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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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scheinen würde. Nach dem kräftezehrenden Treffen mit ihrem Vater gestern würde die grelle Morgensonne ihr wohl kaum schmeicheln. Jede Falte, jede Linie, jeder Schatten würde gnadenlos betont werden. Müßig begann sie den Stapel Briefe in ihrer Hand durchzusehen.
    „Ich verstehe das nicht!“ rief Pip. Er hatte in den zehn Minuten, die seit seiner Ankunft verstrichen waren, noch nicht Platz genommen und begann nun, im Zimmer auf und ab zu gehen.
    Fia seufzte tief auf und gab sich keine Mühe, ihre Gereiztheit zu verbergen. Sie betrachtete den Jungen kühl. Auch wenn sein Teint noch ein wenig wächsern wirkte und er eindeutig Gewicht verloren hatte, bewegte er sich ohne Schwierigkeiten, und sein Atem ging nicht schwerer als sonst.
    „Was verstehen Sie nicht?“ erkundigte sie sich gelangweilt. „Ich habe den Plan gefasst, das Land in Begleitung eines lieben Freundes von mir zu verlassen. Ich werde ungefähr vierzehn Tage oder vielleicht auch mehr fort sein. Was ist daran so schwer zu verstehen?“ Die Lüge kam ihr mühelos über die Lippen. Der Gedanke, sich hier zu verstecken, während alle Welt sie außer Landes wähnte, hatte etwas Himmlisches.
    „Wer ist dieser Freund?“ verlangte der Junge - denn mehr war er im Grunde nicht - zu wissen.
    Sie nahm einen silbernen Brieföffner. Pip durfte es auf keinen Fall gestattet werden, ihr eine Szene zu machen. Würde sie anders als kühl und zurückhaltend antworten, dann würde ihn das lediglich weiter davon überzeugen, dass zwischen ihnen in der Tat tiefer gehende Gefühle existierten. „Ich denke nicht, dass Sie das etwas angeht, oder?“
    „Aber . ..“ Die Verärgerung wich aus seinen Zügen und hinterließ nur Schmerz und offensichtliche Verwirrung. „Was habe ich denn getan? Sie wirken heute so anders.“ „Ach. Tue ich das?“ Ihre Stimme hob sich erstaunt. „Inwiefern denn?“
    Einen Augenblick glaubte sie, er würde sich weigern, darauf zu antworten, aber er war jung und gekränkt, und da schien es nur natürlich, dass er Zurückschlagen wollte. Trotzig schob er seine Unterlippe vor. „Sie sind oberflächlich“, sagte er. „Und gefühllos. Ich möchte wissen, warum.“
    Sie wartete einen Augenblick ab, bevor sie antwortete, als ob seine schroffen Worte sie nicht im Mindesten getroffen hätten. So als gäbe es den dumpfen Schmerz in ihrem Herzen nicht. „Vielleicht, mein Lieber, sind Sie es, der sich geändert hat“, schlug sie schließlich vor. „Vielleicht hat die Erfahrung, so knapp einem tragischen Tod entronnen zu sein, Ihre Sicht der Dinge verändert. Und Ihre Einschätzung von Menschen.“
    „Wollen Sie etwa andeuten, dass Sie immer schon kalt und .. . und lieblos waren?“
    Sie lachte. „Ganz und gar nicht. Ich sage, dass ich vielleicht nie so für weinerliche Gefühlsduselei gewesen bin, wie Sie es ganz offensichtlich angenommen hatten. Und nun haben Sie Ihren Fehler bemerkt. Es tut mir Leid, dass die Wahrheit eine Enttäuschung für Sie ist, aber ich muss zu meiner Verteidigung anführen, dass die meisten Männer Ihnen widersprechen würden.“ Sie zog einen leichten Schmollmund und ließ ihre Wimpern anzüglich flattern. Ihr Gegenüber wurde rot.
    „Vielleicht haben Sie Recht, Lady Fia“, erklärte er steif. Ein Klopfen erklang an der Tür.
    „Herein“, rief Fia, froh über die Unterbrechung.
    Porter, der Butler, öffnete die Tür. „Lady Fia, ich war gerade . . .“ Er bemerkte den jungen Mann und brach ab. „Wenn ich ungelegen komme . . .“
    „Nicht im Geringsten“, erwiderte Fia. „Wir sind fertig, nicht wahr, Pip?“
    Der Junge setzte zu einem Widerspruch an, besann sich aber dann eines Besseren. „Ja. Allerdings möchte ich Ihnen gerne noch mitteilen, dass ich bereits weiß, Madam, wer der ,liebe Freund' ist, mit dem Sie verreisen werden. “
    Fia hob die Augenbrauen. Da ihre erwähnte Reise ebenso wie der erwähnte Reisegefährte völlig aus der Luft gegriffen waren, verwunderte seine Erklärung sie begreiflicherweise. „Wirklich?“
    „Ja“, entgegnete der Junge unwirsch. „Und um des Bildes willen, das ich mir von Ihnen gemacht habe, und da Sie mir so am . . . Sie so hoch in meiner Achtung standen, halte ich es für meine Pflicht, Sie vor ihm zu warnen.“
    „Was Sie nicht sagen“, murmelte sie. „Und warum?“ „Weil Thomas Donne einst behauptete, mein Freund zu sein, und Sie jetzt selbst sehen können, wie sehr er diese Beziehung achtete, da er meine Verwundung dazu genutzt hat, Ihnen schön zu tun, und

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