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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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verspürte einen Anflug von Schuldgefühl, als sie die Sorge sah, die sich auf der unverdeckten Gesichtshälfte Gunnas ausbreitete, und die Bereitwilligkeit, mit der die alte Frau aufstand und aus dem Zimmer hastete. Aber es war sicherlich freundlicher, Gunna etwas zu tun zu geben, als ihr zu erlauben, sich in nutzlosen Sorgen um etwas aufzureiben, das sie sowieso nicht ändern konnte.
    Kay blickte auf, sobald die alte Dienerin das Zimmer verlassen hatte. „Gunna hat Recht. Du siehst blass aus.“
    „Wie schmeichelhaft. Ich werde zum Schluss noch ganz eingebildet werden.“
    Kay, der an Fias ironische Bemerkungen gewöhnt war, wandte sich ungerührt wieder seiner Lektüre zu. Mit fast fünfzehn sah er immer noch beinahe genauso aus wie der Junge, den sie vor über fünf Jahren kennen gelernt hatte. Sein Gesichtsausdruck war noch immer so offen, sein Haar hatte immer noch dieselbe Neigung zu Wirbeln, und er begegnete seinen Mitmenschen immer noch so arglos und vertrauensvoll. Sie fragte sich, wann sich das wohl ändern würde, und ob sie diejenige sein würde, die ihm diese bittere Lektion erteilte.
    Innerlich stählte sie sich gegen diese Möglichkeit. Die Weisheit der Welt, das hatte sie schon vor langer Zeit begriffen, findet am Ende die, die sie nicht suchen. Vielleicht war es sogar möglich, dass sie Kay einen schlechten Dienst erwies, indem sie ihn zu schützen versuchte. Sie nahm ihren Stickrahmen wieder auf.
    Ein paar Minuten waren verstrichen, als eine Gestalt an der Tür zum Salon erschien. Es gab nur eine einzige Person, die es wagen würde, hier unangekündigt zu erscheinen.
    „Vater“, sagte Fia, ohne von ihrer Stickerei aufzublicken. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. Mit seinem Besuch hatte sie schon lange gerechnet. Sie zwang sich, sich zu entspannen, nahm sich Zeit, um das kühle, unbeteiligte Geschöpf in sich zu finden, das sie zu sein gelernt hatte. Da es sich ihr jedoch entzog, hob sie schließlich den Kopf.
    „Kann ich dir helfen?“
    Ihr Vater, in seiner kupferfarbenen Weste und dem dun-kelblauen Rock sowie seidenen Kniehosen wie immer eine prächtige Erscheinung, kam lässig in den Raum geschlendert. Er nahm seinen Spazierstock mit dem silbernen Knauf und deutete damit auf Kay. Ihr Herzschlag setzte kurz aus, dann beschleunigte er sich.
    „Was hat der Junge hier zu suchen?“
    Sie schaute zu Kay hinüber, erlaubte einen Anflug von Überraschung auf ihren Zügen, geradeso als hätte sie die Anwesenheit des Jungen vorübergehend vergessen. „Oh. Das ist Kay. MacFarlanes Junge.“
    Kay erhob sich eilig, seine Miene verriet reges Interesse. Nein, Kay, flehte sie stumm. Sorge nicht dafür, dass er von dir Notiz nimmt.
    „Oh?“ murmelte Carr. „MacFarlanes Erbe, was?“
    „Einer von zweien, genau genommen“, erklärte Fia gelangweilt. „Der andere ist allerdings ein Mädchen. Es ist in der Schule.“
    „Du kannst es dir leisten, sie auf eine Schule zu schicken?“ „Nun, die andere Alternative würde lauten, sie hier zu haben“, erklärte Fia glatt. „Und auch wenn die Gesellschaft nachsichtig ist und meine Verehrer nicht sonderlich kleinlich sind, würde es doch kein gutes Licht auf mich werfen, wenn ich MacFarlanes Kinder auf die Straße setze. Meinen Sie nicht auch?“
    Carr erwog die Angelegenheit. „Vielleicht. Aber warum ist er dann hier?“
    „Er geht“, antwortete Fia. „In der Tat genau jetzt. Geh, Kay.“
    Kays Wangen färbten sich rot. Seine Jugend in Verbindung mit seiner Verlegenheit ließen seine Bewegungen hölzern ausfallen. Er machte eine knappe, linkische Verbeugung und schritt eilig aus dem Zimmer.
    Fia beobachtete seinen Abgang leidenschaftslos. Den Angriff auf seine Würde konnte er überleben. Er mochte sogar gedeihen, wenn Carr ihn als nutzlos und unbedeutend abtat
    - und nicht zum Beispiel auf die Idee kam, dass der Junge als Druckmittel einzusetzen sei, um seine Tochter seinem Willen zu beugen. Aber, auf der anderen Seite, setzte das voraus, wenn Carr wirklich auf die Idee käme, der Junge könnte ihr irgendetwas bedeuten, dass er sowohl eine rege Fantasie als auch ein Herz besäße. Nein, Kay war sicher.
    Es sei denn, sie verriete irgendwie ihre Gefühle. Das durfte nicht geschehen.
    „Wollen Sie sich nicht setzen?“ fragte sie, nachdem sich die Tür hinter Kay geschlossen hatte. „Sagen Sie mir, welchem Umstand verdanke ich diesen Besuch? Sehnsucht nach meiner Gesellschaft?“
    „Wenn das die Art simpler Sarkasmus ist, die du als

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