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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Spitze angekommen. Wie ein Rasender griff Wally in den Draht und begann ihn wild zu schütteln. Charles brauchte seine letzte Kraft, um sich festhalten zu können. Dann sprang Wally plötzlich hoch und packte Charles am rechten Fußgelenk. Charles versuchte, nach seinem Widersacher zu treten. Aber Wally ließ nicht locker, sondern hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an Charles’ Bein.
    Plötzlich verließen Charles die Kräfte. Seine Finger glitten aus dem Maschenwerk, und im nächsten Augenblick fiel er aus der Höhe hinunter auf seinen Gegner. Verzweifelt suchte Charles unter dem Schnee nach einem Gegenstand, mit dem er sich verteidigen konnte. Das einzige, was er fand, war ein alter Schuh, den er dem verwirrten Wally sofort entgegenschleuderte. Zwar verfehlte das Wurfgeschoß sein Ziel, aber es gab Charles den Bruchteil einer Sekunde Zeit, den er brauchte, um aufzuspringen. Dann lief er am Zaun entlang hinunter zum Fluß. Es kam ihm vor, als hätte man ihn zusammen mit einem wütenden Tier in einen Käfig gesperrt.
    Charles kam nur langsam vorwärts. Immer wieder brach er durch die Harschdecke auf dem Schnee, und jedesmal riß es ihn dabei fast um. Seine Füße rutschten über frische Abfälle, blieben in alten Autoreifen hängen oder verfingen sich zwischen irgendwelchen Eisenteilen, die unter dem Schnee verborgen lagen. Jeden Moment rechnete er damit, eingeholt zu werden. Dann wagte er einen kurzen Blick zurück und stellte erleichtert fest, daß Wally noch häufiger in den Schneefallen steckenblieb als er selbst. Als erster erreichte Charles die Uferkante.
    Sein Abstieg zur Eisdecke auf dem Fluß war eher ein gelenkter Sturz. Charles breitete die Arme wie Ausleger an einem Kanu aus, dann ließ er sich auf dem Rücken in die Tiefe gleiten.
    Mit den Beinen fing er den heftigen Aufprall gegen die hochgetürmten Schollen am Rand der Eisfläche ab. Um nicht in die Nähe der offenen Wasserstelle zu geraten, ging Charles, Schritt für Schritt balancierend, weiter auf den Fluß hinaus. Inzwischen hatte auch Wally die Uferkante erreicht, doch stieg er den Hang viel vorsichtiger herunter. Als er endlich unten an der Eisfläche war, hatte Charles längst das Ende des Drahtzauns, das in den Fluß hineinreichte, umrundet und stieg bereits wieder die Böschung auf der anderen Zaunseite hinauf.
    Er hatte die rettende Kante fast erreicht, als plötzlich seine Füße abrutschten. Verzweifelt suchten seine Hände nach einem Halt, und in letzter Sekunde konnte er einen kleinen Strauch packen und seinen Fall aufhalten. Tastend suchten seine Füße nach festem Grund, aber immer wieder glitten sie an dem steilen Hang ab. Auch Wally begann jetzt die Böschung hinaufzuklettern. Mit jedem seiner Schritte verkürzte er seinen Abstand zu Charles.
    Wieder versuchte Wally, nach einem Fuß von Charles zu greifen. Er war nur noch Zentimeter von seinem Ziel entfernt, als seine Bewegungen auf einmal nur noch im Zeitlupentempo abzulaufen schienen. Seine Beine erstarrten zu festen Säulen, aber auch das half ihm nicht mehr. Erst langsam, dann immer schneller rutschte er wieder den Hang hinunter.
    Mit erneuten Anstrengungen suchte Charles nach einem Weg, der ihm über die letzten anderthalb Meter zur Uferkante hinaufhelfen konnte. Wenn er die Schuhspitzen in die Hangwand schlug, konnte er sich einen groben Halt für seine Füße schaffen. Froh über seine Entdeckung, schob er sich Zentimeter für Zentimeter höher, bis er seinen Oberkörper erschöpft über den Böschungsrand werfen konnte. Er zog seine Beine nach und richtete sich schwer atmend auf Hände und Knie auf. Unter dem Schnee spürte er scharfkantige Steine und zerbröckeltes Mauerwerk. Charles sprang auf und schlug mit der Schuhspitze auf den vereisten Boden ein. Eine Handvoll der Steine, die er gelöst hatte, hob er auf. Wally war nur noch weniger als zwei Meter von der Böschungskante entfernt.
    Charles holte weit aus und schleuderte ihm die Steine entgegen. Einer traf ihn mit soviel Wucht an der rechten Schulter, daß Wally vor Schmerz aufstöhnte und seine linke Hand instinktiv an die getroffene Stelle riß. Sofort verlor er wieder den Halt und rutschte den Hang ein zweites Mal hinunter. Charles schlug unterdessen weitere Steine los und warf sie Wally hinterher, der schützend seine Arme hochgenommen hatte und weiter auf den Fluß hinaus in Deckung ging.
    Als Charles erkannte, daß er seinen Verfolger abgeschüttelt hatte, wandte er sich um und lief über die vor ihm liegende

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