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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Schrank herum und duckte sich in einen Haufen übelriechender Lappen. Als er tiefer in den Haufen hineinkroch, fühlte er auf seinen Schuhen kleine Trippelschritte. Er hoffte, daß es nur Mäuse waren, die er aus ihrer Ruhe aufgestört hatte.
    Das einzige, was Charles in der Finsternis noch sehen konnte, waren die Leuchtziffern seiner Uhr. Er wartete. Sein Atem schien ihm viel zu laut in der Totenstille um ihn herum. Und sein Herz schlug pochend in seinen Ohren. Er war gefangen. Es gab kein anderes Versteck für ihn. Sie konnten mit ihm machen, was sie wollten. Niemand würde ihn hier finden, lebendig oder tot. Erst recht nicht, wenn sie ihn in den Fahrstuhlschacht hinunterstoßen würden. Noch nie in seinem Leben hatte Charles so grenzenlose Angst verspürt.
    Ein Licht flackerte im Flur auf und ließ dünne Strahlen in sein Zimmer fallen. Die Lichter bewegten sich den Flur hinunter auf sein Versteck zu. Für einen Moment schienen sie zu erlöschen, und die Finsternis im Raum war wieder undurchdringlich. Aus weiter Entfernung hörte Charles ein lautes Aufklatschen, als ob ein schwerer Gegenstand in den Fahrstuhlschacht geworfen worden war. Dann drang ein Lachen aus dem Flur herein.
    Die Lichtbündel strahlten wieder auf und schwankten suchend im Flur hin und her. Charles’ Verfolger kamen näher. Jetzt konnte er schon jeden Schritt hören. Und plötzlich wurde die morsche Holztür mit einem knirschenden Geräusch weit aufgeschoben. Ein starker Lichtstrahl tanzte im Zimmer auf und ab.
    Wie eine Schildkröte zog Charles seinen Kopf zwischen die Schultern. Vielleicht würden sich seine Verfolger mit einem oberflächlichen Blick begnügen. Aber seine Hoffnungen erfüllten sich nicht. Charles hörte, wie jemand die alte Stoffrolle mit einem heftigen Tritt aus seinem Weg beförderte. Dann begann der Lichtstrahl jeden Zentimeter des Bodens abzusuchen. Wie ein stechender Blitz durchfuhr ihn der Gedanke, daß er im nächsten Moment entdeckt werden würde.
    Charles schoß aus seinem kläglichen Versteck hoch und lief zur Tür. Sein Verfolger riß seine Stablampe herum. Der Lichtstrahl erfaßte Charles, als er die Tür gerade erreicht hatte. »Hier ist er!« schrie der Mann in seinem Rücken.
    Um aus dem alten Gemäuer überhaupt wieder herauszufinden, wollte Charles denselben Weg zurücklaufen, den er gekommen war. Doch schon nach wenigen Metern prallte er gegen einen zweiten Verfolger, der ihm auf dem Flur entgegengestürzt kam. Der Mann packte Charles am Arm und verlor dabei seine Stablampe. In blinder Angst schlug und trat Charles um sich und versuchte, sich mit aller Gewalt loszureißen. Dann, noch bevor er den Schmerz spürte, knickten seine Beine unter ihm weg. Der Mann hatte ihn mit einem Schlagstock in die Kniekehlen getroffen.
    Charles fiel zu Boden, während sein Angreifer sich nach seiner Lampe bückte. Der andere Mann, der Charles in seinem Versteck aufgestöbert hatte, trat auf den Gang und ließ den Lichtkegel seiner Lampe über die Szene tanzen. Zum ersten Mal sah Charles den Mann, dessen Schlag ihn zu Boden gestreckt hatte. Staunend vor Überraschung blickte Charles in das Gesicht von Frank Neilson, dem Polizeichef von Shaftesbury. Nie zuvor hatte ihn der Anblick der blauen Uniform mit ihren Abzeichen und Auszeichnungen, mit dem Lederholster und dem Revolver mehr erfreut als in diesem Augenblick.
    »Also, Martel, das Spielchen ist aus, stehen Sie auf!« sagte Neilson und schob seinen Schlagstock zurück in den Gürtel. Er war von untersetzter Statur, seine blonden Haare glänzten pomadig. Sein Bauch wölbte sich in weitem Bogen von der Brust bis hinunter zur Hosentaille, sein Hals hatte den Umfang von Charles’ Oberschenkel.
    »Bin ich froh, Sie zu sehen«, sagte Charles. Er fühlte sich trotz des Schlages ehrlich erleichtert.
    »Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete Frank. Er packte Charles an der Jacke und stellte ihn auf die Beine.
    Einen Moment schwankte Charles, weil seine Beinmuskeln brennend schmerzten.
    »Handschellen?« fragte der zweite Polizist. Er hieß BernieCrawford. Und im Gegensatz zu seinem Chef war er lang und schlaksig wie ein Basketball-Spieler.
    »Zum Teufel, nein!« sagte Frank. »Laß uns erst einmal aus dieser Ruine heraus sein.«
    Bernie übernahm die Spitze, dann kam Charles und am Ende ging Frank. In dieser Marschordnung machten sich die drei auf den Rückweg durch die verlassene Fabrik. Als sie an dem Fahrstuhlschacht vorbeikamen, überlief Charles bei dem Gedanken, wie nahe er

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