Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
war.
    Sie unterschrieb das Formblatt dort, wo Dr. Wileys Finger hinzeigte. Dann ließ sie sich zurück in das übervolle Wartezimmer begleiten.
    Bewegungslos lag Michelle auf dem Untersuchungstisch. Obwohl ihr ein Kissen unter den Kopf geschoben worden war, war ihr Blickfeld fast ausschließlich auf die Decke mit ihren milchigen Glaskörpern über den Leuchtstoffröhren eingeengt. Doch sie konnte noch soviel von der Tapete sehen, um die Bilder von lachenden Kühen, springenden Pferden und Kindern mit Luftballons darauf zu erkennen. Es mußte auch ein Waschbecken im Raum sein. Sie konnte es zwar nicht sehen, aber sie hörte das Wasser tropfen.
    Alle Ängste Michelles vor dem Krankenhaus hatten sich erfüllt. Dreimal war sie mit Nadeln gestochen worden. In jeden Arm einmal und einmal in den Finger. Jedesmal hatte sie gefragt, ob es jetzt das letzte Mal war, aber niemand hatte ihr geantwortet. Deshalb fürchtete sie, daß es wieder passieren könne, besonders wenn sie sich zuviel bewegte. Und darum lag sie auch ganz still.
    Es war ihr unangenehm, daß sie nur noch so spärlich angezogen war. Sie trug eine Art Nachthemd, das aber auf dem Rücken offen war. Auf ihrer nackten Haut spürte sie, daß der Tisch mit Papier überzogen war. Wenn sie das Kinn auf die Brust preßte, sah sie zwei kleine Hügel, die ihre Füße in das weiße Papier drückten, das ihren Körper bedeckte. Auch ihre Hände hatte sie unter der Papierdecke, sie lagen zusammengefaltet auf ihrem Bauch. Sie fror ein bißchen, aber das sagte sie niemandem. Sie wollte nur ihre Kleider zurück und wieder nach Hause gehen dürfen. Aber sie spürte, daß ihr Fieber zurückgekommen war, und eine Furcht beschlich sie, daß jemand es merken könnte und sie dann wieder stechen würde. Die Schwestern hatten ihr gesagt, daß sie das Blut brauchten, um herauszufinden, warum ihr Fieber nicht wegging.
    Sie hörte ein kratzendes Geräusch, dann öffnete sich die Tür zum Untersuchungszimmer. Es war die dicke Schwester, die rückwärts in das Zimmer kam, so daß ihr Körper den ganzen Türrahmen ausfüllte. Sie zog etwas, und Michelle hörte das verräterische Klirren von Metall gegen Metall. Als sie durch die Tür war, drehte sich die Schwester herum. Sie schob einen kleinen Tisch auf Rädern. Der Tisch war mit einem blauen Handtuch zugedeckt. Michelle fand, daß das nicht günstig für sie aussah.
    »Was ist das?« fragte sie ängstlich.
    »Einige Dinge für den Doktor, Liebling«, sagte Miß Hammersmith, als ob sie über besondere Vergnügungen sprechen würde. Ihr Namensschild trug sie wie eine Schlachtauszeichnung hoch an die Schulter gesteckt, über der ausladenden Brust, die wie eine Wulst um ihren Oberkörper lief. Auf dem Rücken schien sie ebensoviel Fleisch zu haben wie vorne.
    »Wird es weh tun?« fragte Michelle.
    »Liebling, warum fragst du so etwas? Wir versuchen doch nur, dir zu helfen.« Miß Hammersmith klang beleidigt.
    »Alles, was der Doktor macht, tut weh«, sagte Michelle.
    »Das stimmt wohl nicht ganz«, beharrte Miß Hammersmith.
    »Ah, meine Lieblingspatientin.« Dr. Wiley drückte die Tür mit der Schulter auf. Er hielt die Hände vom Körper gestreckt, sie waren naß, und Tropfen fielen auf den Boden. Miß Hammersmith brach eine Papierpackung auf, aus der Dr. Wiley vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger ein steriles Handtuch herauszog. Aber was Michelle am meisten in Angst versetzte, war die Operationsmaske, die er trug.
    »Was wollen Sie mit mir machen?« fragte sie, die Augen aufgerissen, soweit es ging. Sie vergaß ihren Vorsatz, still zu liegen, und stützte sich mit den Ellbogen hoch.
    »Also, ich habe eine gute Nachricht für dich und eine schlechte«, sagte Dr. Wiley. »Ich muß dich leider noch einmal ein ganz kleines bißchen mit einer Nadel stechen, aber es ist dann auch für eine ganze Zeit das letzte Mal. Was sagst du dazu?«
    Dr. Wiley warf das Handtuch auf einen Tisch neben dem Ausguß und zog aus einer Packung, die Miß Hammersmith ihm offenhielt, ein Paar Gummihandschuhe.
    Mit wachsendem Schrecken sah Michelle, wie er sich die Handschuhe über die Hände zog. Er dehnte das Gummi, bis der Handschuh das Gelenk umschloß, dann zog er jeden Finger einzeln an seinen Platz. »Ich will nicht wieder gestochen werden«, sagte Michelle mit tränengefüllten Augen. »Ich will nach Hause gehen.« Sie versuchte, nicht zu weinen. Aber je mehr sie sich darum bemühte, um so geringer war der Erfolg.
    »Nun, nun«, beruhigte Miß Hammersmith sie

Weitere Kostenlose Bücher