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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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so besonders. Aber der ist nun mal der Chef. Da kann man nix machen. So lange er uns nicht durchfallen lässt, kann er von mir aus rumbrüllen, bis er einen Herzinfarkt kriegt. Kommt, wir gehen erstmal frühstücken und machen anschließend Männchen auf dem Ex-Platz. Wird schon nicht so schlimm werden.«

»Der Volkov war schon eine Nummer für sich. Wir hatten alle Hände voll zu tun, die Tonspuren seiner Aufnahmen zu filtern, weil der Kerl so stark nuschelte.
    Als er dann gleich nach diesem Frühstück ganz still und leise aus der Gruppe herausgezogen wurde und seine Koffer packen durfte, während alle anderen auf dem Exerzierplatz marschieren mussten, fanden wir es eigentlich ein bisschen schade. Als Soldat taugte dieser Volkov nicht viel, aber er sorgte immer wieder für den einen oder anderen Lacher. Er war einfach ideal zum Fremdschämen. Letztendlich wurde es dann aber zu viel mit ihm. Der kapierte ja wirklich überhaupt nichts. Früher oder später hätte das wahrscheinlich Mord und Totschlag gegeben.«
     
    Sigmar Björnssen
    Ton

Szene 10: Der tägliche Fick
     
    Originalmaterial.
     
    In der folgenden Collage werden Filmausschnitte gezeigt, in denen die Soldaten bei ihrer Ausbildung zu sehen sind. Unteroffizier Kettler kommentiert die Collage aus dem Off.
     
    Unteroffizier Kettler:
     
    »In den folgenden Tagen mussten die Männer unsere Ausbildung über sich ergehen lassen. Anfangs stand Unterricht auf dem Programm. Die Soldaten lernten die Strukturen und die Hierarchie der SKAV kennen. Außerdem gab es einen Auffrischungskurs in Waffenkunde, taktischem Vorgehen, Bewegungsarten im Gelände und allerlei anderen Dingen, die dazu dienen konnten, die Lebenserwartung eines Soldaten im Gefecht zu erhöhen.
    Die meisten Rekruten nahmen den Unterricht positiv auf. Viele Aspekte waren gerade für die alt gedienten, ehemaligen Volksarmisten zwar Schnee von gestern, doch es konnte nicht scha den, sich alles noch einmal anzuhören. Abgesehen davon konnte man im Unterrichtsraum von den Vorgesetzten nicht gezwungen werden, sich in den Dreck zu werfen.
    Formalausbildung stand ebenfalls auf dem Programm. Nichts, womit die Soldaten nicht fertig wurden . Die unterschiedlichen Formationen waren ihnen größtenteils bekannt und nach einiger Übung funktionierten auch die synchronen Abläufe.
    Bereits nach wenigen Tagen zog die körperliche Seite der Ausbildung dann merklich an. Unterrichte wurden seltener angesetzt. Stattdessen ging es hinaus auf den Truppenübungsplatz. Es gab einen Orientierungsmarsch, der größtenteils per Marschkompasszahl absolviert werden musste. Außerdem eine Nachtübung, bei der die Männer mit den unterschiedlichen Nachtsichtgeräten vertraut gemacht wurden. Diese Übung kam besonders gut an, denn hier konnten alle mit Ausrüstung spielen, die sie in der Volksarmee niemals in die Hände bekommen hätten.
    Besonders kreative Flüche entlockte den Männern die Hindernisbahn. Solche Folterstrecken existierten zwar auch bei der Volksarmee, doch dort waren die meisten Hindernisse völlig vermodert oder verrostet und konnten deswegen nicht mehr benutzt werden. Bei der Hindernisbahn der SKAV war das etwas ganz anderes. Alle Hindernisse waren brandneu und hielten einiges aus. So mussten die Männer hohe Holzwände überklettern, sich an Seilen über Wassergräben schwingen, was nicht selten zu einem unfreiwilligen Bad führte, über Baumstämme balancieren, wobei sich die Weichteile als sehr empfindlich erwiesen, wenn jemand nach rechts und links gleichzeitig abrutschte, und unter Stacheldraht hindurch kriechen.
    Auf die gewohnten Heimfahrten an den Wochenenden mussten die Männer verzichten. Der Dienst ging weiter – 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche. Allerd ings wurden die Pflichten der Soldaten an den Wochenenden gelockert. Es mussten nur die üblichen Reinigungsarbeiten durchgeführt werden. Ansonsten konnten die Männer mit ihrer Zeit anstellen, was immer sie wollten – und was ihnen die SKAV erlaubte.
    Ebenso wie mit den Besuchen in der Heimat verhielt es sich mit Besuchen in den nächstgelegenen Ortschaften. Genau genommen hätten die Männer nicht einmal gewusst, in welche Richtung sie sich hätten wenden müssen, um in die nächstgelegenen Ortschaften zu gelangen. Sie wussten nicht einmal genau, in welche Ecke der Volksrepublik es sie verschlagen hatte.
    Normalerweise verfügte jeder Garnisonsstandort über eine Tanzhalle. Im Soldatenjargon waren diese Tanzhallen nur als

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