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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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brav bist und sofort wieder herkommst, dann zwingst du mich dazu, dieser Frau furchtbar weh zu tun! Das willst du doch nicht, oder?“
    Er lauscht erneut.
    „War das ein Rascheln? Dort drüben im Gebüsch? Na komm schon, Fida. Zwing mich nicht, nach draußen zu kommen und dich zu holen!“
    Tatjana begreift, dass die Zeit verstrichen ist, die ihr blieb, um über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken. Mit Entsetzen vernimmt sie seine nächsten, lobenden Worte: „So ist‘s brav, Kleines, Komm wieder her!“
    Sie darf nicht zulassen, dass er das Mädchen wieder in seine Gewalt bekommt! Entschlossen packt sie den Druckluftnagler noch fester. Tatjana legt den Sicherungshebel um, feuert probehalber einen ersten Nagel ab, hinter sich, während sie schon dabei ist vorsichtig die Tür zu öffnen. Ein klares „Ping“ ertönt. Das Geräusch von Metall, das auf Metall trifft.
    Tatjana stürmt in die Küche. Sie kann Toms Silhouette im Türrahmen ausmachen, die sich dunkel darin abzeichnet. Hinter ihr geht fauchend die Benzinpfütze in Flammen auf, entzündet durch den Funken, den der auf den Generator prallende, erste Nagel schlug. Tatjana denkt nicht mehr nach. Ihr Finger betätigt den Abzug der Nagelpistole, immer wieder, so schnell sie kann. Im Feuerschein schimmernde Geschosse fliegen durch den Raum. Die ersten Nägel verfehlen ihr Ziel, doch dann trifft sie. Die Silhouette heult auf, dreht sich um und wird erneut getroffen. Tom verharrt mitten in der Bewegung. Die Flammen züngeln empor, beleuchten den Raum und nun sieht sie, wo der Nagel einschlug. Die Nagelpistole hat eines ihrer Geschosse mit Wucht durch die Handfläche seiner ohnehin schon verletzten Hand getrieben und vereint sie mit dem Holz des Türrahmens. Tom schreit wie am Spieß. Mit der anderen Hand greift er nach dem Nagel und versucht ihn herauszuziehen. Er schafft es nicht, doch der Versuch muss unglaublich schmerzhaft sein. Tom jault noch lauter auf, greift aber erneut nach dem Nagel. Offensichtlich will er genauso wenig kampflos aufgeben, wie sie selbst. Tatjana fürchtet, es könnte ihm diesmal gelingen, den Nagel zu entfernen, also zielt sie erneut, drückt beherzt ab, einmal, zweimal und trifft ihn wieder. Der erste Nagel heftet die helfende Hand an die bereits fixierte, der zweite bohrt sich tief in das muskulöse Fleisch seiner Schulter. Was der Polizei nicht gelang hat sie nun selbst geschafft – sie hat den Mörder ihrer Tochter festgenagelt. Während sie den Arm mit der Nagelpistole sinken lässt, löst sich ein weiterer Schuss. Der nächste Nagel geht, eher zufällig, als gezielt, in sein Bein. Einen weiteren schießt sie durch seinen Fuß. Das Material seiner Stiefel scheint nicht so fest zu sein, wie es aussieht. Das Leder kann das Geschoss nicht aufhalten. Der Nagel dringt weit genug durch, um ihn auch mit dem Boden zu verbinden und entlockt Tom einen weiteren, gellenden Schrei. Der Raum hinter ihr füllt sich zunehmend mit Rauch und das Atmen fällt Tatjana immer schwerer.
    Obwohl sie sich nicht sicher sein kann, dass er es nicht doch mit einem kräftigen Ruck schafft, sich zu befreien, muss sie es wagen. Der Weg zurück in den Flur, durchs Haus, um die Vordertür zu erreichen, ist inzwischen von wild lodernden Flammen versperrt. Sie muss versuchen, sich an ihm vorbei ins Freie zu quetschen. Vorsichtig nähert sie sich der Tür. Als sie Tom fast erreicht hat, wirft er sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach hinten, Tatjana entgegen. Sie hört, wie sich die Nägel aus dem Holz lösen, das seine Hände damit verband. Wuchtig prallt er auf sie und reißt sie mit sich zu Boden. Das Geräusch seines brechenden Knochens mischt sich unter das Knacken des verbrennenden Holzes. Draußen kreischt Susanne auf, als sie sieht, wie Toms Körper Tatjanas unter sich begräbt. Sein Bein ist in einem grotesken Winkel verdreht, der bleiche Knochen seines gebrochenen Schienbeins ragt aus seiner Haut und seiner Jeanshose hervor. Der Fuß wird noch immer vom Nagel am Boden gehalten.
    Tatjana versucht panisch, Tom von sich zu schieben, doch er ist schwer. Er hat aufgehört zu schreien. Vielleicht ist der Schock durch die Verletzung zu groß und er spürt keinen Schmerz mehr. Tom lässt sich weder vom Schmerz, noch vom gebrochenen Bein beirren. Er stemmt sich mit den Armen hoch, verlagert sein Gewicht auf einen davon und greift nach Tatjana, die es schon fast geschafft hat, sich unter ihm hervor zu winden. Mit seiner durchstochenen, blutigen Hand rutscht er an

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