmachen.
    Und in genau diesem Augenblick wurde ihm bewußt, wie nahe er dem Tod war.
    Sein Leben war nicht Teil des Handels. Wir sind bereits dafür entlohnt worden.
    Matthias wird dafür bezahlen.
    Das reicht nicht. Er hat uns das alles eingebrockt.
    Hat er nicht. Sein Bruder … Vetter … sein Verwandter hat es getan.
    Wir hätten uns von Anfang an einmischen sollen.
    Matthias? Matthias feilschte um ihn? Mit diesen Stimmen? Wie hatte er sie gefunden? Woher wußte er, daß sie helfen konnten?
    Plötzlich hörte er eine Frauenstimme, eine vertraute Stimme, und er lag auf einem Bett. Sie redete mit ihm. Marly.
    Die Wolke war weg und ließ ihn klamm und kalt und ein wenig einsam zurück.
    Eine warme Hand berührte sein Gesicht.
    Er schloß die Augen und wußte, daß er in Sicherheit war.

 
29
     
     
    Katzen, Ratten, Waschbären, ausnahmslos mit winzigen Fey auf den Rücken, umzingelten das Behelfskrankenhaus. Mehrere Vögel waren durch den Kamin eingedrungen, aber Marly hatte sie mit einem Besen erschlagen und ihre Kadaver aus dem Fenster geworfen. Schließlich hatte sie trotz des heißen Tages ein Feuer entfacht, in der Hoffnung, der Rauch würde sie abschrecken.
    Bis jetzt hatte es funktioniert.
    Ihr anderer Schutz, der Zauber, den ihr ihre Mutter beigebracht hatte, hielt die anderen Wesen vorläufig draußen. Aber sie wußte, daß er nicht ewig halten würde.
    Irgendwann mußte sie schlafen, wenn auch erst in einigen Tagen, und spätestens dann würden sie hereinkommen.
    In der Nähe der Hintertür hatte sich eine seltsame Nebelbank gebildet. Sie hatte sie ebenso wie die mörderischen Kreaturen beobachtet und sich gefragt, worum es sich wohl dabei handelte. Noch nie zuvor hatte sie gesehen, daß sich ein Nebel so tief durch die Stadt bewegte. Er zog durch die Straße wie eine Pferdekutsche.
    Als er näher kam, schob sie die Tür zu und verriegelte sie, dann verriegelte sie auch die andere Tür. Sie wünschte, sie hätte eine bessere Methode als das Feuer, um den Kamin abzudichten, aber ihr fiel nichts ein.
    Ihr Herz schlug heftig. Die Verwundeten beobachteten sie, als sei sie ihre einzige Erlösung.
    Merkwürdige Kreaturen kauerten rings um das Gebäude und sahen enttäuscht aus, weil sie nicht herein konnten. Die Straßen waren von Schreien erfüllt, der Himmel schwarz vor Vögeln. Aus weiter Ferne drang der Schlachtenlärm zu ihr herüber, und sie vermutete, daß sie bereits verloren hatten, wie gut sich die Kämpfer dort draußen auch schlugen.
    Die Frage war nicht, ob sie sterben würde.
    Sondern wann.
    Sie hielt ihren Besen wie ein Schwert in der Hand und ging zur Vordertür, um auszuprobieren, ob einer der anderen Zaubersprüche ihrer Mutter irgendeine Wirkung auf die Kreaturen draußen hatte, blieb dann aber stehen.
    Der Nebel drang durch den Spalt zwischen Tür und Boden. Er quoll wie viele kleine Finger herein, griff nach oben und entriegelte die Tür. Sie sah hilflos zu, wie sie aufschwang.
    »Nein!« schrie sie auf und rannte zur Tür. Sie griff in den Nebel, versuchte die Türklinke zu fassen zu bekommen, doch die Finger legten sich um ihr Handgelenk.
    Ruhig, Mädchen. Wir sind Freunde.
    Sie kämpfte verbissen weiter, und die Finger schlossen sich enger um das Gelenk.
    Wir kommen von deinem Liebsten.
    Matthias.
    Hatte er das getan?
    Eine Woge der Erleichterung durchfuhr sie so heftig, daß ihr die Knie zitterten. Der Nebel umfing sie, und in seiner kühlen Feuchtigkeit nahm sie die Anwesenheit mehrerer Wesen wahr. Es kam ihr vor, als habe sie einen großen Raum betreten, in dem die Sitzung bereits begonnen hatte.
    Rings um sie herum flüsterten

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