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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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musste also einen anderen Grund für ihr hartnäckiges Schweigen geben.
    Er konnte sich nicht im Geringsten vorstellen, was das sein konnte. Nicht dass es ihn sonderlich kümmerte. Besser ein schweigsamer Geist als ein schwatzhafter. Es war nur, dass er sich ein wenig ungerecht behandelt fühlte . . . Wie er es erwartet hatte, begann ihre Erscheinung zu flackern, dann verblasste sie allmählich, bis sie schließlich ganz verschwunden war. Er drehte eine Hand um und begann seine Fingernägel zu betrachten.
    Die Tür am oberen Ende der Eingangstreppe wurde wieder geöffnet, und der Lakai machte eine tiefe Verbeugung. Der Diener kam zur Kutsche zurückgeeilt und riss den Schlag auf.
    Carr stieg aus und begab sich die Stufen hinauf, den verwirrten Lakaien keines Blickes würdigend. Ohne seine Schritte zu verlangsamen, betrat er die Eingangshalle und ging dann über den schmalen Flur zu der offen stehenden Tür auf der linken Seite. Diese kleinen Stadthäuser waren alle nach demselben Muster errichtet. Das konnte nur der Empfangssalon sein. Und natürlich war er das auch. Er trat ein. Thomas Donne stand in der Zimmermitte und erwartete ihn.
    Carr sah sich um. Ein angenehmer, wenn auch reichlich gewöhnlicher Raum. Die üblichen Bücherregale mit goldgeprägten Lederbänden, die blauen Samtvorhänge, der Aubusson-Teppich. Alles war reichlich durchschnittlich.
    „Lord Carr“, begrüßte Donne ihn und betrachtete ihn aus seinen grauen Augen in dem sonnengebräunten Gesicht argwöhnisch. „Es ist lange her. Wollen Sie sich nicht setzen und mir mitteilen, welchem glücklichen Umstand ich Ihren Besuch verdanke?“
    Carr streifte sich seinen Mantel ab. Der Lakai, der besorgt und verunsichert hinter ihm stand, fing ihn auf, bevor er zu Boden fiel. „Sie können jetzt gehen“, entließ Carr ihn. Der Mann schaute Donne an, und nachdem der zustimmend genickt hatte, entfernte er sich unter Verbeugungen.
    „Ich habe eine Salbe, die vielleicht helfen könnte“, erklärte Carr, während er sich auf den Stuhl setzte, auf den Donne deutete.
    „Sir?“
    „Ihre Haut, Mann, Ihre Haut. Ich habe eine Salbe, die die Sonnenbräune etwas bleichen kann.“
    „Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, aber danke nein.“ Trotz seines Lächelns und seines freundlichen Tones entspannte sich Thomas nicht, sondern schritt in dem Zimmer auf und ab. Carr konnte sich noch gut an diese Angewohnheit erinnern; Thomas Donne war schon vor Jahren durch die Reihen der englischen Gesellschaft geschlichen und gepirscht wie ein riesiger bengalischer Tiger auf der Jagd. Er hatte bei den paar Gelegenheiten, an denen er sich auf Wanton's Blush aufgehalten hatte, auf die Frauen ausgesprochen anziehend gewirkt. „Ich bezweifle, dass Sie sich hierher bemüht haben, um mir kosmetische Ratschläge zu erteilen. “
    Carr setzte die Spitze seines Spazierstockes zwischen seinen Füßen auf den Boden und faltete seine Hände über dem silbernen Griff. „Natürlich nicht. Ich bin gekommen, um Sie zu erpressen.“
    Er hatte gehofft, den grobschlächtigen Schotten durch diese Ankündigung zu beunruhigen, doch das gelang ihm nicht. Was, wo er nun darüber nachdachte, in letzter Zeit immer häufiger vorkam. Genau genommen war sie die letzten Male, wenn er diese folgenschwere Ankündigung gemacht hatte, mit resignierter Gleichgültigkeit aufgenommen worden. Keine Furcht, kein Entsetzen, keine Krämpfe - als ob seine Opfer sich in ihr Schicksal fügten, bevor er das Vergnügen gehabt hatte, seine Absichten angemessen zu verkünden. Das war im Grunde genommen ziemlich schäbig von ihnen.
    „Oh?“ Donne ließ sich schließlich auf einen Stuhl gegenüber von Carrs sinken und schlug die Beine übereinander. „Wie?“
    „Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß, dass Sie Thomas McClairen sind.“
    Donnes Blick blieb teilnahmslos. Er wartete darauf, dass Carr fortfuhr. Ein kluger Mann. Zu diesem Punkt in den Gesprächen mit seinen Opfern begannen viele mit einer ermüdenden Litanei aus Leugnen, flehentlichen Gnadenersuchen und Erklärungen. Das hier war eine eher angenehme Abwechslung.
    „Ich muss nur . . .“
    „Ja, ja“, fiel Donne ihm ungeduldig ins Wort, „ja, Sie brauchen nur ein Wort zu sagen, und ich werde gehängt. Die Drohung habe ich pflichtschuldigst zur Kenntnis genommen. Können wir weitermachen? Was wollen Sie?“
    Carr schürzte verstimmt die Lippen. Der Mann war schließlich doch ein Spielverderber. Es war beinahe so, als hätte Donne keine Zeit. Dabei hatte er ganz

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