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Fiebertraum

Fiebertraum

Titel: Fiebertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Tür. Das Zimmer war total schwarz und wirkte beklemmend.
    Hinter dem Vorhang rührte sich etwas. Die samtenen Stoffbahnen wurden zurückgeschoben. Damon Julian tauchte auf; fahl, still, kalt. Seine schwarzen Augen schienen aus der Dunkelheit herauszuspringen und Sour Billy zu berühren. »Ja, Billy«, antwortete die sanfte Stimme.
    Sour Billy berichtete ihm alles. Damon Julian lächelte. »Bring sie ins Eßzimmer. Ich komme nach.«
    Im Eßzimmer hing ein großer Kronleuchter, aber der war, so lange Sour Billy sich erinnern konnte, niemals erleuchtet gewesen. Nachdem er die Sklavenjäger hereingeleitet hatte, suchte er Zündhölzer und setzte eine kleine Öllampe in Brand, die er in die Mitte des langen Tisches stellte, so daß sie einen kleinen Ring aus Licht auf die weiße Leinentischdecke warf, den Rest des schmalen, hohen Raumes jedoch dunkel ließ. Die Johnstons nahmen Platz, und der jüngere schaute sich unbehaglich um, wobei seine Hand die Pistole an seiner Seite keine Sekunde lang losließ. Die Neger blieben unglücklich an einem Ende des Tisches stehen.
    »Wo ist dieser Julian?« erkundigte Tom Johnston sich mißmutig.
    »Gleich, Tom«, sagte Sour Billy. »Warten Sie.«
    Fast zehn Minuten lang sagte niemand ein Wort. Dann atmete Jim Johnston zischend ein. »Daddy«, sagte er, »sieh doch. Jemand steht in der Tür!«
    Die Tür führte zur Küche. Dort herrschte schwarze Finsternis. Die Nacht war endgültig hereingebrochen, und die einzige Lichtquelle in diesem Teil des Hauses war die Öllampe auf dem Tisch. Hinter der Küchentür war nichts zu erkennen außer undeutlichen, bedrohlichen Schatten - und etwas, das aussah wie die Umrisse einer menschlichen Gestalt, die unbeweglich dastand.
    Lily wimmerte, und der Neger Sam drückte sie noch fester an sich. Tom Johnston sprang auf, sein Stuhl scharrte über den Holzfußboden nach hinten, sein Gesicht war gespannt. Er zog und spannte seine Pistole. »Wer ist da?« rief er. »Kommen Sie raus!«
    »Sie brauchen nicht zu erschrecken«, beruhigte Damon Julian ihn.
    Sie fuhren alle herum, Johnston zuckte zusammen, als wäre ihm ein Geist erschienen. Julian stand im Durchgang zur Vorhalle, hinter sich undurchdringliche Dunkelheit, lächelte charmant und war mit einem langen dunklen Anzug und einer roten Seidenkrawatte um den Hals bekleidet. Seine Augen waren dunkel und blickten amüsiert in die Runde, und die Flamme der Lampe wurde von ihnen reflektiert. »Das ist nur Valerie«, sagte Julian.
    Mit einem Rascheln ihrer Röcke trat sie vor und stand in der Küchentür, blaß und still, dabei von betörender Schönheit. Johnston sah sie an und lachte. »Ach«, stieß er erleichtert hervor, »nur eine Frau. Entschuldigen Sie, Mister Julian, Diese Niggergeschichten haben mich schon völlig verrückt gemacht.«
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte Damon Julian.
    »Hinter ihm sind noch mehr«, flüsterte Jim Johnston. Sie sahen sie jetzt alle; düstere Gestalten, undeutlich, halb verschluckt von der Dunkelheit hinter Julian.
    »Nur meine Freunde«, erklärte Damon Julian lächelnd. Eine Frau in einem hellblauen Gewand erschien zu seiner Rechten. »Cynthia«, stellte er vor. Eine weitere Frau, in Grün, stand links neben ihm. »Adrienne«, fügte Julian hinzu. Er hob einen Arm und vollführte damit eine träge, geschmeidige Geste. »Und das sind Raymond und Jean und Kurt.« Sie erschienen gemeinsam, wobei sie sich so lautlos wie Katzen bewegten, aus anderen Türen, die ringsum in den langgestreckten Raum führten. »Und hinter Ihnen kommen Alain und Jorge und Vincent.«
    Johnston wirbelte herum, und da waren sie und traten aus den Schatten. Und weitere waren hinter Julian zu sehen. Außer dem Rascheln, das ihre Kleider verursachten, war von ihnen kein Laut zu hören, als sie hereinkamen. Und sie alle starrten die Besucher an und lächelten einladend.
    Sour Billy lachte nicht, obgleich es ihn sehr amüsierte, wie Tom Johnston seine Pistole umklammerte und sich gehetzt umschaute wie ein in die Enge getriebenes Tier. »Mister Julian«, sagte er, »ich sollte Ihnen mitteilen, daß unser Mister Johnston hier nicht die Absicht hat, sich betrügen zu lassen. Er hat immerhin eine Pistole, Mister Julian, und sein Sohn auch, und sie können beide bestens mit Messern umgehen.«
    »Aha«, sagte Damon Julian.
    Die Neger begannen zu beten. Der junge Jim Johnston sah Damon Julian an und zog ebenfalls seine Pistole. »Wir haben Ihnen Ihre Nigger zurückgebracht«, sagte er. »Wir wollen von

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