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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Ihnen auch keine Belohnung dafür. Wir wollen uns nur schnellstens verabschieden.«
    »Sie wollen schon gehen?« fragte Julian. »Aber, aber, ich soll Sie ohne eine Belohung von dannen ziehen lassen? Wo Sie doch den weiten Weg von Arkansas bis hierher gekommen sind, um uns zwei Schwarze zu bringen? Das kann ich auf keinen Fall zulassen.« Er durchquerte den Raum. Jim Johnston, der von den Augen des Gastgebers wie gebannt war, hielt seine Pistole hoch und rührte sich nicht. Julian nahm sie ihm aus der Hand und legte sie auf den Tisch. Er berührte die Wange des Jungen. »Unter dem Schmutz sind Sie ein hübscher Junge«, sagte er.
    »Was machen Sie da mit meinem Sohn?« wollte Tom Johnston wissen. »Lassen Sie ihn in Ruhe! Finger weg!« Er zückte seine Pistole.
    Damon Julian ließ einen Blick in die Runde schweifen. »Ihr Junge hat eine urtümliche, unverbrauchte Schönheit«, meinte er. »Dafür haben Sie jedoch eine Warze.«
    »Er ist eine Warze«, verbesserte Sour Billy Tipton seinen Herrn und Meister.
    Tom Johnston starrte ihn wütend an, und Damon Julian lächelte. »Tatsächlich«, sagte er. »Sehr amüsant, Billy.« Julian gab Valerie und Adrienne ein Zeichen. Sie glitten auf ihn zu, und jede ergriff eine Hand Jim Johnstons.
    »Brauchen Sie Hilfe?« bot Sour Billy sich an.
    »Nein«, erwiderte Julian, »danke sehr.« Mit einer graziösen, fast lässigen Geste hob er eine Hand und führte sie sacht über den Hals des Jungen. Jim Johnston stieß einen gurgelnden, erstickten Laut aus. Ein dünne rote Linie erschien plötzlich um seinen Hals, ein kleines, geschwungenes Halsband, dessen hellrote Perlen unter den Blicken aller Anwesenden größer und größer anschwollen, dann nacheinander platzten und seinen Hals herabrieselten. Jim Johnston bäumte sich auf, warf sich hin und her, aber der eiserne Griff der beiden Frauen ließ ihm keinen Raum, sich zu bewegen. Damon Julian beugte sich vor und preßte den offenen Mund auf den Schnitt, um das heiße helle Blut aufzufangen.
    Tom Johnston machte ein undeutliches tierhaftes Geräusch tief in seiner Brust und brauchte eine halbe Ewigkeit, um zu reagieren. Schließlich spannte er seine Pistole ganz und brachte sie in Anschlag. Alain trat ihm in den Weg, und plötzlich tauchten Vincent und Jean rechts und links von ihm auf, und Raymond und Cynthia berührten ihn von hinten mit kalten weißen Händen. Johnston stieß einen Fluch aus und schoß. Ein Blitz flammte auf, ein scharfer beißender Geruch nach Pulver breitete sich aus, und der spindeldürre Alain wich schwankend zurück und stürzte, niedergeschleudert durch die Wucht des Geschosses. Blut sickerte durch die rüschenbesetzte weiße Hemdbrust, die er trug. Halb sitzend, halb liegend, berührte Alain seine Brust, und seine Hand kam blutig wieder hoch.
    Raymond und Cynthia hielten Johnston endlich fest, und Jean nahm ihm die Pistole mit einer geschmeidigen, lässigen Geste aus der Hand. Der massige rotgesichtige Mann widersetzte sich nicht. Er starrte nur auf Alain. Der Blutfluß hatte aufgehört. Alain lächelte und zeigte dabei lange weiße Zähne, raubtierhaft, furchteinflößend. Er erhob sich und kam näher. »Nein«, schrie Johnston, »nein, ich hab’ dich erschossen, du mußt tot sein, ich habe geschossen!«
    »Manchmal erzählen Nigger tatsächlich die Wahrheit, Mister Johnston«, sagte Sour Billy Tipton. »Nichts als die Wahrheit. Sie hätten darauf hören sollen.«
    Raymond griff unter Johnstons Schlapphut, wühlte mit den Händen in seinen Haaren und riß ihm den Kopf zurück, um den dicken roten Hals freizulegen. Alain lachte und riß Johnstons Kehle mit den Zähnen auf. Dann drängten die anderen heran.
    Sour Billy griff nach hinten, zog das Messer und huschte zu den beiden Negern hinüber. »Kommt schon«, sagte er. »Mister Julian braucht euch heute nacht nicht, aber ihr beide werdet nie mehr weglaufen. Runter in den Keller. Kommt schon, beeilt euch, oder ich lasse euch bei denen .« Das scheuchte sie auf, wie Sour Billy aus Erfahrung wußte.
    Der Keller war eng und feucht. Man mußte durch eine Falltür, die von einem Teppich bedeckt wurde, hinuntersteigen. Das Land war in dieser Gegend zu naß für einen richtigen Keller, aber dies war auch kein richtiger Keller. Der Boden war zwei Zoll hoch mit Wasser bedeckt, die Decke war so niedrig, daß kein Mann aufrecht stehen konnte, und die Wände waren grün vor Schimmel. Sour Billy kettete die Neger an, und zwar nahe genug beieinander, daß sie einander

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