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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Gaspedal bis auf den Boden hinunter, die Reifen drehten durch und schleuderten im Kies hoch. Der Wagen brach erst nach der einen Seite aus, dann nach der anderen. Aus dem Augenwinkel sah Charles, wie bei einem Wohnzimmerfenster die Spitzengardine zur Seite gezogen wurde. Für einen Moment war Cathryns Gesicht zu sehen gewesen. Erst kurz vor dem Hintereingang bremste er den Wagen scharf ab.
    Einen Augenblick blieb er gedankenverloren sitzen, seine Hände umklammerten das Lenkrad. Der Motor kühlte knisternd in der eisigen Luft ab. Die wilde Fahrt hatte seine Gefühle und seine Gedanken beruhigt. Vielleicht war es dumm gewesen, mitten in der Nacht bei Recycle Ltd. hereinzuplatzen. Aber ein Ziel hatte er immerhin damit erreicht: Er wußte jetzt sicher, woher das Benzol im Teich kam. Doch während er noch darüber nachdachte, wurde ihm bewußt, daß es viel wichtiger war, sich um Michelle zu kümmern, und daß endlich die schwere Entscheidung über ihre Behandlung getroffen werden mußte. Als Wissenschaftler wußte er, daß der Nachweis von Benzol im Wasser des Teichs allein noch kein sicherer Beweis dafür war, daß es die Leukämie bei Michelle verursacht hatte. Noch niemandem war es gelungen, Benzol als Erreger für Leukämie beim Menschen zu identifizieren. Nur bei Tieren war der Beweis gelungen. Außerdem mußte Charles zugeben, daß er Recycle Ltd. nur als Blitzableiter für seinen blindwütigen Haß benutzte, den Michelles Krankheit in ihm hatte wachsen lassen.
    Langsam stieg er aus dem Wagen. Wieder wünschte er sich, daß er seine eigenen Forschungen in den letzten fünf Jahren schneller vorangetrieben hätte. Vielleicht hätte er ihr dann jetzt mehr helfen können. Erschrocken fuhr er aus seinen Gedanken auf, als Cathryn ihn in der Tür begrüßte. Ihr Gesicht war von neuem tränenüberströmt, ihre Brust bebte, weil sie das Schluchzen zu unterdrücken versuchte.
    »Was ist los?« fragte Charles entsetzt. Sein erster Gedanke war, daß Michelle etwas passiert sein mußte.
    »Nancy Schönhauser hat angerufen«, brachte Cathryn mühsam hervor. »Der kleine Tad ist heute abend gestorben. Das arme Kind.«
    Charles öffnete die Arme, zog seine Frau zu sich heran und strich ihr beruhigend über das Haar. Im ersten Moment hatte er Erleichterung verspürt, als ob Michelle verschont worden war. Aber dann erinnerte er sich, daß der Junge genauso wie sie am Pawtomack River gelebt hatte, nur näher an der Stadt.
    »Ich wollte sofort zu Marge fahren«, sagte Cathryn. »Aber die Ärzte haben sie im Krankenhaus behalten. Als ihr die schreckliche Nachricht mitgeteilt wurde, ist sie zusammengebrochen. Glaubst du, daß ich trotzdem hinüberfahren sollte, um nachzusehen, ob ich irgendwie helfen kann?«
    Charles hörte ihr schon nicht mehr zu. Benzol verursachte nicht nur Leukämie, es konnte auch eine aplastische Anämie auslösen! Er hatte Tad völlig vergessen gehabt. Michelle war gar nicht der einzige Fall einer Knochenmarkerkrankung. Charles fragte sich, wie viele von den Familien, die am Lauf des Pawtomack River lebten, schon betroffen waren. Wie ein Sturm brach der Zorn in ihm wieder los. Er ließ Cathryn einfach stehen.
    »Hörst du mir nicht zu?« fragte Cathryn, die verlassen in der Mitte der Küche stand. Sie sah Charles zum Telefonbuch hinübergehen und eine Nummer nachschlagen, dann wählte er. Er schien völlig vergessen zu haben, daß sie auch noch da war. »Charles«, rief sie. »Ich habe dich etwas gefragt.«
    Er sah sie an, scheinbar verstand er den Sinn ihrer Worte nicht, bis der Anschluß zustande kam. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Telefon zu. »Ist dort Harold Dawson?« fragte Charles. Seine Stimme hatte einen fordernden Ton.
    »Ja, Dawson«, antwortete der Betriebsleiter.
    »Hier spricht Dr. Charles Martel«, sagte Charles. »Ich war heute nacht in Ihrem Recycling-Unternehmen.«
    »Das weiß ich«, entgegnete Dawson. »Nat Archer hat mich vor einer Weile angerufen. Wenn man Sie unhöflich behandelt haben sollte, würde ich das sehr bedauern. Ich wünschte, Sie hätten uns während der normalen Geschäftszeit aufgesucht, dann hätte ich selbst Sie empfangen können.«
    »Unhöflichkeiten stören mich nicht«, sagte Charles scharf. »Aber daß Sie giftige Abfälle wie Benzol in den Fluß schütten, das stört mich.«
    »Wir schütten gar nichts in den Fluß«, sagte Dawson mit Nachdruck. »Sämtliche giftigen Chemikalien, die wir verarbeiten, sind der Umweltschutzbehörde bekannt, und ihre Verwendung

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