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Fieber

Titel: Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mehr so sicher, ob er wirklich etwas gegen die Recycle Ltd. tun konnte, außer selbst mit seinem alten Gewehr den Betrieb zu stürmen. Wieder stieg das quälende Bild von Michelle in ihrem Bett in seinen Gedanken auf. Charles konnte nicht sagen, was ihn so sicher sein ließ, daß die Chemotherapie bei ihr nicht wirken würde. Vielleicht brauchte er diese erschreckende Vorstellung nur, um sich selbst dazu zwingen zu können, mit dem Schlimmsten fertig zu werden. Denn andererseits mußte er zugeben, daß die Chemotherapie ihre einzige Hoffnung war. »Wenn sie schon Leukämie haben muß, warum kann es dann nicht eine lymphozytische sein, bei der die Chemotherapie so erfolgreich wirkt«, schrie Charles und riß an dem Lenkrad seines Pinto.
    Ohne es zu bemerken, war seine Geschwindigkeit unter sechzig Stundenkilometer gefallen, was die anderen Fahrer auf seiner Spur sofort in Wut versetzte. Ein wildes Hupkonzert brach los, und Fäuste wurden geschüttelt, als die anderen Wagen ihn überholten.
    Nachdem er den Wagen im Parkhaus des Verwaltungszentrums abgestellt hatte, ging Charles den schlauchartigen Durchgang zwischen dem JFK-Gebäude und dem Rathaus hinunter. Die engstehenden Mauern wirkten wie ein Windkanal, und Charles mußte sich gegen die Böen stemmen, um vorwärts zu kommen. Die Sonne schien im Moment nur schwach, aber von Westen zog schon wieder eine graue Wolkenbank auf. Die Temperatur lag bei fünf Grad minus.
    Charles ging durch die Drehtür und suchte nach einer Hinweistafel. Zu seiner Linken waren Fotografien von John F. Kennedy ausgestellt, geradeaus, direkt neben dem Fahrstuhl, wurden an einem provisorisch aufgestellten Stand Kaffee und Schmalzgebäck verkauft. Während Charles sich von einer Bedienung zeigen ließ, wo die Hinweistafel stand, legte sich auf seine Jacke ein dünner Staubfilm aus Puderzucker. Die Tafel war hinter einer Fotoserie verborgen, die Kennedy als lächelnden Teenager zeigte. Die USB war im dreiundzwanzigsten Stock untergebracht. Charles konnte sich gerade noch in den Fahrstuhl drängen, bevor die Türen sich schlossen. Charles ließ seinen Blick über die anderen Fahrgäste wandern. Verwundert stellte er fest, daß die meisten in grünen Polyesterstoff gekleidet waren.
    Im dreiundzwanzigsten Stock stieg Charles aus und folgte dem Hinweis ›Direktor‹. Das schien ein vielversprechender Anfang zu sein.
    Unmittelbar hinter der Eingangstür stand ein winkelförmiger Schreibtisch, hinter dem eine füllige Frau thronte, deren Haar in eine dichte Lockenpracht gelegt war. In ihrem Mundwinkel hing eine Zigarettenspitze aus Bergkristall, die eine lange, dünne Zigarette hielt. Aber nicht weniger auffallend war ihr gewaltiger Busen, der die Reißfestigkeit ihres Blusenstoffs auf eine harte Probe stellte. Als Charles sich ihrem Platz näherte, ordnete sie sich mit einem Blick in ihren Taschenspiegel die Locken an ihren Schläfen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Charles. Er fragte sich, ob sie vielleicht die Frau war, mit der er telefoniert hatte. »Ich möchte eine Eingabe gegen einen Betrieb machen, der Benzol in einen Fluß leitet. An wen muß ich mich da wenden?«
    Während sie weiter ihr Haar ordnete, sah die Frau argwöhnisch zu Charles auf. »Ist Benzol eine gefährliche Substanz?« fragte sie.
    »Sehr gefährlich«, antwortete Charles.
    »Dann sollten Sie, glaube ich, hinuntergehen in den neunzehnten Stock zur Abteilung für gefährliche Stoffe«, sagte sie in einem Ton, der die Ergänzung ›Sie ignoranter Bauer‹ erwarten ließ.
    Nachdem er acht Treppen hinuntergelaufen war, betrat Charles den neunzehnten Stock, auf dem eine ganz andereAtmosphäre herrschte. Bis auf die tragenden Mauern waren alle anderen herausgerissen worden, so daß man von einer Seite des Gebäudes bis zur anderen sehen konnte. Hüfthohe Metallgitter teilten die Fläche in Ecken und Nischen, und über dem ganzen Labyrinth hing eine Glocke aus Zigarettendunst und dem unverständlichen Gemurmel Hunderter von Stimmen.
    Charles betrat den Irrgarten und sah, daß in regelmäßigen Abständen Hinweissäulen wie Straßenschilder aufgestellt waren, die den Besucher zu den verschiedenen Abteilungen lenkten. Die Abteilung für gefährliche Stoffe lag Gott sei Dank nahe dem Treppenhaus, das Charles heruntergekommen war. Während er nach den Hinweisen für die Unterabteilungen Ausschau hielt, passierte er die Nebenstellen Lärm, Luft, Pestizide und die Abteilung für Strahlungsschäden. Hinter der Unterabteilung für

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