Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Sie bitte, Dr. Martel«, antwortete Mrs. Crane mit ehrlicher Reue in der Stimme. »Dürfen wir das Geld in der nächsten Zeit erwarten?«
    »Natürlich«, sagte Charles. »Ich werde Ihnen einen Scheck zukommen lassen. Und bitte entschuldigen Sie das Versäumnis.«
    Charles legte auf. Er wußte, daß er sich sofort einen Kredit besorgen mußte. Einen Moment dachte er an Chuck. Er konnte nur hoffen, daß der Junge zurechtkam und daß er seinen Abschluß nicht ausgerechnet in Psychologie machen würde. Er griff wieder zum Telefon, doch zögerte er. Es würde Zeit sparen, wenn er persönlich bei der Bank vorsprach. Und die frische Luft würde ihm auch guttun und ein bißchen Abstand von der Welt der Morrisons gewinnen lassen.

 
4. Kapitel
     
    Cathryn blätterte hastig in einer alten Ausgabe von Time Magazine, um sich von den Angstwellen abzulenken, die immer wieder durch ihren Körper fluteten. Am Anfang war Dr. Wileys Wartezimmer ein Zufluchtsort vor den Schreckensbildern des Krankenhauses gewesen. Aber je weiter die Zeit voranschritt, um so drängender kehrten Unsicherheit und dunkle Ahnungen zurück. Cathryn sah auf ihre Uhr. Michelle war jetzt schon über eine Stunde im Behandlungszimmer. Irgend etwas mußte mit ihr sein.
    Eine nervöse Unruhe befiel Cathryn. Sie schlug die Beine übereinander, stellte sie wieder gerade nebeneinander, und in immer kürzeren Abständen sah sie auf die Uhr. Das beklemmende Schweigen im Wartezimmer vergrößerte ihr Unbehagen noch, und nichts bewegte sich, bis auf die Hände einer Frau, die strickte, und zwei Babys, die ungelenk mit ihren Bauklötzen spielten. Und plötzlich wußte Cathryn auch, was sie störte. Alles schien ihr so flach, so ohne Gefühl. Es war wie ein zweidimensionales Bild in einer dreidimensionalen Szene.
    Unfähig, noch einen Moment länger stillzusitzen, stand sie auf. Sie ging hinüber zu der Schwester. »Entschuldigen Sie bitte, meine kleine Tochter, Michelle Martel, ist gerade im Behandlungszimmer. Wissen Sie vielleicht, wie lange es noch dauern kann?«
    »Der Doktor hat mir nichts gesagt«, antwortete die Schwester höflich. Sie hielt ihren Rücken so stark durchgedrückt, daß ihr fülliger Hintern unter der Rückenlehne des Stuhls hervorquoll.
    »Sie ist aber schon sehr lange in dem Zimmer«, sagte Cathryn. Der Ton ihrer Stimme verriet die Bitte um Beruhigung.
    »Dr. Wiley ist sehr gründlich. Ich bin sicher, sie wird gleichherauskommen.«
    »Dauert es öfter länger als eine Stunde?« fragte Cathryn. Sie hatte ein zwiespältig abergläubisches Gefühl, ob sie überhaupt fragen sollte. Als ob ihre Fragen den Ausgang der Untersuchung beeinflussen könnten.
    »Sicher«, sagte die Vorzimmerschwester. »Er nimmt sich soviel Zeit, wie er braucht. Er gehört zu den Ärzten, die nie etwas überstürzen.«
    Aber wozu braucht er die viele Zeit, fragte sich Cathryn, als sie zu ihrem Platz zurückging. Das Bild von Tad unter der Kunststoffplane mischte sich unter die anderen dunklen Ahnungen in ihrem Kopf. Es war ein entsetzlicher Schock, plötzlich erkennen zu müssen, daß auch Kinder sehr schwer erkranken können. Sie hatte geglaubt, daß so etwas nur selten vorkam und daß es immer nur fremde Kinder traf, Kinder, die man nicht kannte. Aber Tad war ein Nachbarskind, er war der Freund ihrer Tochter. Cathryn erschauerte.
    Sie nahm sich eine neue Illustrierte und las die Anzeigen. Auf jeder Seite sah sie lächelnde, glückliche Leute, die auf glänzenden Fußböden standen oder gerade ein neues Auto kauften. Dann versuchte sie zu überlegen, was sie am Abend kochen könnte. Aber sie brachte den Gedanken nicht zu Ende. Warum dauerte es mit Michelle so lange? Wieder betraten zwei Mütter das Wartezimmer mit rosa eingewickelten Paketen, die offensichtlich ihre Kinder waren. Dann kam noch eine Mutter mit ihrem Kind, einem kleinen, ungefähr zwei Jahre alten Jungen, mit einem riesigen violetten Ausschlag, der das halbe Gesicht überzog.
    Das Wartezimmer war jetzt übervoll, und Cathryn bekam Atembeklemmungen. Cathryn stand auf und überließ ihren Platz einer Mutter mit ihrem Säugling, um so nicht länger den Zweijährigen mit seinem schrecklich entstellenden Ausschlag ansehen zu müssen.
    Ihre Ängste wuchsen weiter. Es war jetzt über eine Stunde und zwanzig Minuten her, seit sie sich von Michelle verabschiedet hatte. Sie spürte, daß sie zitterte.
    Wieder ging sie hinüber zum Schreibtisch der Schwester und blieb dort selbstbewußt stehen, bis die Frau ihre

Weitere Kostenlose Bücher