Fieber an Bord
wollen, um Früchte und andere frische Lebensmittel zu beschaffen«, sagte Bolitho.
Herrick verstand. »Ich werde auch den Zahlmeister bewachen lassen, Sir. Keine Sorge.« Im Stillen wunderte er sich darüber, daß Bolitho nie etwas zu vergessen schien, selbst wenn er mit seinem Herz woanders war.
»Und Mr. Toby. Ich bin überzeugt, daß auch der Zimmermann sich so schnell wie möglich aufmachen will, um nach brauchbaren Holzvorräten zu suchen.«
»Auch daran werde ich denken, Sir.« Herrick wartete, bis Bolitho ihn ansah. »Gehen Sie ruhig an Land und tun Sie, was Sie dort tun müssen. Wenn Sie wieder an Bord kommen, werden Sie ein sicheres Schiff vorfinden.«
Bolitho griff nach seinem Hut und erwiderte einfach: »Ich habe nie daran gezweifelt, Thomas.« Dann, etwas schärfer: »Allday, falls Sie sich von der Betrachtung Ihrer Lustobjekte losreißen können, wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mich an Land brächten.«
Allday sprang zur Tür. »So schnell wie noch nie, Captain!« Als Bolitho mit Herrick allein war, sagte er leise: »Die Nar va l ...«
»Ja, Sir?« Herrick wartete. Sie hatten das Schiff mehrmals ausgemacht, nicht mehr als ein winziger Fleck über dem Horizont. Der Franzose folgte ihnen. Lag auf der Lauer wie ein alter Jäger.
Bolitho sagte: »Sie wird nicht hier ankern. Aber sobald ich genau weiß, was von uns erwartet wird, möchte ich gern erfahren, wo sie steckt.«
Herrick hob die Schultern. »Manche würden sagen, es wäre nur gerecht, wenn dieser de Barras Tuke vor uns erwischte, Sir. Ich bin der Meinung, daß wir mit Piraten dieser Sorte zu sanft umgehen.«
Bolitho sah ihn ernst an. Nach de Barras' Vorstellung war Hängen für Tuke sicher zu sanft.
»Haben Sie je an die andere Seite der Medaille gedacht, Thomas? Tuke könnte die gleichen Absichten gegenüber der Narva l haben.« Er ging auf den Niedergang zu. »Tuke hatte die Eurota s beinahe erobert und besitzt jetzt schwere Geschütze, die ihn zu einer Macht machen, mit der man rechnen muß.«
Herrick eilte ihm nach, von Bolithos Worten tief betroffen.
Eine Meuterei auf einem Schiff des Königs war schon schlimm genug; aber daß ein gewöhnlicher Pirat ein Kriegsschiff angreifen und erobern könne, den Gedanken konnte er unmöglich hinnehmen.
Widerstrebend räumte er ein: »Nun ja, die Narva l ist natürlich ein Franzose.«
Bolitho lächelte. »Macht das für Sie einen Unterschied?«
»Ja.« Herrick grinste verlegen. »In gewisser Weise.«
Auf dem Batteriedeck waren jetzt noch mehr Früchte ausgebreitet, die Netze und Laufgänge hingen voller Flechtmatten und fremdartiger Gewänder, voll langer, schmaler Wimpel in leuchtenden Farben.
»Was würde der Admiral zu all dem sagen?« fragte Herrick. Bolitho trat zur Pforte. Die Aufmerksamkeit und das Interesse, das er erregte, entging ihm nicht. Mehrere Mädchen umdrängten ihn und versuchten, ihm eine Blumengirlande um den Hals zu hängen, während andere nach seinem goldbestickten Rock tasteten und ihn fröhlich anstrahlten.
Ein alter Mann nickte ständig und wiederholte mehrmals: »Ka-pi-tän Cook«, wie ein Papagei.
Es war denkbar, daß Cook diese Inseln angelaufen hatte; vielleicht hatte der alte Mann aber auch nur von seinen Schiffen und bezopften, fluchenden Matrosen, von ihrem rauhen Humor und Rum gehört.
Bolitho hörte Allday seiner Bootsmannschaft zurufen: »Hier gibt's ein paar kleine Mädchen, die mir gefallen würden, Jungs!«
Bolitho ließ sich in das Boot hinab, während die Pfeifen schrillten, was weiteres Jubeln und Gelächter auslöste.
So war es auf der ganzen Fahrt zu der kleinen Pier: Mädchen und junge Männer umschwammen das Boot, berührten die Riemen und brachten Alldays Schlagrhythmus durcheinander. Selbst seine Drohungen bewirkten nichts; Bolitho war seinetwegen erleichtert, als sie das Ufer sicher erreicht hatten.
Er blieb in der brennenden Sonne stehen, prüfte die verschiedenen Gerüche des dichten Unterholzes und der Palmen, der Holzfeuer und des trocknenden Fischs.
Allday sagte: »Sieht reichlich primitiv aus, Captain.« Er deutete auf die Palisade aus unbehauenen Stämmen, welche die Siedlung umschloß.
»Ja.« Bolitho schob seinen Degen zurecht und schritt über die Pier auf eine Gruppe uniformierter Milizen zu, offenbar seine Eskorte. Aus der Nähe wirkten ihre gelb abgesetzten, roten Uniformen abgetragen und liederlich geflickt. Die Männer waren von der Sonne tief gebräunt und schienen hart wie Stahl. Wie die Männer des Corps in
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