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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gegenwart zur Kenntnis nahm.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie mit quälend höflicher Stimme. Cathryn hätte sich am liebsten über den Tisch gebeugt und die Frau aufgerüttelt, deren gestärktes Blütenweiß Cathryns angegriffene Gefühle noch heftiger entzündete. Sie brauchte keine Höflichkeit, sie brauchte Wärme und Verständnis und ein kleines bißchen Mitgefühl.
    »Glauben Sie, daß es möglich ist herauszufinden, wie lange es noch dauern wird?« fragte Cathryn.
    Bevor die Schwester antworten konnte, öffnete sich die Tür zu ihrer Linken, und Dr. Wiley beugte sich ins Wartezimmer. Seine Augen durchwanderten suchend den Raum, bis sie Cathryn fanden. »Kann ich Sie einen Moment sprechen, Mrs. Martel?« Seine Stimme klang unverbindlich. Er ging zurück in sein Zimmer, die Tür blieb offen. Mit eiligen Schritten ging Cathryn ihm nach, auf dem Weg fuhr ihre Hand noch einmal prüfend über ihre Haarkämme, dann schloß sie vorsichtig die Tür hinter sich. Dr. Wiley war bei seinem Schreibtisch stehengeblieben, aber er setzte sich nicht auf seinen Stuhl, sondern auf die Vorderkante des Tisches und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sorgfältig auf jede Kleinigkeit achtend, sah Cathryn forschend in Dr. Wileys breites Gesicht. Seine Stirn war tief zerfurcht. Cathryn hatte das bei ihrer ersten Begegnung nicht bemerkt. Auch lächelte Dr. Wiley dieses Mal nicht.
    »Wir brauchen Ihre Einwilligung für einen Test«, sagte Dr. Wiley.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte Cathryn. Sie versuchte normal zu klingen, aber ihre Stimme war viel zu hoch.
    »Wir haben alles im Auge«, antwortete Dr. Wiley. Er nahm die Arme herunter und griff nach einem Blatt Papier auf seinem Schreibtisch. »Aber für die endgültige Diagnose müssen wir noch einen speziellen Test durchführen. Dafür brauche ich Ihre Unterschrift auf diesem Formblatt hier.« Er reichte Cathryn das Blatt. Ihre Hand zitterte, als sie es entgegennahm.
    »Wo ist Michelle?« Cathryns Augen überflogen den Text auf dem Papier. Er war in der verklausulierten Medizinersprache abgefaßt.
    »Sie ist in einem der Untersuchungszimmer. Sie können sie sehen, wenn Sie wollen. Obwohl es mir lieber wäre, wenn ich erst den Test durchführen könnte. Seine genaue Bezeichnung lautet Knochenmarkaspiration.«
    »Knochenmark?« Cathryns Kopf schoß hoch. Das Wort rief das furchteinflößende Bild von Tad Schönhauser unter seinem Plastikzelt wieder herbei.
    »Sie brauchen darüber nicht beunruhigt zu sein«, sagte Dr.Wiley, als er Cathryns Schockreaktion bemerkte. »Es ist ein ganz normaler Test, sehr ähnlich einer Blutentnahme.«
    »Hat Michelle aplastische Anämie?« platzte Cathryn heraus.
    »Mit Sicherheit nicht.« Dr. Wiley war völlig überrascht von ihrer Frage. »Wir brauchen den Test, um unsere Diagnose absichern zu können. Aber ich kann Ihnen jetzt schon eindeutig sagen, daß Michelle nicht an aplastischer Anämie leidet. Aber gestatten Sie mir die Frage, wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    »Vor ein paar Minuten habe ich den Sohn unserer Nachbarn besucht, er hat aplastische Anämie. Und als Sie Knochenmark sagten …«
    Cathryn brachte ihren Satz nicht zu Ende.
    »Ich verstehe schon«, sagte Dr. Wiley. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kann Ihnen versichern, daß aplastische Anämie hier völlig ausscheidet. Aber wir brauchen den Test … Um auch wirklich alles getan zu haben.«
    »Meinen Sie, daß ich Charles anrufen sollte?« fragte Cathryn. Sie war erleichtert, daß Michelle keine aplastische Anämie haben konnte, und dankbar, daß Dr. Wiley die Möglichkeit ganz sicher ausgeschlossen hatte. Obwohl Charles gesagt hatte, daß die Krankheit nicht ansteckend sei, war die unmittelbare Nähe, in der sie plötzlich aufgetaucht war, doch beunruhigend.
    »Wenn es Ihnen lieber ist, Charles anzurufen, sollten Sie es unbedingt tun. Aber lassen Sie mich Ihnen etwas erklären. Eine Knochenmarkaspiration wird mit einer Nadel durchgeführt, die Sie so ähnlich sicher von der Blutabnahme kennen. Wir arbeiten mit einer örtlichen Betäubung, so daß alles praktisch schmerzlos ist. Und das Ganze dauert ohnehin nur einen Moment. Es ist wirklich ganz undramatisch, wir machen diesen Test sehr oft.«
    Cathryn schaffte ein kleines Lächeln und sagte, daß sie mit dem Test einverstanden sei. Sie mochte Dr. Wiley, und sie hatte tiefes Vertrauen zu ihm, besonders weil Charles gerade ihn von den vielen Kinderärzten, die er kannte, ausgewählt hatte, damals, als Chuck geboren worden

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