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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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nutzloses Taschentuch fort. Mit der gebotenen Eile, aber behutsam untersuchte er die Verletzung. Die Degenspitze war hoch in Pips Brust eingedrungen . . . die Wunde war tief, sehr tief, nicht nur eine harmlose Fleischwunde. Hineingestoßen, umgedreht und dann herausgerissen. Pips Blut floss stetig, aber nicht schwallartig, und es bildeten sich auch keine Luftbläschen, was auf eine Verletzung der Lunge hingedeutet hätte. Der Blutstrom kam auch nicht stoßweise, so dass wohl auch keine Schlagader verletzt war.
    Thomas verspürte bei dieser Entdeckung Erleichterung. Möge Gott verhindert haben, dass der Schnitt die inneren Verbindungen durchtrennt hatte, die dafür benötigt wurden, den Arm zu bewegen. Er ließ das Blut noch ein wenig länger fließen, da er in einem Leben, das ihn mit Verwundungen nur allzu vertraut gemacht hatte, bemerkt hatte, dass Wunden, die stark bluteten, später seltener zu Wundstarrkrampf neigten.
    Dann riss er Pip die feine Brüsseler Spitze von den Manschetten. So fest wie möglich drückte er sein eigenes Taschentuch auf die Wunde und band es mit der abgerissenen Spitze behelfsmäßig auf der Brust des Jungen fest.
    „Was zum Teufel hatte er hier zu suchen?“
    „Es war Tunbridge, Sir“, erwiderte Albert. „Pip sah ihn in einer Kneipe, in der wir vorhin waren. Er beschuldigte Tunbridge, Lady Fia beleidigt zu haben, und verlangte Satisfaktion! Tunbridge hat nur gelacht. Pip wartete, bis Tunbridge herauskam, und stellte sich ihm dann in den Weg. “
    „Der Narr! “ flüsterte Thomas. „Nun, mein Junge, am besten beten Sie, dass Ihr Freund hier noch lange genug lebt, sein überstürztes Handeln zu bereuen.“
    Behutsam ließ er einen Arm unter Pips Knie gleiten, mit dem anderen fasste er ihn unter dem Rücken. Dann erhob er sich ächzend mit seiner Last. „Kommen Sie mit, Hemmington.“
    „Sir, vielleicht sollte ich hier warten. Tunbridge hat nach einem Arzt geschickt!“
    „Das halte ich für höchst unwahrscheinlich“, bemerkte Thomas, „aber tun Sie, was Sie nicht lassen können.“ Damit verließ er das Gewölbe.
    Der Junge wartete volle fünf Minuten, bevor ihn das Ge-räusch einer sich nähernden Hafenratte, die der Geruch frischen Blutes angelockt hatte, in die Flucht trieb. Er hob Tunbridges Degen auf und fuchtelte drohend damit vor dem Nagetier herum, das sich völlig unbeeindruckt zeigte.
    Zehn Minuten später hatte Albert Hemmington Thomas eingeholt.
    Thomas schob den überrascht stotternden Lakai beiseite, der an Fias Eingangstür seinen Dienst tat, und drängte sich in die Halle, wo ihm ein stattlich aussehender Butler den Weg verstellte. „Wo ist Ihre Herrin?“ verlangte er von ihm zu wissen.
    „Wenn Sie mir Ihren Namen nennen wollen, Sir“, erwiderte der Butler kühl, „werde ich augenblicklich nachsehen gehen, ob Lady Fia ..."
    Thomas fasste den Mann an der Hemdbrust und zerrte ihn dicht vor sich. Dabei war er sich vage bewusst, dass er jemanden schikanierte, der sich nicht wehren durfte, aber sein Zorn war so groß, dass solche Überlegungen dagegen zur Bedeutungslosigkeit verblassten. „Wo ... ist.. . Ihre . . . Herrin?“ stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Erstaunlicherweise weigerte sich der Butler, ihm zu antworten, gerade so, als hindere ihn die Loyalität seiner Herrin gegenüber daran. Nur sein unwillkürlich zur Treppe gleitender Blick verriet Thomas, wo er suchen musste.
    Mit einem unterdrückten Fluch stieß er den Mann von sich und eilte die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Natürlich würde sie noch im Bett liegen. Schließlich war es noch nicht einmal Mittag.
    Oben an der Treppe stand ein verängstigtes Dienstmädchen, das einen Stapel Bettlaken trug und als Antwort auf seine Frage mit bebendem Finger auf eine Tür zeigte. Er schritt dorthin und riss sie auf, ohne zuvor anzuklopfen.
    Obwohl es erst später Vormittag war, bevölkerte mehr als ein halbes Dutzend Männer das Boudoir der Dame, um ihr hilfreiche Ratschläge für ihre Garderobe zu geben. Sie umringten ihren Frisiertisch aus Rosenholz, so dass ihre sorgfältig zurechtgemachten und geschminkten Gesichter von dem riesigen, samtumrahmten Spiegel zurückgeworfen wurden, der auf der glatten Oberfläche befestigt war. Ein Mann saß auf einem gepolsterten Stuhl zu ihren Füßen, ein anderer kniete neben ihr und begutachtete eine Auswahl von Schönheitspflästerchen, die sich in einer silbernen Schale befanden. Die restlichen standen dicht dabei. Auch

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