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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Neusüdwales waren sie Abenteurer. Nicht gewillt, sich der Disziplin und dem reglementierten Leben in der Armee oder an Bord eines Schiffes zu unterwerfen, aber auch ohne die Ausbildung oder die Intelligenz, sich ganz auf eigene Füße zu stellen. Einer, dem zottiges Haar unter seinem zerbeulten Tschako hervorragte, hob seinen Säbel zu einem Salut, bei dem Sergeant Quare in Ohnmacht gefallen wäre.
    »Willkommen, Captain.« Er zeigte grinsend die Zähne, was ihn nur noch wilder erscheinen ließ. »Ich soll Sie zu dem Residenten, Mr. Hardacre, geleiten. Wir haben Ihr Schiff den ganzen Tag beobachtet, ein schönes Bild, Sir. Das kann ich Ihnen versichern.« Er fiel neben Bolitho in Gleichschritt, während seine Gruppe hinterherschlenderte.
    Auf dem kurzen Marsch zur Siedlung entdeckte Bolitho, daß Hardacre die Anlage mit sehr wenig Unterstützung errichtet hatte, doch daß es ihm irgendwie gelungen war, sich im Umkreis von einigen Meilen Respekt zu verschaffen. Unwahrscheinlich, daß Raymond ihm sehr willkommen sein kann, dachte Bolitho.
    Die Milizen waren vorwiegend in Sydney angeworben worden, und ihre Zahl war im Lauf der vergangenen zwei Jahre auf dreißig Mann und zwei Offiziere geschrumpft. Die übrigen waren entweder desertiert, hatten die Inseln mit Eingeborenenbooten oder einem der gelegentlich aufkreuzenden Handelsschoner verlassen oder hatten sich einem Eingeborenenstamm angeschlossen, um das Leben mit Frauen, reichlicher Nahrung und ohne jede Arbeit zu genießen. Und einige waren verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Der redselige Leutnant, er hieß Finney, vertraute ihm an: »Ich bin gekommen, um hier mein Glück zu machen.« Er grinste. »Aber noch ist davon nichts zu entdecken, fürchte ich.«
    Vor dem Tor der Siedlung, das durch kleine Wachthäuser oberhalb und zu beiden Seiten geschützt wurde, blieb Bolitho stehen und sah zu seinem Schiff zurück. Herrick hatte sich nicht getäuscht. Die Siedlung war gut gelegen, und eine Handvoll Männer mit Musketen, selbst diese Raufbolde, konnten sie gegen eine zwanzigfache Übermacht halten. Er runzelte die Stirn. Vorausgesetzt, der Angreifer war nicht mit schweren Waffen ausgerüstet.
    Hinter dem Tor blieb Bolitho wieder stehen und starrte auf einen rohgezimmerten Galgen. Ein Strick hing noch daran, war aber mit einem Messer sauber abgeschnitten worden. Finney saugte an seinen Zähnen und sagte: »Das war wirklich peinlich, Captain. Wir waren nicht vorgewarnt worden, verstehen Sie?« Er entschuldigte sich ehrlich. »Wir haben ihn auf der Stelle abgeschnitten, aber sie hat den armen Teufel trotzdem noch gesehen«.
    Bolitho beschleunigte seine Schritte, Haß gegen Raymond schüttelte ihn.
    »Was hatte er verbrochen?«
    »Mr. Hardacre sagt, er war hinter der Tochter eines Häuptlings auf der anderen Seite der Insel her. Er verbietet jedem, dort hinzugehen, denn der Häuptling sei der wichtigste Freund, den wir bei den Stämmen haben.«
    Sie hatten den Schatten des Haupteingangs erreicht. »Und dafür hat er den Mann hängen lassen?«
    Finneys Antwort klang unterwürfig. »Sie können das nicht verstehen, Captain. Mr. Hardacre ist hier draußen wie ein König.«
    Bolitho nickte. »Aha.« Es wurde nur immer schlimmer statt besser. »Dann bin ich sehr gespannt darauf, ihn kennenzulernen.«
    John Hardacre bot einen imponierenden Anblick. Weit über mittelgroß, war er wie eine menschliche Festung gebaut, breit und mit gewölbter Brust und entsprechend volltönender Stimme. Als ob das alles nicht genug wäre, um seine Besucher zu beeindrucken, war seine gesamte Erscheinung das Abbild eines selbsternannten Königs, wie sein Leutnant ihn bezeichnet hatte. Er hatte buschiges Haar und einen großen, spatenförmigen Bart, beides früher wohl dunkel, jetzt aber grau wie Holzasche. Irgendwo dazwischen blickten seine Augen unter pechschwarzen Brauen wie zwei Leuchtfeuer hervor.
    Er trug eine weiße, lose hängende Kutte, die seine kräftigen Beine bloß ließ; die großen Füße staken nur in Sandalen. Er stand breitbeinig da, nickte Bolitho zu und betrachtete ihn nachdenklich. »Fregattenkapitän, wie? Gut, gut. Die Regierung seiner Majestät scheint also endlich zu denken, daß wir Schutz brauchen.« Sein verhaltenes Lachen klang wie das Rauschen eines unterirdischen Stroms. »Sie werden mit uns eine Erfrischung nehmen.« Es klang nicht wie ein Angebot, sondern wie ein Befehl.
    Raymond, der neben einem offenen Fenster stand und sich das Gesicht mit einem

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