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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ist uns von der USB genehmigt worden.«
    »Genehmigt«, spottete Charles. »Im Fluß ist Benzol, und einer Ihrer Arbeiter hat gesagt, daß Recycle das Zeug hineingekippt hat. Und Benzol ist ein verfluchtes Gift. Bei meiner Tochter ist heute eine Leukämie diagnostiziert worden, und ein Kind, das ein Stück weiter flußaufwärts gelebt hat, ist an aplastischer Anämie gestorben, ebenfalls heute. Das ist kein Zufall. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr Laden zugemachtwird. Und beten Sie zu Gott, daß Sie ausreichend versichert sind.«
    »Das sind wilde und unverantwortliche Anschuldigungen«, sagte Dawson ruhig. »Ich sollte Ihnen vielleicht sagen, daß Recycle Ltd. innerhalb des Konzerns von Breur Chemical ein völlig unbedeutender Produktionszweig ist. Und man hat die Anlage nur in Betrieb gehalten, weil sich die Konzernleitung der Gemeinde gegenüber dazu verpflichtet fühlt. Ich kann Ihnen versichern, daß nur diese moralische Verantwortung den Konzern daran hindert, den Betrieb einzustellen.«
    »Mein Gott noch mal, dann sollen sie es doch tun«, schrie Charles in den Hörer.
    »Einhundertachtzig Arbeiter aus unserer Stadt könnten da anderer Meinung sein«, antwortete Dawson. Allmählich verlor auch er die Geduld. »Wenn Sie uns Schwierigkeiten machen, mein Herr, dann kann ich Ihnen garantieren, daß auch Sie Schwierigkeiten bekommen werden.«
    »Ich …« begann Charles, dann merkte er, daß die Leitung tot war. Dawson hatte aufgelegt.
    »Himmelherrgott!« schrie Charles und schüttelte wütend den Hörer.
    Cathryn nahm ihm den Hörer aus der Hand und legte ihn zurück auf die Gabel. Sie hatte nur gehört, was Charles während des Gesprächs gesagt hatte, aber schon das hatte genügt, sie aus der Fassung zu bringen. Sie führte ihn zum Küchentisch und drückte ihn auf einen Stuhl. Mit einer Handbewegung verscheuchte sie ihre Mutter, als sie in der Küchentür auftauchte. Auf ihrem Gesicht waren noch die Spuren ihrer Tränen zu sehen, aber sie weinte nicht mehr.
    »Ich glaube, du erzählst mir jetzt besser auch etwas über das Benzol«, sagte Cathryn.
    »Es ist ein Gift«, stieß Charles wütend hervor. »Es verändert irgendwie das Knochenmark.«
    »Und man muß es nicht essen, um sich damit zu vergiften?«
    »Nein. Man muß es nicht mit der Nahrung aufnehmen. Es reicht schon, wenn man es einatmet. Es geht sofort in den Kreislauf über. Warum mußte ich aus dem alten Schuppen nur ein Spielhaus für Michelle bauen!«
    »Und du glaubst, daß es die Leukämie von Michelle verursacht hat?«
    »Ich bin mir sicher. Offensichtlich hat sie immer, wenn sie in ihrem Haus gespielt hat, Benzoldämpfe eingeatmet. Benzol verursacht die seltene Form der Leukämie, die sie hat. Das alles kann kein Zufall sein. Vor allem, nachdem Tad an aplastischer Anämie gestorben ist.«
    »Das Benzol kann auch schuld daran sein?«
    »Absolut.«
    »Und du glaubst, daß Recycle Benzol in den Fluß geschüttet hat?«
    »Ich weiß, daß sie es getan haben. Das habe ich heute nacht herausgefunden. Und sie werden dafür bezahlen. Ich werde dafür sorgen, daß der Betrieb geschlossen wird.«
    »Und wie willst du das tun?«
    »Das weiß ich noch nicht. Morgen werde ich darüber mit einigen Leuten reden. Ich werde mich an die Umweltschutzbehörde wenden. Irgend jemand wird sich sicher dafür interessieren.«
    Cathryn sah Charles prüfend ins Gesicht. Sie mußte an die Fragen von Dr. Wiley und Dr. Keitzman denken. »Charles«, begann sie und nahm all ihren Mut zusammen. »Das ist alles sehr interessant und bestimmt auch wichtig, aber findest du nicht selbst, daß es im Moment ein kleines bißchen unangebracht ist?«
    »Unangebracht?« wiederholte Charles ungläubig.
    »Ja«, sagte Cathryn. »Wir haben gerade erfahren, daß Michelle Leukämie hat. Und ich bin der Meinung, daß wir uns jetzt zuallererst um sie sorgen sollten, und nicht darum, daß die Fabrik geschlossen wird. Dazu wird immer noch Zeit sein, aber Michelle braucht uns jetzt.«
    Charles starrte seine junge Frau an. Keine Lebenskrise konnte sie endgültig niederzwingen, mit ihrer unendlichen Kraft bewältigte sie auch die schlimmsten Stunden. Wie sollte er ihr je erklären können, daß der Kern seines Problems seine Hilflosigkeit war, daß er Michelle nichts zu geben hatte außer seiner Liebe? Als Krebsforscher wußte er zuviel über ihre Krankheit; als Arzt konnte ihn der eindrucksvolle Rahmen der modernen Medizin nicht in falscher Hoffnung wiegen; als Vater quälte ihn der Gedanke an das

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