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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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vor Furcht zitterte. »Allday ist ein guter Mann und wird dir nichts tun.«
    Das Mädchen löste sich von ihr, eine Hand noch nach ihr ausgestreckt. Als ob sie ausgestoßen würde, dachte Bolitho. Allday stellte die Laterne ab und schloß die Tür hinter sich. Bolitho streckte die Arme aus und umfaßte Violas Schultern, spürte, wie die Fassung sie verließ, als sie seinen Nacken umschlang und die Lippen fest an seine Wange preßte.
    »Endlich!« Sie umklammerte ihn noch fester. »Oh, mein Geliebter, endlich bist du zurückgekommen, um uns zu retten.«
    »Ich bringe dich zur Kajüte«, sagte er.
    »Nein! Nicht dorthin.« Sie blickte zu ihm auf, immer noch ungläubig staunend. »Bring mich an Deck.«
    Sie tasteten sich durch das Gewimmel von Männern und Frauen, Matrosen und neu angekommenen Marinesoldaten, bis sie das hohe Achterdeck erreichten. Dann stand sie im frischen Wind, strich sich wiederholt mit den Fingern durch das Haar und holte so tief Luft, als ob jeder Atemzug ihr letzter wäre.
    Bolitho konnte sie nur ansehen. Er fürchtete um sie, hätte ihr gern geholfen. Er zwang sich zu der Frage: »Und dein Mann? Ist er in Sicherheit?«
    Sie nickte langsam und wandte sich ihm zu. »Aber wo ist dein Schiff?«
    »Das Risiko war zu groß«, erklärte er. »Sie hätten euch alle umgebracht, ehe die Tempes t in die Bucht eingelaufen wäre.«
    Sie kam quer über das Deck auf ihn zu, der Saum ihres Kleides schleifte über die ausgetretenen Planken. Sie sprach nicht, aber ihr Blick blieb auf ihn gerichtet, bis sich ihre Körper berührten.
    Dann erst brach sie zusammen, schluchzte an seiner Brust und vergaß das Schiff und alles um sie herum.
    Keen blieb mit einem Fuß auf der obersten Sprosse zum Achterdeck stehen. Er hatte ein Dutzend Fragen an seinen Kommandanten. Doch als er die beiden sah, verzichtete er darauf und kehrte zum Hauptdeck zurück. Seine Stimme klang plötzlich wieder fest.
    »Bleiben Sie auf Station, Mr. Ross. Mr. Swift, kümmern Sie sich um die Verletzten, und berichten Sie mir dann.«
    Allday beobachtete ihn und erinnerte sich an den jungen Midshipman, den er einst vor einem qualvollen Tod bewahrt hatte. Jetzt war Keen ein Mann, ein Offizier des Königs. Dann wandte Allday sich um und blickte zum Achterdeck.
    Nun, Keen sollte eigentlich ein guter Offizier werden, dachte er. Schließlich hatte er das beste Vorbild.

Revanche
    Bolitho legte die Feder hin und reckte die Arme. Es war früher Abend, zu früh für eine Lampe, aber nicht mehr hell genug zum Schreiben. Er sah sich in der großen Kajüte der Eurota s um. Jetzt, nachdem die geplünderten Kisten und verstreuten Kleidungsstücke weggeräumt waren, wirkte sie nahezu normal.
    Er stand auf und ging zu dem hohen Heckfenster. In einiger Entfernung an Steuerbord segelte sein eigenes Schiff, die Tempest : ein bildschöner Anblick. Bram- und Marssegel schimmerten rosig im Sonnenlicht, ihr Bug sprühte Gischt, während sie stetig eine Welle nach der anderen durchpflügte.
    Herrick hielt die Tempes t weit in Luv für den Fall, daß doch jemand auf der Eurota s einen Handstreich versuchen sollte. Wäre wirklich jemand töricht genug dafür, konnte er die Fregatte sofort unter vollen Segeln heranbringen und das andere Gesicht zeigen, das Bolitho erst vor drei Tagen an ihm gesehen hatte.
    Als er die Eurota s vorsichtig aus der Bucht manövriert hatte, war die Tempes t gerade um die Landzunge gekreuzt, genau wie er und Herrick geplant hatten. Zum erstenmal hatte Bolitho sein gefechtsbereites Schiff von außen gesehen. Mit ausgerannten Geschützen, Großsegel und Fock zu den Rahen aufgegeit, mit den in den Masten und unter den Schutznetzen kauernden Seesoldaten, die ihre Musketen schußbereit auf das langsamere Handelsschiff gerichtet hielten, bot die Tempes t einen bedrohlichen Anblick.
    Wie Herrick später erklärte, hatte er keinerlei Risiko eingehen wollen. Selbst die hastig gehißte Flagge der Eurota s und Swifts Signale hatten ihn nicht überzeugt. Seine besten Geschützführer setzten zwei Zwölfpfünderkugeln neben den Rumpf des Handelsschiffes, während die Tempest ihnen signalisierte, beizudrehen und ein Enterkommando an Bord zu nehmen.
    Nachdem Herrick Bolithos Bericht gehört und das Chaos selbst gesehen hatte, reagierte er weitgehend so, wie Bolitho es erwartet hatte. Er verbarg seine Erleichterung darüber, Bolitho lebend anzutreffen und die Aktion erfolgreich beendet zu sehen, hinter Vorwürfen.
    »Sie hätten auf uns warten sollen, Sir. Was

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