Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
Vom Netzwerk:
Herz an, spielt nervös damit herum und lässt die Kette immer wieder von einer Hand in die andere gleiten. Sie wendet das Herz hin und her, zieht die beiden Hälften auseinander, die magnetisch zusammengehalten werden. Sie starrt den zum Vorschein kommenden USB-Stick an, als könnte sie seine Geheimnisse auch mit ihrem bohrenden Blick entschlüsseln, ganz ohne technische Hilfsmittel.
    „Verdammte Scheiße! Mach doch die Augen auf, wenn du fährst, du saudummer Trottel!“ Jäh reißt sie der unflätige Ausruf des Busfahrers und das scharfe Abbremsen des Fahrzeugs aus ihren Gedanken. Tatjana sitzt vorne im Bus und durch dessen große Frontscheibe sieht sie einen Radfahrer auf die Fahrbahn schlingern. Sein Bike ist schwer beladen, rechts und links am Gepäckträger hängen große Benzinkanister. Ein Seitenblick zeigt ihr, dass er aus der Einfahrt einer Tankstelle kam. Provokant langsam radelt er nun vor dem Bus her, in der Mitte der Fahrbahn. Ein entnervtes „Schleich di, du Depp!“, des Busfahrers, verrät ihr seine bayrische Abstammung. Der Bus zuckelt im Schneckentempo hinter dem Fahrrad her, dank Gegenverkehr ist an ein Überholmanöver nicht zu denken. Hinter ihnen hupt es schon. Langsam bekommt das Gesicht des Fahrers aufgeregt rote Flecken. Tatjana sagt nichts, aber innerlich flucht sie ebenfalls. Schließlich hat sie es eilig, an ihren Computer zu kommen. Ein paar Querstraßen weiter biegt der Radfahrer endlich ab und als er in die Kurve geht, fällt ihr die Lackierung seines Rades auf. Es ist schwarz, mit gelb-orangen Flammen. Der Idiot, der sie neulich nassgespritzt hatte!
    Schade, dass der Bus noch bremsen konnte, denkt sie einen gehässigen Moment lang. Dann fällt ihr ein, was für eine Verzögerung so ein Unfall mit sich gebracht hätte und ist doch froh, dass nichts passiert ist.
    Endlich zu Hause startet sie sofort den Computer, schiebt mit aufgeregt zitternden Fingern die Speicherkarte in den dafür vorgesehenen Steckplatz und klickt atemlos durch die Bilder, die sich vor ihr auf dem Bildschirm öffnen. Es sind so viele! Laura in allen Facetten. Manche der Bilder kennt sie schon, hat sie selbst gemacht, als Laura noch klein war. Aber da ist auch Laura im Park, Laura beim Eis essen mit ihren Freundinnen, Laura allein vor dem Spiegel im Bad und Laura, voller Leben auf einer Wiese, lachend mit einer Blume im Haar für die Kamera posierend. Ein Bild zeigt sie vorm Kinobesuch, draußen vor dem Filmplakat, ein weiteres bevor sie den Kinosaal betritt, mit einer großen Tüte Popcorn im Arm. Sie hatten ihr zum letzten Weihnachtfest eine Digitalkamera geschenkt und Laura hatte sie gerne und häufig benutzt. Viele der Bilder kennt Tatjana noch nicht und jedes einzelne davon scheint ihr in seiner Schönheit nicht zu überbieten. Tränen strömen ihr über die Wangen, doch das bemerkt sie kaum. Sie freut sich so sehr, aber gleichzeitig zerreißt ihr die Sehnsucht nach ihrem Kind fast das Herz. Ihre Tränen sind nicht das Einzige, was sie in diesem Moment nicht bemerkt.
    Später, als Jochen heim kommt, läuft Tatjana ihm freudestrahlend entgegen. Sie fällt ihm um den Hals, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hat und drückt ihm einen dicken Kuss auf den Mund.
    „Wow, was ist denn mit dir los? Haben wir im Lotto gewonnen?“, kommentiert Jochen die unerwartet freudig ausfallende Begrüßung. Er fühlt sich hölzern an in ihrem Arm, erwidert die Umarmung nicht sofort. Statt einer Antwort gibt sie ihm einen weiteren Kuss. Endlich legt sich auch sein Arm um ihre Hüfte. Tatjana würde am liebsten sofort herausplatzen, mit den großartigen Neuigkeiten, doch sie will es ein bisschen spannend machen. „Ich war heute in der Stadt. Du wirst nie erraten, was ich uns mitgebracht habe!“, heizt sie seine Neugier noch ein wenig an und schmiegt sich eng an ihn. Sein Griff wird ein wenig fester.
    „Ich bin gespannt!“
    „Na los, rate!“
    „Du hast ein Dessous-Geschäft leergekauft und mir etwas Schönes zum Auspacken mitgebracht?“, rät Jochen ins Blaue.
    Tatjana lacht auf: „Nein, noch viel besser. Ich sagte doch, das errätst du nie! Komm einfach mit, ich zeig dir was.“ Tatjana löst seine Hand, die noch immer auf ihrer Hüfte liegt, nimmt sie und zieht ihn mit sich. Jochen soll es mit eigenen Augen sehen. Sie freut sich schon so auf seinen überraschten, ungläubigen Blick.
    „Es ist schön, dich mal wieder lachen zu hören!“, sagt er, während er hinter die Treppe hinaufsteigt. Tatjana führt

Weitere Kostenlose Bücher