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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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unten sind.“ Der Junge deutete mit dem Kopf in eine dunkel gähnende Gasse. Der flackernde Schein der Fackel ging wenig gnädig mit seinem jungen spitzen Gesicht um. „Nehmen Se den Weg da.“
    „Und warum das?“ Thomas' Stimme war ein leises Schnurren, während er problemlos in den CockneyDialekt der Docks wechselte. „Du wirst nicht am Ende in der Gasse da einen Kumpel stehen haben, der nur darauf wartet, mir die Börse zu stehlen, was, Bursche?“
    „Nee“, antwortete der Junge, und der Blick, der über Thomas' hoch gewachsene Gestalt wanderte, war so unpersönlich wie abschätzend. „Zu groß. Ihre Fäuste sind zu kräftig, und Ihre Augen seh'n zu viel. War nur'n freundschaftlicher Rat, mehr nich. Da unten kommt man zu den York-Treppen, runter zum Fluss. Dunkle Ecke. Wenig los, irgendwie. Sogar die Wache geht nich gern da hin. Also isses ein klasse Platz, wo die Noblen sich gegenseitig aufspießen.“
    „Duelle? Ist es das, was wir hören?“ fragte Thomas.
    Der Bursche zuckte die Schultern, und Thomas warf ihm einen Penny zu. Weiter oben in der engen Gasse wurde eine Tür geöffnet. Ein paar unsicher wankende Gecken erschienen in dem hell erleuchteten Rechteck der Tavernentür. Der Fackeljunge lief zu ihnen, um ihnen seine Wegweiserdienste in der finsteren, mit Unrat gefüllten Gasse anzubieten.
    Thomas wandte sich dem Flussufer zu. Lange Reihen von Kohlebecken säumten die Ufermauernm, und ihr gespenstisch fahler Rauch stieg in dünnen Säulen in die dunkle Nacht. Der strenge Geruch des Salzwassers und der erstickende Gestank von den Abwässern stiegen ihm in die Nase.
    Er ging weiter. Wenn alles wie gewünscht verlief und seine kleine Diskussion mit Fia den erhofften Effekt hatte, konnte er vielleicht in ein paar Tagen der Stadt entfliehen und nach Norden, zu McClairen's Isle segeln.
    Die innere Nähe, die ihn mit der Insel und der Burg seiner Väter verband, verwunderte ihn. Er hatte nie dort gelebt und das Land nur ein paar Mal als Junge gesehen. Und doch zog es ihn wie mit unsichtbaren Banden übermächtig dorthin, und nicht nur ihn, auch andere McClairen. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie alle Vertriebene und des Wanderns müde waren.
    „Wenn du das nächste Mal das Verlangen verspürst, Blut fließen zu sehen, dann schlag ich vor, suchst du dir einen besseren Grund!“
    Tunbridges Stimme drang von unten zu ihm herauf. Die feinen Härchen auf Thomas' Nacken richteten sich auf. Er bemühte sich, die Richtung auszumachen, aus der Tunbridges Stimme gekommen war.
    Verdammt. Londons immerwährender Nebel und die engen, gewundenen Gassen erschwerten ihm seine Aufgabe; der Schall wurde von vielen Seiten zurückgeworfen, so dass es sich anhörte, als kämen die Laute aus allen Richtungen gleichzeitig. Dann ertönte das hastige Klappern von Stiefelabsätzen auf den Pflastersteinen. Ein Hilferuf erklang, jemand erwiderte etwas darauf, schließlich verblassten die Geräusche zu einem fernen Echo.
    „Wo sind Sie?“ rief Thomas.
    „Hier!“ antwortete die Stimme eines jungen Mannes verzweifelt. „Lieber Gott! Beeilen Sie sich bitte! Er ist bewusstlos und all das Blut. . . Hilfe!“
    Thomas folgte der Stimme eine lange, schmale, in Dunkelheit getauchte Gasse hinab, die in einem engen Hinterhof endete, der auf drei Seiten von hohen Gebäuden umschlossen wurde. Die groben Steinmauern waren schmutzig und feucht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes befand sich ein Steingewölbe, von dem aus eine der vielen Treppen zum befestigten Ufer der Themse führte.
    „Wo sind Sie?“
    „Hier! O Gott sei Dank, dass Sie da sind, Sir! Helfen Sie mir!“ Eine Gestalt regte sich in dem Gewölbe. Thomas eilte dorthin und fand einen jungen Mann, der sich über einen reglos am Boden liegenden Jungen beugte, unter dem sich langsam eine dunkel glitzernde Pfütze bildete. Pip Leighton.
    Mit einer Hand drückte er ein zusammengefaltetes Taschentuch auf seine Brust, die andere lag unter seinem Körper. Neben Pip auf dem Boden befand sich sein verräterisch sauberer Degen, ein anderer lag unweit, die Spitze dunkel von Blut. Das alles nahm Thomas in Bruchteilen von Sekunden wahr.
    Verflixter, dummer Junge! Wütend versetzte er Pips Degen einen Tritt, so dass er klappernd die Steinstufen hinunterfiel. Dann wandte er sich an den über Pip kauernden jungen Mann. „Wer sind Sie?“
    „Albert Hemmington, Sir“, antwortete der Junge mit bebender Stimme.
    Thomas hörte ihn kaum. Er kniete sich hin und zog vorsichtig Pips

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