Fibromyalgie endlich erkennen
B. aus Baldrian, Hopfen oder Passionsblumen, hilft manchmal, den Schlaf anzustoßen.
Nicht nur Hopfen als Inhaltsstoff eines Glases Bier kann als Schlaftrunk die Nachtruhe fördern, sondern auch ein Hopfenkissen unterstützt den Schlaf. Die Hülle aus Baumwollstoff in der Größe von 22 × 25 cm ist schnell genäht und wird mit ca. 120 g getrocknetem Hopfen gefüllt. Alternativ können auch Lavendel, Baldrian oder Melisse mit ähnlicher Wirkung verwendet werden.
Organische Störungen?
Ausführliche Untersuchungen wurden angestellt, um mithilfe von Muskel- und Sehnen-Biopsien Veränderungen zu finden, die die Erkrankung besser verstehen und auch behandeln lassen. Doch bis heute ließen sich durch Licht- und Elektronenmikroskopie nur unspezifische Veränderungen finden, die bei den Erkrankten nicht häufiger auftraten als bei Gesunden.
Da Fibromyalgie-Betroffene häufig über Schwäche und Kraftlosigkeit klagen, wurden der Energiehaushalt und der Muskelstoffwechsel ebenfalls intensiv untersucht. Fasst man die Ergebnisse der bioptischen Untersuchungen und der Magnetresonanzspektroskopie (mit der tief im lebenden Gewebe chemische Substanzen identifiziert werden können) zusammen, so ergeben sich bisher auch hier keine schlüssigen Hinweise auf das Krankheitsgeschehen. Des weiteren konnte keine Untersuchung einen generellen Sauerstoffmangel in der Muskulatur nachweisen. Die von fast allen Erkrankten verspürte Muskelschwäche beruht deshalb zumindest zum Teil auf einem Trainingsmangel infolge schmerzbedingter Schonung.
Der bisher fehlende Nachweis einer Schädigung im Bereich der Bewegungsorgane legt den Schluss nahe, dass zentralnervöse (d. h. im Gehirn und Rückenmark angesiedelte) Mechanismen eine Rolle spielen. Indizien dafür wären die Schlafprobleme und eine möglicherweise gestörte Konzentration von Botenstoffen im Gehirn wie Serotonin, dem Schmerzübertragungsstoff Substanz P und den körpereigenen Schmerzmitteln, den Endorphinen.
Schmerz lässt sich bekanntermaßen nicht messen. Das gilt nun allerdings nicht mehr so absolut; denn zu diesem Thema hat die Wissenschaft mit neuen bildgebenden Verfahren dramatische Erkenntnisse geliefert. Vor einigen Jahren ergaben Untersuchungen mit SPECT (single photon emission computed tomography) schon Hinweise auf unterschiedliche Aktivitäten in den schmerzverarbeitenden Arealen des Gehirns zwischen Fibromyalgie-Betroffenen und gesunden Frauen. Dadurch war auch erneut bestätigt geworden, dass es nicht ein einziges Schmerzzentrum im Gehirn gibt, sondern dass ein ganzes Netzwerk verschiedener Orte im Gehirn an der Verarbeitung von Schmerzreizen und schließlich der Schmerzwahrnehmung und -bewertung beteiligt ist.
Schmerzempfinden bei Fibromyalgie-Patientinnen
Mit der funktionellen Kernspintomografie (fMRT) konnte gezeigt werden, dass auf Druckreize hin die Aktivität in den schmerzrelevanten Schaltstellen des Gehirns bei Patientinnen mit Fibromyalgie höher war als bei Gesunden. Diese zeigten erst dann eine vergleichbare Aktivität in den Schmerzarealen, wenn der Druckreiz wesentlich höher war.
Funktionelles MRT des Gehirns. Oben: Gehirnaktivität nach Schmerzreiz ohne ablenkende Maßnahmen; unten: Gehirnaktivität mit Schmerzablenkung.
Nach diesen Ergebnissen kann auch die Diskussion ein Ende haben, dass sich Fibromyalgie-Patientinnen ihre Schmerzempfindlichkeit einbilden.
Im fMRT konnte sogar der schmerzlindernde Effekt von Hypnose oder Ablenkung nachgewiesen werden.
Körper- und Seelenlast
Sehr häufig – eigentlich fast immer – finden sich in der Biografie von Fibromyalgie-Patientinnen schwere Be- und Überlastungen. Hierbei sind die körperlichen und seelischen Lasten oft verwoben und fast nicht mehr zu trennen.
Der Schweizer Rheumatologe Weintraub hat immer auf den Volksmund hingewiesen, der im vor Schmerz gesenkten Kopf auch eine Traurigkeit und die »Angst im Nacken« sah, im schmerzenden Kreuz das »gebrochene Rückgrat«. Der gebeugte Rücken kann Folge einer drückenden Last sein, durch uner-»träg«-liche Sorgen, ein Übermaß an Verantwortung oder einen ständigen »Druck«, dem die Betroffenen nicht ausweichen können.
Wenn z. B. eine Frau neben dem Haushalt und der Erziehung der Kinder noch berufstätig ist und die Pflege älterer Familienmitglieder übernommen hat, dann ist in manchen Fällen eine Überlastung erreicht, der sich der Organismus nur noch durch körperliche Beschwerden erwehren kann. Der Körper setzt damit praktisch eine Grenze,
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