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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Boden, die anderen trafen ein Destillationsgerät, dessen Glaskolben zersplitterte. Schützend schlug Ellen die Hände vors Gesicht und wich entsetzt zurück. Immer noch wütend, griff Charles einen Erlenmeyer-Kolben vom Regal und schlug ihn ins Waschbecken. Noch nie während der ganzen sechs Jahre, die sie zusammen gearbeitet hatten, hatte Ellen Charles in einem solchen Zustand erlebt.
    »Wenn du jetzt noch sagst, daß du ja alles vorher gewußt hast, dann schreie ich«, sagte Charles und warf sich in seinen Drehstuhl.
    »Dr. Ibanez hat dir nicht zugehört?« fragte Ellen vorsichtig.
    »Er hat zugehört. Aber er ist nicht auf meinen Vorschlag eingegangen, und ich bin zu Kreuze gekrochen wie ein Papiertiger. Es war schrecklich.«
    »Ich glaube nicht, daß du überhaupt eine Chance gehabt hast. Also sei nicht so hart zu dir selbst. Aber egal, wie sieht unser Arbeitsplan aus?«
    »Der Plan sieht vor, daß wir die Studie über die Wirksamkeit des Canceran zu Ende führen.«
    »Fangen wir sofort an?« fragte Ellen.
    »Sofort«, antwortete Charles mit müder Stimme. »Du kannst gleich losgehen und die Protokollbücher der bisherigen Canceran-Versuche holen. Ich will im Moment niemanden sehen.«
    »Ist schon gut«, sagte Ellen sanft. Sie war froh, einen Grund zu haben, der sie für einige Minuten aus dem Labor brachte. Sie spürte, daß Charles jetzt etwas Zeit brauchte, um allein wieder zu sich finden zu können.
    Nachdem Ellen gegangen war, versuchte Charles, sich nicht zu bewegen und an nichts zu denken. Aber seine Einsamkeit dauerte nicht lange. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Morrison stürmte ins Labor.
    Charles ließ seinen Metallstuhl eine halbe Drehung machen, dann hob er den Kopf und sah Morrison ins Gesicht. Die Adern waren ihm an den Schläfen herausgetreten, sie sahen aus wie Spaghettifäden. Morrison glühte vor Wut.
    »Ich habe bisher immer alles schweigend hingenommen«, brüllte er los. Seine Lippen waren blutleer. »Ich bin Ihre Respektlosigkeiten leid. Was, glauben Sie, macht Sie so wichtig, daß Sie sich nicht an den normalen Dienstweg halten müssen? Ich sollte Sie nicht daran erinnern müssen, daß ich Ihr Abteilungsleiter bin. Sie haben sich an mich zu wenden, wenn Sie eine Frage zu Verwaltungsvorgängen haben, und nicht an den Direktor.«
    »Morrison, tun Sie mir einen Gefallen«, sagte Charles. »Verschwinden Sie aus dem Labor. Sofort.«
    Morrisons schmale Augen waren blaßrot geworden. Kleine Schweißperlen sprangen auf seine Stirn. »Eins sage ich Ihnen, Charles, wenn wir nicht in dieser Notlage wären, würde ich dafür sorgen, daß Sie noch heute aus dem Institut fliegen. Sie haben Glück, daß wir uns keinen zweiten Skandal leisten können. Aber wenn Sie auch nur die leiseste Absicht haben, noch längere Zeit hier arbeiten zu wollen, dann rate ich Ihnen, sich mit dem Canceran-Projekt alle Mühe zu geben.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, schritt Morrison erhobenen Hauptes aus dem Labor. Dann war Charles wieder allein mit dem tiefen Summen der Kühlaggregate und dem regelmäßigen Ticken des Radioaktivitätszählers. Das waren gewohnte Geräusche, und sie hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn. Vielleicht, dachte Charles, würde die ganze Canceran-Affäre gar nicht so schlimm werden; vielleicht konnte er die Studie schnell abschließen, vorausgesetzt, die vorliegenden Versuchsprotokolle waren einwandfrei; vielleicht hatte Ellenrecht, und sie konnten mit etwas Nachtarbeit beide Projekte fortsetzen.
    Plötzlich klingelte das Telefon. Charles überlegte, ob er abnehmen sollte. Es klingelte dreimal, dann ein viertes Mal. Beim fünften Klingeln griff er zum Hörer.
    »Hallo«, meldete sich eine Stimme. »Hier spricht Mrs. Crane von der Kassenabteilung der Northeastern University.«
    »Ja«, antwortete Charles. Er brauchte einen Moment, bis er den Namen des Instituts mit Chuck in Verbindung gebracht hatte.
    »Es tut mir leid, Sie stören zu müssen«, sagte Mrs. Crane. »Aber Ihr Sohn hat uns Ihre Nummer gegeben. Nach unseren Unterlagen ist sein Semestergeld seit längerer Zeit überfällig. Das wären eintausendsechshundertfünfzig Dollar.«
    Charles spielte mit einer kleinen Dose Büroklammern und überlegte, was er antworten sollte. Daß er nicht in der Lage war, seine Rechnungen zu zahlen, war eine ganz neue Erfahrung für ihn.
    »Mr. Martel, sind Sie noch am Apparat?«
    »Dr. Martel«, sagte Charles und im nächsten Moment kam ihm die Korrektur selbst albern vor.
    »Entschuldigen

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