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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vielversprechend ist. Ich gebe gerne zu, daß Ihre Ausführungen interessant geklungen haben, und ich versichere Ihnen, daß das Weinburger-Institut Sie weiterhin unterstützen wird, wie es das auch in der Vergangenheit getan hat. Aber erst werden Sie jetzt dem Weinburger-Institut helfen müssen. Sie müssen Ihre persönlichen Interessen zurückstellen. Sie müssen das Canceran-Projekt übernehmen, und zwar sofort. Wenn Sie das ablehnen, Dr. Martel, werden Sie Ihre Forschungen anderswo fortsetzen müssen. Ich wünsche darüber keine weitere Diskussion. Die Angelegenheit ist damit erledigt.«
    Für einen Moment starrte Charles mit leerem Gesicht vor sich hin und grübelte über seine innere Unsicherheit. Die Begeisterung, die ihn erfaßt hatte, während er seine Arbeit erklärte, hatte auch seine Erwartungen in ungeahnte Höhen geschraubt, so daß die schroffe Beendigung des Gesprächs durch Dr. Ibanez ihn geradezu gelähmt hatte, besonders weil Ibanez ihm gedroht hatte, ihn aus dem Labor zu weisen. Aus dem Mund von Dr. Ibanez hatte die Drohung, gekündigt zu werden, viel erschreckender geklungen als von Morrison. Seine Arbeit und sein Selbstverständnis waren so eng miteinander verbunden, daß ihre Trennung ihm unvorstellbar war. Mit großer Anstrengung sammelte er seine Protokollbücher wieder ein.
    »Sie sind nicht gerade der beliebteste unter den Mitarbeitern«, fügte Ibanez ruhig hinzu. »Das können Sie jetzt ändern, wenn Sie einspringen. Ich möchte eine Antwort von Ihnen, Dr. Martel: Sind Sie auf unserer Seite?«
    Charles nickte, ohne Dr. Ibanez anzusehen. Er hatte also auch noch die endgültige Demütigung der bedingungslosen Kapitulation erlitten. Er drehte sich herum und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
    Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, sah Bellman Ibanez an. »Was für eine sonderbare Reaktion. Ich hoffe, er macht uns keine Schwierigkeiten. Sein messianisches Sendungsbewußtsein hat mich zu Tode erschreckt.«
    »Mir geht es genauso«, sagte Ibanez nachdenklich. »Leider ist er ein Wissenschaftsfanatiker geworden, und wie alle Fanatiker, kann er schwierig werden. Es ist zu schade, denn er ist ein erstklassiger Forscher, vielleicht unser bester. Aber Leute wie er können uns mit einem Schlag aus dem Geschäft werfen, besonders jetzt, wo die Gelder nicht mehr so üppig fließen. Ich frage mich, was Charles eigentlich glaubt, wo das Geld für unser Institut herkommt. Wenn die Verantwortlichen vom Nationalen Krebsinstitut seinen Monolog gehört hätten, sie hätten einen Anfall bekommen.«
    »Ich werde die Presse von ihm fernhalten müssen«, sagte Bellman.
    Dr. Ibanez lachte. »Zumindest das wird leicht sein. Charles hatte noch nie eine hohe Meinung von den Medien.«
    »Sind Sie sicher, daß er der beste Mann für das Canceran-Projekt ist?« fragte Bellman.
    »Er ist der einzige, der in Frage kommt. Es ist niemand verfügbar, der sein berufliches Ansehen hätte. Er braucht nichts weiter zu tun, als die Canceran-Studie zu Ende zu führen.«
    »Aber wenn er trotzdem irgendwelche Schwierigkeiten macht …« sorgte sich Bellman.
    »Daran dürfen Sie nicht einmal denken«, sagte Ibanez. »Wenn er das Canceran in diesem entscheidenden Moment falsch handhabt, dann müssen wir etwas Drastisches unternehmen. Sonst können wir uns alle nach einer neuen Stelle umsehen.«
     
    Verärgert über sich selbst, schleppte Charles sich die Treppen hinunter zu seinem Labor. Zum ersten Mal seit fast zehn Jahren erinnerte er sich mit Wehmut an seine eigene Praxis. Es war nicht die tägliche Routine, nach der er sich zurücksehnte,es war die Selbständigkeit, Charles war es gewohnt, entscheiden zu können, und bis zu diesem Tag hatte er nicht gemerkt, wie klein seine Entscheidungsfreiheit am Weinburger-Institut eigentlich war. Zum zweiten Mal an diesem Tag schlug Charles die Tür von seinem Labor so heftig zu, daß die Glaskolben und Behälter auf den Regalen klirrend aneinander schlugen und die Ratten und Mäuse in dem kleinen Nebenraum in Angst und Schrecken versetzten. Und ebenfalls zum zweiten Mal an diesem Tag erschreckte er Ellen, die im letzten Moment geschickt noch die Pipette auffing, die sie von ihrem Arbeitstisch gewischt hatte, als die zuschlagende Tür sie herumfahren ließ. Sie wollte sich schon bei Charles beklagen, aber dann sah sie sein Gesicht und blieb stumm. In blinder Wut schleuderte Charles die schweren Protokollbücher auf den Labortisch. Eines rutschte über die Kante und fiel auf den

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