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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vor der Tür stehen, dann stieß er sie langsam auf. Im stillen hatte er gehofft, Michelle ruhig schlafend in ihrem Bett zu finden, aber natürlich war ihr Bett ordentlich zurückgeschlagen und leer. Ihre Bücher und ihre Spielsachen standen sauber aufgereiht, alles war sorgsam an seinen Platz gerückt. »Ich weiß es ja«, sagte Charles zu sich selbst, als ob er mit einem allmächtigen Gebieter feilschen würde. »Sie hat eine Myeloblastenleukämie. Aber laß sie auf die normale Behandlung ansprechen. Das ist alles, was ich verlange.«
    Das Frühstück war eine anstrengende Angelegenheit. Ginas übertriebene Überschwenglichkeit und Charles’ Reserviertheit ergänzten sich vorzüglich; während sie unaufhörlich redete, schwieg er beharrlich. Ab und zu fuhr Cathryn mit ihrer komplizierten Tagesplanung dazwischen, was sie wann machen wollte. Charles hielt sich aus der Haushaltsplanung heraus und versuchte, sich auf den eigenen Tag und seine Arbeit am Institut zu konzentrieren. Als erstes wollte er prüfen, ob die gesunden Mäuse, denen sie das Krebsantigen injiziert hatten, schon eine Immunreaktion zeigten. Aller Wahrscheinlichkeit nach war das nicht anzunehmen, da die gespritzte Dosis nur sehr leicht gewesen war. Er würde deshalb alles vorbereiten, um ihnen am Nachmittag eine stärkere Dosis geben zu können. Dann wollte er sich die Mäuse ansehen, denen sie Canceran injiziert hatten und ihnen eine neue Dosis spritzen. Danach wollte er am Computer eine Simulation der Wirkungsweise des Blockierungsfaktors durchspielen, wie er sie in seinen Gedanken grob vorausberechnet hatte.
    »Ist dir das so recht, Charles?« fragte Cathryn.
    »Was?« fragte Charles zurück. Er hatte überhaupt nicht zugehört.
    »Ich werde heute morgen mit dir nach Boston fahren, unddu setzt mich am Krankenhaus ab. Chuck nimmt den Kombi, bringt Jean Paul zur Schule und fährt dann selbst zur Universität. Gina bleibt heute noch hier und bereitet das Essen vor.«
    »Ich werde dein Lieblingsgericht kochen«, sagte Gina begeistert. »Gnocchi.«
    Gnocchi! Charles wußte nicht einmal, was Gnocchi waren.
    »Wenn ich früher nach Hause will, kann ich zur Universität hinübergehen und den Kombi nehmen«, fuhr Cathryn zu Charles gewandt fort. »Sonst fahr’ ich mit dir zurück. Was sagst du dazu?«
    Charles konnte sich nicht vorstellen, daß dieser ausgetüftelte Plan irgend etwas leichter machte. Die alte Methode, daß er die Jungen mitnahm und Cathryn den Kombi behielt, schien ihm viel einfacher, aber das kümmerte ihn jetzt nicht. Vielleicht war Cathryns Vorschlag auch gar nicht so schlecht. Wenn er sich entschließen sollte, auch noch nachts zu arbeiten, dann war es sogar ein Vorteil, daß auch Chuck einen Wagen hatte. Cathryn konnte dann am späten Nachmittag mit ihm nach Hause fahren.
    »Ich bin einverstanden«, sagte Charles. Er sah hinüber zu Chuck, der wie gewöhnlich zusammengesunken am Tisch saß und angeregt den Text auf der Verpackung seines Getreidemüslis las, als handele es sich um die Heilige Schrift. Der Junge trug dieselben Sachen wie gestern und sah auch genauso schlimm aus.
    »Gestern hat mich die Universitätskasse angerufen«, sagte Charles.
    »Ich habe ihnen deine Nummer gegeben«, erwiderte Chuck, ohne aufzusehen.
    »Ich habe bei der Bank einen Kreditantrag gestellt«, sagte Charles. »In ein paar Tagen müßte ich das Geld bekommen, dann zahle ich sofort die Rechnung.«
    »Prima«, sagte Chuck und drehte die Verpackung in seiner Hand, so daß er die Nährwerte der einzelnen Bestandteile des Müslis auf der Seite ablesen konnte.
    »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Prima!« Charles wandte seinen Kopf zu Cathryn. »Kannst du dieses Kind noch verstehen?«
    Chuck tat, als hätte er die Frage nicht gehört.
    »Ich glaube, wir sollten jetzt gehen«, antwortete Cathryn. Sie stand auf und trug Milch und Butter zum Kühlschrank.
    »Laß nur alles stehen«, sagte Gina großmütig. »Ich mach’ das schon.«
    Charles und Cathryn verließen das Haus als erste. Eine blasse Wintersonne stand bereits im Südosten am Himmel. So kalt es auch in dem alten Pinto war, Cathryn war froh, vor dem schneidenden Wind geschützt zu sein.
    »Verdammt«, sagte Charles. Er hatte sich gerade die Finger warmgehaucht. »Jetzt habe ich das Teichwasser vergessen.«
    Damit Cathryn wenigstens vom Motor etwas gewärmt wurde, startete Charles den Wagen, was gar nicht so einfach war, bevor er zurück ins Haus lief, um das Glas mit dem Wasser aus dem

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