Fia die Betoerende
Thomas bitter bei sich, hielt aber den Mund. Würde James auf seinen Verstand hören, wenn der seinem Herzen widersprach? Nein. Es wäre mehr nötig, um seinen Freund umzustimmen. Er, Thomas, würde einen anderen Weg finden müssen.
Einmal mehr erwog er, James von der Familie zu erzählen, mit der er sich einzulassen im Begriff stand. Dass seine eigene Familie von Carr vernichtet worden war, dass Carr den McClairen ihr Geburtsrecht und ihr Land gestohlen hatte, verantwortlich gewesen war für den Tod von mehr als einem Dutzend Männern des Clans, seinen eigenen Bruder und Onkel miteingeschlossen. Er ließ den Brandy in seinem Glas kreisen und schaute gedankenverloren in die schimmernde Flüssigkeit.
Aber das würde bedeuten, dass er auch enthüllen müsste, dass er jedes Mal, wenn er englischen Boden betrat, das Risiko einging, als ehemaliger Deportierter des Jakobitenaufstandes entlarvt und dafür hingerichtet zu werden. Das hatte er James absichtlich verschwiegen, nicht etwa weil er ihm nicht vertraut hätte, sondern weil James, der von Natur aus offen und ehrlich war, noch nie ein Geheimnis für sich hatte behalten können. Und es war unerlässlich, dass seine wahre Vergangenheit ein Geheimnis blieb, weil es andere gab, deren Schicksal davon abhing, dass er nicht entlarvt würde.
Außerdem, wenn er es ihm sagte, dann würde James nur fragen, was das mit Fia MacFarlane zu tun habe. James war völlig in sie vernarrt.
„Ich habe eine Idee“, verkündete James plötzlich. „Könntest du nicht die Sea Witch nehmen, und wenn die Arbeiten auf der Alba Star abgeschlossen sind, nehme ich sie für meine Fahrt an der nordafrikanischen Küste entlang?“
Thomas schüttelte den Kopf. „Ein Schiff ist wie eine Frau, James. Am besten kennst du sie noch besser als deine Geliebte, besonders in den Gewässern, in denen wir segeln. Unglücklicherweise kennst du die Geheimnisse dieses Weibsbildes nicht, James.“
James' Lippen wurden schmal. „Ich sprach von dem Schiff, Thomas.“
„Ich auch“, entgegnete Thomas. „Aber jetzt, da du das Thema angeschnitten hast, wäre ich dir ein schlechter
Freund, würde ich dich nicht noch einmal vor Fia MacFarlane warnen.“
James stellte sein Brandyglas auf den Boden und stand auf. „Ich verstehe deine Feindseligkeit ihr gegenüber nicht. Es sieht dir so gar nicht ähnlich, grundlos jemanden zu hassen, und dein unbegründeter Hass auf Fia ist fast mit Händen zu greifen.“
Hass? dachte Thomas verblüfft. Er hasste Fia nicht, und die Vorstellung, dass James das annahm, störte ihn. „Ich hasse sie nicht. Ich fürchte sie. Deinetwegen.“
„Warum?“
„Ihr Vater ..."
„Sie ist nicht wie ihr Vater, Thomas.“
„Aber sie ist die Tochter ihres Vaters.“
„Welchen Beweis hast du dafür?“
„Ich würde meinen, ihr Ruf ist Beweis genug.“
James machte eine ungeduldige Geste. „Gerüchte und Klatsch. Bei Gott, Mann, kannst du nicht erkennen . . .“ Er brach jäh ab und fuhr herum, um aus dem Fenster zu starren.
Thomas trank den restlichen Brandy in seinem Glas mit einem Schluck, am Ende seiner Geduld angelangt. „Wenn diese Teufelin doch nur von der Erde verschwände und in das düstere, verwunschene Zauberreich zurückkehrte, aus dem sie gekommen ist“, stieß er heftig hervor.
„Sag das nicht, Thomas“, erwiderte James und fuhr herum, um ihn anzusehen. „Du weißt nicht, wovon du da redest.“ „Um Himmels willen, Mann! Sieh doch nur, was sie dir angetan hat. “
„Und was genau ist das, Thomas?“
„Gestern hatte ich ein Gespräch mit Sir Ffolkes, James. Er wollte wissen, was aus deinen beiden letzten Schiffsladungen geworden ist. Er hat angedeutet, dass du sie absichtlich verloren hast, um die Versicherungssumme zu kassieren.“ Die Wut und Bestürzung, die Thomas erwartet hatte, blieben aus. Stattdessen wurde James' Miene nachdenklich. „Oh? Und was hast du gesagt?“
„Selbstverständlich habe ich gesagt, es wäre eine Lüge.“ James nickte. Nicht mehr. Thomas starrte ihn an, und eine düstere Vorahnung beschlich ihn. Ihm wurde kalt, während er sich vorstellte, was das hieß. James sollte eigentlich tief getroffen, bis ins Mark beleidigt sein. In
diesem Augenblick sollte er an seinem Schreibpult stehen und eilig eine Nachricht an Sir Ffolkes verfassen, in dem er eine Unterredung verlangte. Zumindest sollte er seine Entschlossenheit beschwören, herauszufinden, wer diese bösartigen Lügen verbreitete. Doch er tat nichts von
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