Fia die Betoerende
nun sogar plant, mit Ihnen ins Ausland zu reisen!“
„Thomas Donne?“ wiederholte sie ungläubig. „Er hat Ihnen gesagt, dass er London mit mir verlassen will?“ „Nein.“ Pip trat verunsichert von einem Fuß auf den anderen. „Das nicht. Doch er hat mir erzählt, dass er plant, London für ein paar Wochen zu verlassen. Und wenn er mich während meiner Genesung besuchen kam, sprach er von Ihnen. Da dachte ich allerdings noch, sein Tonfall wäre verächtlich und sein Verhalten missbilligend, aber nun begreife ich, dass er seine wahren Absichten nur verschleiert hat . . . Sie näher kennen zu lernen. Ich bin weder so dumm noch so gutgläubig, als dass ich nicht zwei und zwei zusammenzählen könnte.“ Er lachte bitter, aber er besaß nicht sonderlich viel Erfahrung darin, so dass sein Gelächter jäh abbrach. „Und sich vorzustellen, dass er die Kühnheit besaß, mich vor Ihnen zu warnen!“
Sie erholte sich rasch. „Ah ja. Gut. Männer stellen immer ihre eigenen Interessen über die anderer. Sogar bei ihren Freunden.“ Trotz Pips aus Eifersucht geborenen Verdächtigungen hatte Thomas' Plan, London den Rücken zu kehren, selbstverständlich nichts mit ihr zu tun. Sie wandte sich halb von Pip ab und Porter zu, der immer noch merkwürdig schweigsam auf der Türschwelle verharrte.
„Männer?“ erkundigte sich Pip höhnisch.
„Und Frauen natürlich auch.“ Sie warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu. „Ach, Sie sind noch da
Er antwortete nicht.
„Ich glaube, Porter hat mir etwas Vertrauliches mitzuteilen.“ Das war eine Entlassung, und keine sonderlich freundliche. Pip lief rot an und stürzte ohne ein Abschiedswort an dem Butler vorbei aus dem Zimmer.
Fia wartete, bis sie das Geräusch der ins Schloss fallenden Eingangstür gehört hatte, bevor sie sich müde erkundigte: „Was ist, Porter?“
„Ich weiß, es steht mir nicht zu, die Absichten Ihrer Freunde und Bewunderer zu erahnen zu suchen, Lady Fia.“ „Vermutlich nicht“, stimmte Fia ihm mit einem Anflug von Ironie zu.
„Aber ich würde meine Pflichten vernachlässigen, wenn ich den Verdacht hegen müsste, jemand versuche Ihnen etwas Unangenehmes zuzufügen, und es versäumen würde, Sie zu warnen, nicht wahr?“
„Liebe Güte. Ist das eine moralische Frage, Porter? Weil ich nämlich, wenn das der Fall sein sollte, ernsthaft bezweifle, dass ich befähigt bin, sie zu beantworten.“
„Ganz und gar nicht, Lady Fia. Ich möchte mich lediglich vergewissern, wie Ihre Wünsche in einem solchen Fall aussähen.“
„Ach so. Nun, um für mich allein zu sprechen, ja, würden Sie jemanden verdächtigen, einen düsteren Plan gegen mich zu schmieden, würde ich es auf jeden Fall begrüßen, vorgewarnt zu werden.“
Porter nickte. „Dann muss ich mich Master Leightons Verdacht bezüglich Mr. Donne anschließen.“
Jegliche Langeweile, die Fia empfunden haben mochte, verflog. „Warum?“
„Mr. Donne kam heute früh, um Ihnen seine Aufwartung zu machen.“
„Wie bitte?“ sagte Fia. „Und warum wurde ich davon nicht in Kenntnis gesetzt?“
„Weil Mr. Donne dem Lakai - einem jungen Kerl namens Bob - ausdrücklich aufgetragen hat, Sie nicht zu belästigen. Der Herr kam sehr früh am Morgen, sogar so früh, dass niemand annehmen konnte, eine Dame der Gesellschaft sei schon aufgestanden; in der Tat noch früher, als die meisten Frauen in einfacheren Haushalten aufzustehen pflegen. Er fragte nach Ihnen. Als Bob sagte, dass Sie noch niemanden empfangen würden, lachte Mr. Donne ein wenig verlegen und tat so, als sei ihm seine so offensichtliche Ungeduld, Sie wiederzusehen, peinlich.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Bob Mr. Donne schon als einen weiteren betörten Verehrer von Ihnen abgetan. Dann begann Mr. Donne, ihm Fragen über Ihre Gewohnheiten zu stellen: Wann Sie normalerweise zu Hause anzutreffen sind, wie Ihr Tagesablauf aussieht, wann Sie am ehesten alleine wären . . . und solche Sachen.“
Fia runzelte die Stirn. „Und Bob hat ihm all das gesagt?“ Porter verzog das Gesicht, als ob er Zahnschmerzen hätte. „Ich befürchte ja, Mylady. Mr. Donne hat ihm ein mehr als üppiges Trinkgeld gegeben und verabschiedete sich mit der Bitte, es niemandem gegenüber zu erwähnen, dass er so früh am Tag schon hergekommen sei, da es ja bekanntermaßen der Sache eines Mannes schade, wenn die Dame seines Herzens Grund zu der Vermutung habe, er sei übereifrig. Und Bob, der erst kürzlich eine Niederlage in Herzensangelegenheiten hinnehmen
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