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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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einen Moment stehen und lauschte auf dasEcho des Lärms, das aus dem Innern des Betriebes nach draußen drang. Von seinem Platz aus konnte er den Fluß sehen, der nur an wenigen Stellen nicht zugefroren war, und ein paar Bäume am anderen Ufer. Der Fluß war hier fast fünfzig Meter breit. Als er wieder zu Atem gekommen war, schlich er, an die Mauer geduckt, auf das Flußufer zu. Er mußte vorsichtig gehen, denn der Schnee hatte Müll und Schutt, die überall verstreut lagen, unsichtbar gemacht.
    Am Ende der Mauer blieb er wieder stehen. Jetzt hatte er sein Ziel schon vor Augen: die beiden Sammeltanks der Recycling-Anlage. Aber um sie zu erreichen, mußte Charles noch die ganze Stirnseite der Fabrik hinunterlaufen, die parallel zum Fluß stand. Nach einer kurzen Pause ging er weiter. Mühselig bahnte er sich einen Weg durch die herumliegenden Schrotteile einer ausgeschlachteten Maschine. Doch schon nach kurzer Zeit sah er sich einem neuen Hindernis gegenüber. Das Granitbecken eines Kanals machte jedes Weiterkommen unmöglich. Der Kanal war ungefähr drei Meter breit und ein Meter fünfzig tief. Er kam aus einem runden Durchbruch in der Fabrikmauer und führte hinunter zum Fluß, wo ein Damm aus ein paar Holzbrettern den Zulauf versperrte. Etwa auf halber Entfernung zum Fluß zweigte in der gegenüberliegenden Kanalmauer ein Zulauf zu einem großen See auf dem Fabrikgelände ab. Der See und der Kanal waren vollkommen eisfrei, und aus dem Granitbecken stieg der ätzende Geruch verbrauchter Industriechemikalien auf.
    Unmittelbar vor dem Gebäude entdeckte Charles zwei schwere Holzbohlen, die über den Kanal gelegt worden waren. Vorsichtig ging er zu dieser Behelfsbrücke, legte seine Gläser in den Schnee und kniete sich über die Bretter, um Schnee und Eis von ihnen herunterzuschlagen. Mit der freien Hand gegen die Fabrikmauer gestützt, in der anderen seine Gläser, überquerte er dann, sorgfältig einen Fuß vor den anderen setzend, den Kanal.
    Auf der anderen Seite fiel der Boden zu dem künstlichen See hin ab. Die behelfsmäßige Anlage des Ganzen, besonders der völlig untaugliche Damm des Kanals, ließ in Charles keinen Zweifel, daß die verbrauchten Chemikalien regelmäßig in den Fluß gelangen mußten. Er ging zur Kante des Sees, um eineProbe der sirupzähen Flüssigkeit zu nehmen. Er kniete sich hin, faßte eines seiner Gläser vorsichtig am oberen Rand und tauchte es in den blasenwerfenden Brei. Dann reinigte er das Glas mit einer Handvoll Schnee, schraubte sorgfältig den Deckel zu und stellte es auf einen Stein, damit er es auf dem Rückweg leicht wiederfinden konnte. Inzwischen wollte er ein Foto von dem Damm machen, der angeblich verhindern sollte, daß diese chemikalische Jauchegrube sich einfach in den Fluß entleerte.
     
    Wally Crab hatte seine Arbeit an den Gummiöfen an diesem Abend früher unterbrochen, um mit Angelo Dejesus und Giorgio Brezowski Karten spielen zu können. Sie hatten sich an einem der Campingtische im Aufenthaltsraum gesetzt, spielten Blackjack und aßen nebenbei ihre Sandwiches. Wally hatte an diesem Abend nicht gerade eine Glückssträhne. Halb sieben hatte er bereits dreizehn Dollar verloren, und es sah nicht so aus, als ob sich das Blatt für ihn noch wenden würde. Was alles noch schlimmer machte, war Brezowskis zahnloses Grinsen, das ihn nach jeder Runde anstrahlte, begleitet von dem Spruch: »Nun ade, du liebes Geld.« Brezo hatte seine Vorderzähne vor zwei Jahren bei einer Kneipenschlägerei in Lowell, Massachusetts, verloren.
    Brezo hatte Wally gerade mit zwei Karten bedient. Wally verlangte die dritte und hob sie vorsichtig vom Tisch. Wieder war er über einundzwanzig gekommen.
    »Mist!« schrie Wally wutentbrannt auf und warf die Karten auf den Tisch zurück. Er stand auf und ging schwerfällig hinüber zum Zigarettenautomat.
    »Bist du wieder einmal draußen?« höhnte Brezo und setzte das Spiel mit Angelo fort.
    Wally antwortete ihm nicht. Er steckte ein paar Geldmünzen in den Automaten, drückte den Wahlhebel seiner Zigarettenmarke und wartete. Nichts passierte. Zumindest nicht in dem Automaten. In Wallys Kopf aber riß etwas wie eine überdehnte Klavierseite. Rasend holte er mit dem Fuß aus und trat gegen das Gestell, das den Automaten hielt. Scheppernd schlug der Automat gegen die Wand. Wally hatte schon lauernd den Oberkörper zurückgelegt, um dem Tritt eine rechte Gerade aufden Münzrückgabeknopf folgen zu lassen, doch im selben Augenblick sah er draußen

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