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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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zu prallen, mit dem er gerechnet hatte, bringt ihn ins Stolpern. Statt die Tür zu öffnen sprengt er sie auf und fällt in den dunklen Flur, den Tatjana nun panisch entlangrennt. Das verschafft Tatjana ein paar kostbare Sekunden Vorsprung.
    In der Küche kann sie gerade noch sehen, wie die Tür nach draußen wieder zu schwingt. Susanne hat es geschafft!
    Sie selbst jedoch kann fast schon Toms Atem in ihrem Nacken spüren. Er ist viel schneller als sie und holt rasch auf. Es fehlt nicht mehr viel, dann hat er sie eingeholt. Draußen ist es dunkel, ebenso wie in der Küche. Womöglich ist kein Mensch auf der Straße, niemand, der ihnen zur Hilfe kommen könnte.
    Auf keinen Fall darf er Laura wieder in die Finger bekommen , denkt Tatjana und merkt nicht mal, dass Susanne in diesem Moment, auf einer emotionalen Ebene, so stark die Stelle ihres gesuchten Kindes einnimmt, dass sie ihr sogar den Namen ihrer geliebten Tochter gibt. So sehr hat sie die Distanz verloren. Sie wird nicht zulassen, dass er ihr noch einmal weh tut. Lieber opfert sie sich selbst – aber nicht kampflos! Statt Kurs auf die Ausgangstür zu nehmen, steuert sie schnurstracks auf die Abstellkammer zu. Ihr gutes Gedächtnis und ihr Orientierungssinn weisen ihr auch im Dunkeln den Weg. Sie flüchtet sich hinein. Diesmal gelingt es ihr, die Tür vor ihm zu verschließen und ihre tastenden Hände finden einen Riegel, den sie von innen vorlegt.
    Tom hämmert von außen gegen die Tür.
    „Du blöde Schlampe!“, hört sie ihn keuchen. „Da drin sitzt du in der Falle!“
    Im Dunkeln sucht sie nach dem Werkzeugkoffer. Vielleicht findet sie darin ein Teppichmesser, oder etwas anderes, womit sie sich verteidigen kann. Sie findet die Tasche nicht sofort, stößt gegen irgendetwas am Boden, das scheppernd umfällt und ein gluckerndes Geräusch verursacht. Der beißende Gestank von Benzin macht sich in dem kleinen Raum breit. Erschrocken weicht sie zurück. Tatjana stößt sich am Generator, stolpert und greift haltsuchend um sich. Diesen findet sie an einem der Regale. Sie tastet im Regal umher und hat auf einmal etwas Schweres in der Hand. Die Nagelpistole! Als sie vorhin zum ersten Mal hier drin war, sah Tatjana sie im Regal liegen. Sie drückt auf den Abzug, doch nichts rührt sich. Wie funktioniert dieses Ding?
    „Kommst du von selbst raus, oder willst du ein bisschen mit mir spielen?“, fragt es nun von draußen.
    Es ist stockdunkel in der Kammer. Tatjana erinnert sich an das Feuerzeug in ihrer Hosentasche. Sie zieht es hervor und macht es an, obwohl es so durchdringend nach Benzin stinkt. Im Feuerschein begutachte sie das Gerät und findet den Sicherungshebel. Die ölige Lache, in der sie steht, reflektiert den Schein des Feuers. Kaum hat sie den Hebel gefunden löscht sie die Flamme. Sie ist erleichtert, dass sich das Benzin nicht sofort entzündete. Die Dämpfe reizen ihre Lungen und sie hustet leicht.
    Unterdessen tobt Tom lautstark in der Küche. Er versucht zu begreifen, was da eben passiert ist.
    „Wie kommst du in mein Haus, du alte Fotze? Wie kannst du Drecksau es wagen, bei mir einzubrechen?“, verlangt er schreiend zu wissen. „Du hast alles kaputt gemacht! Wie hast du mich überhaupt gefunden? Glaub nicht, dass ich nicht weiß, wer du bist!“
    Tom hat sie erkannt. Damit liefert er den ersten, halbwegs greifbaren Beweis, ein Indiz dafür, dass er tatsächlich etwas mit Laura zu tun hatte.
    „Du sitzt da drin in der Falle!“, verkündete er triumphierend, als sie ihm eine Antwort schuldig bleibt. „Von mir aus kannst du noch stundenlang da drin bleiben. Wenn du raus kommst, mache ich dich genauso kalt wie dein Töchterchen!“
    Tatjana gefriert förmlich das Blut in den Adern. Er gab es zu? Einfach so? Er hatte Laura auf dem Gewissen? 1000 Gedanken und Emotionen stürmen auf Tatjana ein.
    Dann verändert sich die Geräuschkulisse. Das Hämmern an die Tür hört auf. Stattdessen hört sie nun die schweren Tritte seiner Stiefel und das Quietschen der Hintertür. Dann ertönt wieder Toms dunkle Stimme, in der Triumph und Selbstsicherheit mitschwingen.
    „Fida! Fiiidaaa!“, ruft er lockend in die Nacht. „Sei ein braves Mädchen und komm wieder rein! Dann werde ich deiner Retterin auch nicht unnötig wehtun!“
    Er lauscht in die nächtliche Stille.
    „Fida!“, ruft er nun wieder, diesmal strenger. „Ich weiß, dass du mich hören kannst. Du bist nackt und verletzt. Bestimmt versteckst du dich da hinten in den Büschen! Wenn du nicht

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