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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Marsh ihm.
    Der Lotse nickte.
    »Und vergessen Sie nicht, was passiert ist. Wir waren auf der Eli Reynolds , und deren Kessel ist explodiert. Dabei sind alle ums Leben gekommen - außer uns. Sie ist sofort gesunken, ziemlich weit weg von hier flußaufwärts, wo der Fluß am tiefsten ist. Das ist alles, was Sie wissen, klar? Den Rest erzähle ich.«
    »Das ist mehr, als ich weiß«, sagte Framm. »Wie, zum Teufel, bin ich hierhergekommen?«
    »Das soll Sie jetzt nicht interessieren. Befolgen Sie nur, was ich Ihnen gesagt habe.« Marsh wandte sich ab und stampfte die Treppe hinauf, während Toby Framm dabei behilflich war, sich in einen Sessel zu setzen.
    Sie hatten Joshua auf ein breites Baldachinbett gelegt und waren gerade im Begriff, ihn auszuziehen, als Marsh hereinkam. Joshuas Gesicht und seine Hände sahen am schlimmsten aus, schrecklich verbrannt, doch selbst unter der Kleidung war die weiße Haut leicht gerötet. Er bewegte sich schwach, während sie ihm die Stiefel auszogen, und stöhnte. »Jesus, ist der Mann schlimm verbrannt«, meinte einer der Sklaven kopfschüttelnd.
    Marsh blickte finster drein und trat an die Fenster, die weit geöffnet waren. Er schloß sie und legte auch die Läden vor. »Besorgt mir eine Decke oder so etwas«, befahl er, »damit ich sie davorhängen kann. Hier ist zuviel verdammtes Licht. Und zieht auch die Vorhänge um das Bett zu.« Er sagte das im polternden Ton eines Dampferkapitäns, der jeden Widerspruch im Keim erstickte.
    Erst als es in dem Zimmer so finster war, wie Marsh es sich vorstellte, und eine gebeugte hagere Schwarze heraufgekommen war, um Yorks Verbrennungen mit Kräutern, Wundsalben und kalten feuchten Handtüchern zu behandeln, verließ Abner Marsh das Zimmer. Im Erdgeschoß saßen der Plantagenbesitzer - ein stämmiger hartgesichtiger Mann mit ausgeprägtem Kinn, der sich als Aaron Gray vorstellte - und zwei seiner Söhne mit Karl Framm bei Tisch. Der Duft der Speisen erinnerte Marsh daran, wie lange es her war, seit er das letztemal gegessen hatte. Er fühlte sich ausgehungert. »Setzen Sie sich zu uns, Cap’n«, bat Gray, und Marsh zog sich dankbar einen Stuhl heran und ließ sich Brathuhn, Maisbrot, süße Erbsen und Kartoffeln auf den Teller laden.
    Joshua hat mit seiner Angst vor Fragen durchaus recht gehabt, dachte Marsh bei sich, während er seine Mahlzeit hinunterschlang. Die Grays stellten mindestens hundert Fragen, und Marsh beantwortete sie, so gut er konnte, wenn sein Mund nicht gerade voll war. Framm entschuldigte sich, während Marsh sich eine zweite Portion nahm - der Lotse sah immer noch sehr mitgenommen aus -, und ließ sich ein Bett zeigen. Je mehr Fragen Marsh beantwortete, desto unbehaglicher fühlte er sich. Er war kein geborener Lügner wie einige Flußleute, die er kannte, und das wurde mit jedem verdammten Wort deutlicher, das er hervorstotterte. Trotzdem überstand er die Mahlzeit irgendwie, obgleich Marsh sehr wohl bemerkte, daß Gray und sein ältester Sohn ihn einigermaßen seltsam betrachteten, als er seinen Nachtisch verzehrt hatte.
    »Ihrem Nigger geht es gut«, sagte der zweite Sohn, während sie vom Tisch aufstanden, »und Robert ist losgefahren, um Doktor Moore zu holen, damit er die anderen beiden behandelt. Unterdessen wird Sally sich um sie kümmern. Es hat keinen Sinn, wenn Sie sich jetzt aufregen, Cap’n. Wahrscheinlich wollen Sie sich auch etwas ausruhen. Sie haben schließlich eine Menge durchgemacht, haben Ihren Dampfer und alle Ihre Freunde verloren.«
    »Ja, das ist wahr«, gab Abner Marsh zu. Und kaum war ihm dieses Geständnis entschlüpft, da fühlte Marsh sich unendlich müde. Er hatte nun seit dreißig Stunden kein Auge mehr zugetan. »Das wäre jetzt genau das richtige für mich«, sagte er dankbar.
    »Zeig ihm ein Zimmer, Jim!« bat der Pflanzer. »Und noch eins, Cap’n, Robert benachrichtigt auch noch den Totengräber. Wegen dieser armen Frau. Eine ganz tragische Sache, wirklich. Wie, sagten Sie, lautet ihr Name?«
    »Valerie«, sagte Marsh. Er konnte sich absolut nicht an ihren Nachnamen erinnern, den sie genannt hatte. »Valerie York«, improvisierte er daher.
    »Sie bekommt ein anständiges christliches Begräbnis«, versprach Gray, »es sei denn, Sie wollen sie zu ihrer Familie bringen, oder?«
    »Nein«, sagte Marsh, »nein.«
    »Gut. Jim, bring Cap’n Marsh nach oben. Gib ihm ein Zimmer gleich neben seinem bedauernswerten verbrannten Freund.« »Klar, Daddy.« Marsh schaute sich kaum in dem

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