Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Leiden, das Michelle bevorstand. Er hatte das alles schon einmal erlebt, als seine erste Frau plötzlich erkrankt war. Aber Charles war ein Mann der Tat. Er mußte etwas tun, und Recycle Ltd. war dazu da, ihn von der schrecklichen Wirklichkeit von Michelles Krankheit und von seiner verfahrenen Situation am Weinburger-Institut abzulenken.
    Charles hatte längst erkannt, daß er dies alles Cathryn nicht mitteilen konnte, weil sie es ganz sicher nicht verstehen würde; und wenn sie es doch verstand, so würde es nur ihre eigenen Hoffnungen untergraben. Trotz ihrer großen Liebe füreinander akzeptierte Charles es, daß er seine Last und Sorgen allein tragen mußte. Der Gedanke war niederschmetternd, und er fiel in Cathryns Arme.
    »Es war ein schrecklicher Tag«, flüsterte Cathryn. Sie hielt Charles so fest wie sie nur konnte. »Laß uns ins Bett gehen, vielleicht finden wir Schlaf.«
    Charles nickte, doch in seinem Kopf kehrte immer der eine Gedanke wieder: ›Wenn ich nur schneller gearbeitet hätte …‹
     
    Langsam, als sollte es niemand merken, kam der neue Tag. Michelle merkte, daß es in ihrem Zimmer heller wurde. Der Vorhang vor ihrem Fenster schien jetzt von dunkler Farbe zu sein mit einem weißen Rand und nicht weiß mit einer dunklen Borte. Zugleich mit der allmählich wachsenden Helligkeit kündigten auch die zunehmenden Geräusche draußen auf dem Flur den neuen Tag an. Michelles Tür stand eine Handbreit offen, und ein ebenso breiter Strahl des gelb glühenden Flurlichts fiel in ihr Zimmer. Er war ihr ein kleiner Trost gewesen während der unendlich scheinenden Nacht.
    Michelle fragte sich, wann Charles und Cathryn kommen würden. Sie hoffte, daß es bald sein würde, denn mehr als alles andere wünschte sie sich zurück zu können in ihr eigenes Zimmer, in ihr eigenes Haus. Sie konnte nicht verstehen, warum die Ärzte sie im Krankenhaus behalten hatten. Denn nach dem Abendbrot, von dem sie kaum gegessen hatte, war nichts mehr mit ihr gemacht worden, außer daß immer wieder nachgeschaut worden war, ob es ihr auch gutging.
    Michelle ließ ihre Beine über die Bettkante gleiten und setztesich mit einem Ruck auf. Sie schloß die Augen und spannte die Muskeln gegen ein aufsteigendes Schwindelgefühl. Die Bewegung verschlimmerte noch die Übelkeit, die sie die ganze Nacht gequält hatte. Einmal, als sich Speichel unter ihrer Zunge gesammelt hatte, war sie sogar aufgestanden, aus Angst, sie müßte sich übergeben. Sie hatte sich am Rand der Toilette festgeklammert und gewürgt, aber es war nichts gekommen. Danach hatte sie ihre ganze Kraft gebraucht, um den Weg zurück zu ihrem Bett zu schaffen.
    Michelle hatte das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben. Außer der Übelkeit, die in immer neuen Wellen gekommen war, hatte sie auch Schmerzen in den Gliedern und im Bauch gehabt. Und gefroren hatte sie manchmal auch. Das Fieber, das am letzten Nachmittag plötzlich verschwunden war, war zurückgekehrt.
    Langsam rutschte Michelle zur Bettkante, bis ihre Füße den Boden berührten. Dann griff sie nach dem Rollgestell, an dem die Infusionsflasche hing. Mit leichten Stößen schob sie das Gestell vor sich her, während sie sich zum Badezimmer schleppte. Der Infusionsschlauch lief noch immer in ihren linken Arm, den sie so wenig wie möglich bewegte. Sie wußte, daß am Ende des Schlauches eine Nadel war, und sie hatte Angst, daß die Nadel sich bei der kleinsten Bewegung in den Arm bohren und irgend etwas verletzen könnte.
    Nachdem sie zur Toilette gegangen war, kehrte Michelle zu ihrem Bett zurück und kletterte wieder hinein. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß man sich noch einsamer und schlechter fühlen konnte als sie.
    »Hallo, hallo«, rief die rothaarige Schwester strahlend, als sie geschäftig zur Tür hereinkam. »Schon wach? Sind wir nicht fleißig hier?« Sie ließ das Rollo hochspringen und enthüllte den neuen Tag.
    Michelle sah ihr zu, aber sagte nichts.
    Die Schwester kam um das Bett herum und zog ein Thermometer aus einer schmalen Metallhülse. »Was ist los, hat die Katze deine Zunge geholt?« Sie schüttelte das Thermometer mit einer kurzen, schlagenden Bewegung, sah noch einmal prüfend auf die Quecksilbersäule, bückte sich und steckte es Michelle in den Mund. »Ich bin gleich zurück.«
    Michelle wartete, bis die Schwester aus der Tür war, dann nahm sie das Thermometer wieder aus dem Mund. Niemand sollte wissen, daß sie noch immer Fieber hatte. Am Ende mußte sie deshalb im

Weitere Kostenlose Bücher